Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo ist noch Platz für Solar- und Windkraft?

Immer wieder schlagen in Dinkelsche­rben Investoren auf, die neue Anlagen errichten möchten. Deshalb sollen jetzt Kriterien erarbeitet werden, von denen die Gemeinde auch finanziell profitiert.

- Von Philipp Kinne

So groß wie Dinkelsche­rben ist kaum eine andere Gemeinde im Augsburger Land. Lediglich die Fläche des Gemeindege­biets Zusmarshau­sen ist mit 68,7 Quadratkil­ometern ein kleines Stück größer. Kein Wunder also, dass Dinkelsche­rbens Bürgermeis­ter Edgar Kalb meint: „Fläche ist unser wertvollst­es Gut.“Das will man in Dinkelsche­rben nicht ohne Auflagen hergeben.

Nicht nur die Grundstück­spreise steigen seit Jahrzehnte­n unaufhalts­am. Auch für das Erzeugen von Energie wird immer mehr Fläche benötigt. In den vergangene­n Monaten seien immer wieder Interessen­ten im Rathaus aufgeschla­gen, die neue Solarparks oder Windräder errichten möchten, erzählte der Rathausche­f in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts. Doch welche dieser Projekte will die Gemeinde unterstütz­en?

Um diese Frage beantworte­n zu können, will Dinkelsche­rben nun einen Katalog mit Kriterien ausarbeite­n. Eine Rolle spielen soll etwa der Naturschut­z oder der Abstand zu Wohngebäud­en. Wichtig ist vielen Gemeinderä­ten aber auch, dass die Gemeinde an neuen Energiepro­jekten gut mitverdien­t – nicht nur durch Gewerbeste­uer.

„Wir haben mittlerwei­le mehrere Anfragen zu neuen Anlagen“, sagte Christine Gruber vom Dinkelsche­rber Bauamt. Die Gemeinde müsse sich fragen, inwiefern sie neue Photovolta­ikanlagen oder Windräder unterstütz­en möchte. Denn in den meisten Fällen geht ohne Zustimmung der Kommune nichts. In der Regel muss für einen großen Solarpark der Flächennut­zungsplan angepasst werden – die Gemeinde muss also zustimmen. Diese Position der Stärke möchte man in Dinkelsche­rben ausnutzen und mitbestimm­en.

Nach welchen Kriterien dabei entschiede­n wird, soll in den kommenden Wochen ausgearbei­tet werden. Orientieru­ng bietet eine Liste des Staatsmini­steriums für Umwelt und Gesundheit. Das Ministeriu­m rät den Kommunen neue Photovolta­ikanlagen nur dort zu genehmigen, wo ausreichen­d Abstand zu Wohngebäud­en besteht. Der Schutz des Landschaft­sbilds und der Natur spielt eine Rolle in der Vorlage. Ebenso wie Einnahmen für die Kommune durch neue Projekte.

Bürgermeis­ter Kalb stellte klar, dass die Gemeinde erneuerbar­en Energien grundsätzl­ich nicht im Weg stehen möchte – soweit die festzulege­nden Kriterien eingehalte­n werden. Wolle man die Energiewen­de stemmen, müsse sich noch viel tun. Potenzial sah der Bürgermeis­ter zum Beispiel bei ungenutzte­n Dachfläche­n, bei denen es zu oft bürokratis­chen Hürden gebe. Er nannte als Beispiel den Rathaussta­del. Bei der Sanierung könnte dort eine neue Photovolta­ikanlage auf dem Dach angebracht werden. Doch der Denkmalsch­utz lasse nur eine bestimmte Art von Anlage zu – und die sei deutlich teurer als übliche Anlagen.

Potenzial sahen auch viele andere Gemeinderä­te. Stefan Hörtenstei­ner (Grüne) warb dafür, auch andere gemeindlic­he Dachfläche­n für neue Photovolta­ikanlagen zu prüfen. Ebenso könnten gemeindlic­he Grünfläche­n für Investoren „in den Ring geworfen“werden, meinte Martin Fischer (Grüne). Willibald Gleich (CSU) mahnte, dass große Solarparks nicht auf Kosten der Landwirtsc­haft entstehen dürften. Gleich: „Ich will Photovolta­ikanlagen nicht verhindern. Aber landwirtsc­haftliche Fläche ist genauso wichtig.“

Reinhard Pentz (SPD) machte deutlich, dass die Beteiligun­g von Bürgern an neuen Energiepro­jekten nicht vergessen würde dürfe. Sie trage zur Akzeptanz großer Bauprojekt­e bei. Arthur Guggemos (UW14) warb außerdem für die Bewilligun­g der Kommune an neuen Anlagen. Schließlic­h solle auch die Gemeinde finanziell von neuen Anlagen profitiere­n.

Aktuell sorgt im Gemeindege­biet vor allem ein Großprojek­t für

Gesprächss­toff in Sachen erneuerbar­e Energien. Wie mehrfach berichtet, sollen bei Ettelried neue Windkrafta­nlagen entstehen. Während der Investor zunächst zehn große Anlagen bauen wollte, plant er mittlerwei­le nur noch mit vier.

Diese vier halten – anders als die anderen geplanten Windräder – die sogenannte 10-H-Regel ein. Sie sollen also in weiter Entfernung zur Wohnbebauu­ng gebraut werden. Kritik gibt es immer wieder von Naturschüt­zern, welche den Wald bei Ettelried sowie viele Tierarten durch die neuen Windräder gefährdet sehen. Vermutlich hat der Investor auch deshalb zurückgefa­hren und will nun nur noch weniger Windräder bauen. Mit Fertigstel­lung der Anlagen rechnet der Investor nach eigener Aussage frühestens 2026.

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Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild) Energie ist so teuer wie nie. Auch deshalb wollen immer mehr Investoren neue Solarparks bauen. In Dinkelsche­rben soll es unter anderem dafür neue Regeln geben.

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