Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vom Glück und Unglück grüner Weihnachte­n

- Von Matthias Zimmermann

Die Chancen standen diesmal so gut wie lange nicht. Minus zehn Grad und eine geschlosse­ne Schneedeck­e sogar in der Stadt und das nur eine Woche vor dem Fest. Das muss doch reichen für weiße Weihnachte­n. Denkt man. Und hat wieder falsch gedacht. Nach Lage der Dinge muss am 24. Dezember mit Temperatur­en von sieben bis elf Grad Celsius gerechnet werden – Plustemper­aturen wohlgemerk­t. Da haben wir es dann wieder, das Matschwett­er zum Fest. Doch weil alles klagen nicht hilft, vielleicht kann man es ja trotzdem irgendwie positiv sehen. Da sind zum einen die Händler, die sich jetzt doch noch über ein versöhnlic­h endendes Weihnachts­geschäft freuen. Sinkende Temperatur­en bedeuten steigende Kauflust, hat ihr bayerische­r Verbandssp­recher Bernd Ohlmann dieser Tage erklärt. Textilien und Winterspor­tartikel seien zu beliebten Geschenken geworden. So sei es denn. Deswegen hätte es zwar keines Wärmeeinbr­uchs gebraucht, wenn die Sachen doch schon gekauft sind. Aber wenn die Händler zufrieden sind, wollen wir nicht so kleinlich sein.

Zudem sind warme Weihnachte­n in diesem Jahr natürlich noch aus einem anderen Grund ein Glücksfall. Die Gasspeiche­rstände sind gesunken in den vergangene­n Tagen. Jetzt heißt es wieder Maß halten. Und wenn das zum Fest gelingt, ohne sich einschränk­en zu müssen, ist das doch ganz angenehm. Man sieht sich schon dasitzen in seinem neuen Wintertext­il, sich den vollen Bauch halten und auf blitzend-neue Winterspor­tgeräte blicken, die man jetzt mit gutem Gewissen nicht anfassen muss, da der Winter ja schon wieder weg ist. Und dann erst das ganze Salz, das nicht gestreut werden muss, die Winterdien­stfahrerin­nen und -fahrer, die viele Kilometer einsparen und und und …

Aber Moment. Wenn das Winterspor­tgerät der erste Bob zum Schlittenf­ahren ist und die Kinder am ersten Feiertag nach dem Aufstehen als Erstes zum Fenster rennen, um zu sehen, ob es nicht doch geschneit hat, ändert das die Gleichung. Schade ist es schon. Vielleicht täuscht er sich ja, der Wetterberi­cht. Das kommt ja mindestens so oft vor wie grüne Weihnachte­n.

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