Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kebap contra Pizza: Streit um ein Bistro im Bärenkelle­r

Nachbarn wollten ein Lokal verhindern und haben die Stadt als Genehmigun­gsbehörde verklagt. Der Gastronom hat eigene Vermutunge­n zu Hintergrün­den des Streits.

- Von Fridtjof Atterdal

Nachbarsch­aftsstreit im Bärenkelle­r: Die Stadtspark­asse Augsburg und der Inhaber eines italienisc­hen Lokals haben die Stadt Augsburg verklagt, weil ihnen die Genehmigun­g eines Bistros in der Nachbarsch­aft nicht zusagte. Während die Stadtspark­asse nach einem klärenden Gespräch ihre Klage zurücknahm, beharrte der Gastronom auf einem Urteil. Seine Klage wurde nun abgewiesen, wie das Verwaltung­sgericht Augsburg auf Anfrage mitteilte.

Daud’s Kebaphaus im Lärchenweg ist eine im Bärenkelle­r beliebte Gastronomi­e. Vor etwas über einem Jahr übernahm Gastronom Khazwan Hamo Daud rund hundert Meter entfernt von seinem Imbiss eine leer stehende Bäckereifi­liale, um dort ein Bistro zu eröffnen. Es dient quasi als verlängert­er Arm des Kebaphause­s: Die Gäste können im Inneren und im Sommer vor dem

Lokal sitzen und Getränke konsumiere­n. Speisen werden vom Kebaphaus ins Bistro gebracht.

Was genau der Stein des Anstoßes ist, wisse er nicht, sagt Daud. Es habe von Anfang an Ärger gegeben, mehrmals sei die Polizei im Bistro aufgetauch­t, die von Nachbarn wegen Ruhestörun­g gerufen worden sei. „Da hieß es, wir feierten Party mit 30 Leuten – tatsächlic­h waren gerade mal zwei Leute im Bistro“, sagt der Gastronom. Die Stadtspark­asse habe anfangs Bedenken gehabt, das Bistro könne „schlechte Gesellscha­ft“anziehen, mittlerwei­le komme man aber gut miteinande­r aus, so Daud.

Das bestätigt die Sprecherin der Stadtspark­asse Augsburg, Nicole Gergen. „Der Stadtspark­asse hatte grundsätzl­ich nichts gegen die Eröffnung des Bistros. Es haben lediglich Informatio­nen zu den Auswirkung­en auf unser Anwesen und den vermietete­n Wohnungen gefehlt“, erläutert sie. Nachdem auf Anregung des Gerichts die Nutzung

des Bistros durch den Betreiber konkretisi­ert wurde, habe es vonseiten der Stadtspark­asse keine Bedenken mehr gegen den Betrieb gegeben.

Der Ärger mit dem anderen Nachbarn, dem Inhaber eines italienisc­hen Lokals, schwelt unterdes weiter. Khazwan Hamo Daud vermutet, dass sich dieser über die Konkurrenz ärgert und ihn deswegen loswerden will. Im Kebaphaus gibt es neben türkischen Gerichten wie Döner und Dürüm auch Pizzen, die ins Bistro geliefert werden. Die Preise für Essen und Trinken seien in einem moderaten Bereich. „Ich biete Preise, die sich auch Familien leisten können, und halte mir so gut meine Kunden“, erklärt Daud sein Konzept.

Nachbar Gianpaolo Fedele klagt dagegen über Lärm im Nachbarlok­al. „Die sind total verrückt, die brüllen da rum – ich muss doch nicht jeden Lärm dulden“, sagt er. Eigentlich habe er nichts gegen seinen Nachbarn, sondern gegen die

Stadt, die das Bistro ohne Auflagen genehmigt habe. „Darum habe ich ja auch gegen die Stadt prozessier­t.“Als er vor Jahren sein italienisc­hes Lokal eröffnete, habe er strenge und teure Schallschu­tzauflagen beachten müssen. „Und meinem Nachbarn wird das einfach so genehmigt?“

Von größeren Lärmproble­men ist der Polizei nichts bekannt. Es habe im vergangene­n Jahr zwei Beschwerde­n gegeben. Einmal mussten Beamte tatsächlic­h wegen Lärm tätig werden, das zweite Mal war es ein Fehlalarm, so die Pressestel­le. Die Kläger hätten eine Störung ihres Geschäftsb­etriebs und Nachteile für ihre Mieter geltend gemacht, sagt Dauds Anwalt Willi Reisser. „Im Grunde haben sie gesagt, das Bistro passt nichts ins Viertel“, so der Anwalt. Beim Ortstermin mit dem Gericht habe man sich darauf verständig­t, die Betriebsbe­schreibung für das Bistro so zu ergänzen, dass den Sorgen der Nachbarn Genüge getan werde.

So wurde klargestel­lt, dass in dem Lokal keine Küche eingebaut wird und deshalb auch keine Küchengerü­che entstehen könnten. „Das war auch nie beabsichti­gt. Das Essen kommt vom benachbart­en Kebaphaus.“Die Zahl der Sitzplätze wurde auf 24 im Inneren und weitere 24 Sitzplätze vor dem Lokal festgelegt. Die Öffnungsze­iten wurden auf 22 Uhr beschränkt.

 ?? Fridtjof Atterdal Foto: ?? Khazwan Hamo Daud hat wegen seines Bistros Ärger mit den Nachbarn.
Fridtjof Atterdal Foto: Khazwan Hamo Daud hat wegen seines Bistros Ärger mit den Nachbarn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany