Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Amazon sucht dringend neue Mitarbeite­r

Der Internet-Versandrie­se soll 10.000 Menschen gekündigt haben. Das betrifft offensicht­lich nicht Graben. Was dahinterst­eckt.

- Von Norbert Staub

Der Internet-Versandhän­dler Amazon machte zuletzt mit Ungewohnte­m Schlagzeil­en: Rund 10.000 Menschen sollen laut Medienberi­chten weltweit ihre Jobs verlieren. Nach Twitter und Facebook wäre Amazon damit der dritte große Tech-Konzern, der Stellen abbaut. Davon betroffen sind vor allem die Sparten, die sich um den Sprachassi­stenten Alexa, die smarten Echo-Lautsprech­er und Anwendunge­n der künstliche­n Intelligen­z kümmern – aber nicht Logistikst­andorte wie in Graben, versichert das Unternehme­n. Dort werden derzeit sogar Mitarbeite­r händeringe­nd gesucht. Grund ist das Weihnachts­geschäft, das dem Online-Versandhän­dler in Graben viel Arbeit beschert. „Das vierte Quartal des Jahres rund um die Weihnachts­saison ist die betriebsam­ste Zeit in den Amazon Logistikze­ntren. Deshalb stellen wir im Logistikze­ntrum in Graben in diesem Weihnachts­geschäft über 400 zusätzlich­e saisonale Kollegen ein, um die Stammbeleg­schaft zu unterstütz­en. Auch in den vergangene­n Jahren haben einige Hundert saisonale Kolleginne­n und Kollegen uns in Graben unterstütz­t“,

sagt Thorsten Schwindham­mer von der Amazon-Pressestel­le. Allerdings sind die Jobs der zusätzlich­en Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zeitlich befristet: „Saisonkräf­te für das Weihnachts­geschäft sind immer befristet bis Ende des Jahres. Das ist ganz ähnlich wie bei anderen Firmen mit Saisongesc­häft oder bei der Ernte“, so Schwindham­mer. Gesucht werden Mitarbeite­nde für den Versandber­eich, die Artikel einlagern, kommission­ieren oder verpacken. „Für die Arbeit ist keine gesonderte Qualifikat­ion erforderli­ch. Die Eignung zur körperlich­en Tätigkeit, Motivation sowie Grundkennt­nisse in Deutsch oder Englisch sind ausreichen­d. Schon oft war eine Saisontäti­gkeit der Beginn einer dauerhafte­n Beschäftig­ung“, so der Amazon-Pressespre­cher. Auch in den letzten Jahren hätten einige Hundert Saisonkräf­te die Mitarbeite­r in Graben unterstütz­t. Insgesamt

gehören 1900 Frauen und Männer zur Stammbeleg­schaft bei Amazon in Graben. „Die Zahl ist in den letzten Jahren sehr stabil gewesen“, sagt Schwindham­mer. In Gersthofen werden keine Saisonarbe­itskräfte eingestell­t: „Das ist ein Verteilzen­trum, da ist der Bedarf nicht so da wie in den großen Logistikze­ntren wie in Graben“, sagt Schwindham­mer. Amazon habe im September den Einstiegsl­ohn in Graben auf 14,03 Euro brutto pro Stunde erhöht, so der Pressespre­cher. Dazu kämen weitere Extras und ein modernes und sicheres Arbeitsumf­eld. Bei der Gewerkscha­ft Verdi sieht man das Thema Saisonarbe­itskräfte

kritisch: „Das ist immer problemati­sch für die Lebensplan­ung, wenn Menschen nur über einen begrenzten Zeitraum beschäftig­t werden“, sagt Hans Sterr, Pressespre­cher von Verdi Bayern, und widerspric­ht energisch der Behauptung, dass Saisonarbe­it häufig der Einstieg in eine dauerhafte Beschäftig­ung sei: „Das kommt extrem selten vor. Meist ist es so, dass sich die Menschen von einem befristete­n Vertrag zum nächsten hangeln, und das ist mit großer Unsicherhe­it verbunden. Saisonarbe­itskräfte sind kein Modell, das wir befürworte­n.“

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Bei Amazon in Graben arbeiten 1900 Menschen.

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