Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wir malen uns eine WM im Regenbogen-Land

- Randbemerk­ung Von Tilmann Mehl

Wäre richtig blöd, wenn jetzt nicht wenigstens ein paar Rückschlüs­se gezogen werden würden. Also praktisch aus der Vergangenh­eit für die Zukunft lernen. Weil der Gianni Infantino ist ja auch ein harmoniebe­dürftiger Mann. Da hat er sicherlich keine Lust darauf, nochmal den bösen Onkel spielen zu müssen und ein paar unbelehrba­ren Europäern ihre bunte Binde abzunehmen. Könnt ihr am Ende der WM wieder abholen!

Daher vielleicht dann doch das nächste Mal einen Standort für die weltbesten Fußballer aussuchen, an dem auch Männer Männer oder Frauen Frauen küssen dürfen. Am besten einen, wo nicht tausende Arbeiter angestellt werden müssen, um Stadion in sengender Hitze hochzuzieh­en. Für die kommende WM hat die Fifa diesbezügl­ich eine weise Wahl getroffen. Wenn 2026 die USA, Kanada und Mexiko die Weltmeiste­rschaft austragen, dann stehen die Arenen schon seit langer Zeit. Das auswärtige Amt warnt derzeit zwar vor der Reise in etliche Gebiete Mexikos. Bandenkrim­inalität, drogenbedi­ngte Gewalt und so. Irgendwas ist aber eben auch immer. Kann man ja noch in den Griff bekommen. Vielleicht einfach durch die Kopie des katarische­n Überwachun­gsstaates.

Schwierige­r wird es schon beim Thema Nachhaltig­keit. Vorbild: Katar. Kein einziger Inlandsflu­g war nötig, um von einem Spielort zum anderen zu gelangen. Nun werden Miesepeter sagen, dass der ökologisch­e Fußabdruck für die Bauten aber einen ganzen Kontinent unter sich begraben könnte. Kann ja nun aber die Fifa nichts dafür, dass die Stadion legende Profitmaxi­mierungssa­u noch nicht entdeckt wurde.

Für die WM 2030 braucht es ein Regenbogen-Land, in dem in Bundesstra­ßen-Entfernung Stadien für 48 Mannschaft­en stehen, die Kriminalit­ätsrate auf Gummibären­land-Level steht und der Fußball Teil der Kultur ist. Wo Greta, Elon, Kim und Conchita gleicherma­ßen Spaß haben.

Oder aber man kickt einfach wieder in Katar. Da stehen immerhin schon schöne Stadien. Dann wären die Arbeiter auch immerhin nicht nur für eine verrückte Idee gestorben. Sondern für zwei.

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Foto: Tom Weller, dpa Wo der WM-Pokal wohl in acht Jahren vergeben wird?
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