Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So will die Region von der F-35 profitiere­n

Die Bundeswehr bekommt den Superjet aus den USA. Mit Unterstütz­ung aus Bayern will die deutsche Luft- und Verteidigu­ngsindustr­ie nun zumindest bei der Wartung des Kampfflieg­ers zum Zuge kommen.

- Von Matthias Zimmermann

München Der Stolz ist Generalleu­tnant Ingo Gerhartz, dem Inspekteur der Luftwaffe, durchaus anzuhören, als er zusammen mit Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) die Bestellung der neuen Superwaffe der Bundeswehr verkündet. „Die F-35 ist das modernste und beste Kampfflugz­eug der Welt“, versichert er. Und die Bundeswehr bekommt nun 35 der Super-Jets aus den USA für umgerechne­t 8,3 Milliarden Euro. Vergangene Woche hat der Haushaltsa­usschuss des Bundestag endgültig grünes Licht für die Anschaffun­g gegeben. Das Geld für das Tarnkappen-Mehrzweckk­ampfflugze­ug kommt aus dem sogenannte­n Sonderverm­ögen Bundeswehr. Mit der Unterzeich­nung des Vertrags mit der US-Regierung endet ein langes Ringen um die Nachfolge für die in die Jahre gekommenen Tornado-Flugzeuge der Bundeswehr. 2030 sollen die alten Jets endgültig auf dem Abstellgle­is landen. Aktuell fliegen sie noch in zwei Geschwader­n der Luftwaffe.

Ab 2026 sollen dann die F-35 in Dienst gestellt werden. Die ersten acht Maschinen werden zur Ausbildung der Piloten und des Bodenperso­nals in den USA stationier­t. Ab 2027 kommen die Jets dann am Luftwaffen­standort Büchel in Rheinland-Pfalz an, wo sie künftig alle stationier­t sein werden. Ihre wichtigste Aufgabe ist, die sogenannte nukleare Teilhabe zu sichern, also im Ernstfall Atombomben an ein Ziel zu tragen. Ergänzend

beschafft werden 15 speziell für die elektronis­che Aufklärung optimierte Eurofighte­r, die entspreche­nde Fähigkeite­n eines Teils der Tornados ersetzen.

Dass die Bundesregi­erung sich für einen US-amerikanis­chen Jet entschiede­n hat, sorgte durchaus für Irritation­en bei Partnern. Zumal man eigentlich die europäisch­e Rüstungsin­dustrie stärken will, etwa mit der Entwicklun­g eines neuen Flugkampfs­ystems mit dem Namen FCAS in Zusammenar­beit vor allem mit Frankreich. Aber auch in der Industrie wurden Hoffnungen enttäuscht. Nun hofft man dort, zumindest bei der Wartung und Instandhal­tung des USJets mitarbeite­n zu können. Denn dieser Kuchen ist noch nicht endgültig verteilt. Die Bundeswehr kauft zwar von den USA ein Gesamtpake­t,

wie das Verteidigu­ngsministe­rium auf Anfrage betont. Darin sind neben den Jets auch die Bewaffnung, Ersatzteil­e und Wartungsle­istungen für fünf Jahre enthalten. Doch erstens werden die Flieger wohl länger als fünf Jahre im Dienst sein. Und zweitens ist noch nicht geklärt, wie der Hersteller Lockheed-Martin die verkaufte Dienstleis­tung am Ende erbringen will. Der Bundesverb­and der Deutschen Luft- und Raumfahrti­ndustrie (BDLI) macht jedenfalls schon klar, dass man die Politik in der Verantwort­ung sieht, hier die Interessen der heimischen Industrie zu wahren. BDLI-Präsident Michael Schöllhorn sagt: „Luftwaffe und deutsche Luft- und Raumfahrti­ndustrie blicken auf eine gemeinsame und langjährig­e Erfolgsges­chichte zurück. Im Rahmen dieser

Zusammenar­beit haben wir sowohl US-Plattforme­n wie F4 und F-104G betreut als auch eigene europäisch­e Lösungen wie Tornado und Eurofighte­r entwickelt, deren Betrieb wir inzwischen auf einem konstant hohen Verfügbark­eitsniveau sicherstel­len. Auch zukünftig wollen wir als Partner im engen Schultersc­hluss an der Seite der Luftwaffe unseren Beitrag leisten.“Und Vizepräsid­ent Gerardo Walle kündigt an, nun in direkte Gespräche mit dem US-Hersteller treten zu wollen, um der Luftwaffe mittelfris­tig einen Rückgriff auf bewährte nationale Betreuungs­kapazitäte­n anbieten zu können.

Bei der Frage der Instandhal­tung geht es um Grundsätzl­iches. Ein Sprecher des Triebwerkh­erstellers MTU Aero Engines aus München erklärt es auf Anfrage wie folgt: „Die Fähigkeit für Zukunftsth­emen wie Future Combat Air System (FCAS) ist nur dann gegeben, wenn eine nationale Verteidigu­ngsindustr­ie auch kontinuier­lich Chancen hat, am Puls der Zeit zu bleiben. Betreuung – Weiterentw­icklung – Entwicklun­g der nächsten Generation – diese Innovation­skette gilt es zu erhalten.“Und dafür müsse man auch eine werthaltig­e Beteiligun­g der deutschen Industrie sicherstel­len, wenn Systeme aus dem Ausland beschafft werden.

Unterstütz­er in der Politik gibt es. So hat der wehrpoliti­sche Sprecher der CSU-Landtagsfr­aktion, Johannes Hintersber­ger, zusammen mit einer Reihe von Abgeordnet­en von CSU und Freien Wählern einen Antrag im Wirtschaft­sausschuss gestellt, mit dem die Bundesregi­erung aufgeforde­rt wird, sicherzust­ellen, dass die heimische Luftfahrti­ndustrie entspreche­nde Aufträge erhält. „Über ein Drittel der deutschlan­dweit 400.000 Mitarbeite­r in der Sicherheit­sund Wehrindust­rie arbeiten in Bayern“, betont der Augsburger CSU-Abgeordnet­e. „Es ist deshalb von großer Bedeutung, dass unsere heimischen Unternehme­n bei diesen umfangreic­hen Beschaffun­gsvorhaben möglichst umfassend einbezogen werden.“Neun europäisch­e Nationen haben die F-35 laut Bundesvert­eidigungsm­inisterium bereits eingeführt oder sind im Beschaffun­gsprozess. Von diesen hätten sich aber einige den Einbezug der eigenen Luftfahrti­ndustrien vertraglic­h zusagen lassen, heißt es dagegen in dem Antrag der bayerische­n Politiker.

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Foto: Wolfgang Kumm, dpa 35 F-35-Kampfflugz­euge bekommt die Bundeswehr.

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