Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Immer wieder der TSV Bobingen
Hallenfußball: Der Rekordmeister und Titelverteidiger ist in der Halle eine Macht und hat bei der 40. Augsburger Landkreismeisterschaft auch das Glück des Tüchtigen. FC Horgau im Finale auf Augenhöhe.
Fischach „Ist doch langweilig, wenn immer die gleiche Mannschaft gewinnt.“Die halbe Nation stöhnt und rollt mit den Augen, wenn Jahr für Jahr – mittlerweile zum zehnten Mal in Folge – der FC Bayern München in Deutschland die Meisterschale überreicht bekommt. Ähnliches Grummeln könnte man im Landkreis Augsburg vermuten, denn dort sicherte bei der 40. Landkreismeisterschaft im Hallenfußball zum 14. Mal die gleiche Mannschaft den Titel. Wie vor der Pandemie heißt der Sieger auch nach zweijähriger CoronaZwangspause TSV Bobingen.
Der Tabellenzweite der Bezirksliga Süd bezwang im Finale vor 220 Zuschauern in der Fischacher Staudenlandhalle den FC Horgau aus der Bezirksliga Nord mit 3:1 und hatte dabei das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. 23 Sekunden vor dem Ertönen der Schlusssirene schien Philip Meitinger den Ball zum 2:2 ins Tor gestochert zu haben, doch nach der Rettungsaktion von Adrian Schlotterer hatte ein Viertel des Spielgerätes die Torlinie noch nicht überschritten, war also nicht im vollen Umfang hinter der Linie. Im Gegenzug verwandelte dann Hüseyin Tomakin einen Siebenmeter zur endgültigen Entscheidung.
Seine Ausnahmestellung hatten die Bobinger Hallenspezialisten schon im Viertelfinale gezeigt, als sie die SpVgg Langerringen mit 7:1 aus der Halle schossen. Wesentlich schwerer hatte es der TSV Dinkelscherben, der gegen den TSV Diedorf scheinbar souverän mit 2:0 führte, ehe Maximilian Mayer und Alexander Galis innerhalb einer Minute für den Kreisklassisten ausglichen. Daniel Wiener mit einem direkt verwandelten Freistoß und Phillip Schmid, der in der letzten Minute traf, als Diedorf bereits den Torwart herausgenommen hatte, rückten die Verhältnisse wieder zurecht.
Eine überzeugende Vorstellung lieferte auch der FC Horgau ab. Der Nord-Bezirksligist zeigte im Viertelfinale dem Überraschungsteam des CSC Batzenhofen-Hirblingen aus der A-Klasse Nordwest beim 6:1 die Grenzen auf. Das 4:3 des ASV Hiltenfingen gegen den VfR Foret erscheint knapper, als es tatsächlich war. Der Augsburger Kreisligist führte bereits mit 4:1, als Tolga Güclü in der Schlussminute noch zwei Treffer gelangen. Der Nordwest-Kreisklassist aus Foret, bei dem auch Ex-Trainer Antonio Cuevas auflief, war die Sache fast ein bisschen zu selbstsicher
angegangen. „Cold as Ice“von Foreigner lief bei jedem Tor, als Hiltenfingen eiskalt zuschlug. Die Ausrichtung mit Verpflegung, Hallenansage und musikalischer Untermalung hatte erstmals die Schiedsrichtergruppe Augsburg um Obmann Stefan Sommer übernommen, weil in der Vorweihnachtszeit kein Verein dafür gefunden werden konnte.
Nachdem die Sieger der Viertelfinalspiele die Fahrkarte zum Endrundenturnier um die Kreismeisterschaft gelöst hatten, die am 30. Dezember ebenfalls ins Fischach stattfindet, wurde es im Halbfinale richtig spannend. Zweimal musste das Sechsmeterschießen entscheiden. Im Bezirksliga-Süd-Duell zwischen dem TSV Dinkelscherben und dem TSV Bobingen überlistete
zunächst Manuel Britsch die Dinkelscherbener Abwehr inklusive des ansonsten starken Torhüters Lukas Kania mit einem direkten Freistoß aus über zwölf Metern zum 1:0 für Bobingen. Aus spitzestem Winkel gelang Daniel Wiener der Ausgleich. Im Strafstoßschießen zielte Dinkelscherbens kickender Co-Trainer Phillip Schmid dann vorbei, Hüseyin Tomakin schoss zwar Keeper Kania an, doch von dessen Körper prallte der Ball zum 4:3 ins Tor.
„So ein Sch...“, kommentierte Horgaus Torhüter Felix Häberl das Wettbolzen aus kürzester Distanz, bei dem der Torhüter nur das Glück haben kann, dass er getroffen wird. Dabei hatte er gerade im zweiten Halbfinale gegen den ASV Hiltenfingen den ersten Strafstoß
von Robin Kugelmann gehalten. Nicht von ungefähr hatte auch hier der zum besten Spieler des Turniers gewählte Valentin Blochum den Führungstreffer für die Kleeblätter erzielt. Nachdem Philip Meitinger am Pfosten gescheitert war und Horgau die Entscheidung verpasst hatte, war nach dem Ausgleich durch David Bulik dann der ASV Hiltenfingen am Drücker. Bulik, der ebenso wie Valentin Blochum, Daniel Wiener und Manuel Britsch insgesamt vier Treffer erzielt hatte, um dann per Los zum Torschützenkönig gekürt zu werden, versuchte es sogar mit einem Fallrückzieher. Diese Aktion sorgte auf der spärlich besetzten Tribüne wenigstens kurzzeitig für etwas Stimmung. Im Sechsmeterschießen trafen für Horgau dann Maximilian
Reitmeier, Arthur Mayer und Valentin Blochum ganz sicher.
Ausgerechnet Felix Häberl war dann der Unglücksrabe im Finale. Nachdem er zunächst mit mehreren Glanzparaden einen Rückstand verhindert hatte, flutschte ihm ein eher harmloser Schuss von Manuel Britsch zum 1:0 für den TSV Bobingen durch die Hosenträger. Kurz darauf landete eine verunglückte Faustabwehr bei Maximilian Krist, der zum 2:0 ins leere Tor traf. Doch Horgau gab nicht auf. Nach dem Anschlusstreffer durch Severin Blochum mobilisierte der FCH noch einmal alle Kräfte, scheiterte jedoch an den wenigen Millimetern, die der Ball nicht vollständig über der Torlinie war. Der TSV Bobingen konnte zum 14. Mal den Titel bejubeln.