Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wald statt Stahl
Naturschützer ziehen gegen umstrittene Rodung im Augsburger Land vor Gericht.
Meitingen Bayerns einziges Stahlwerk will wachsen und dafür sollen gut 17 Hektar Wald verschwinden. Der Bund Naturschutz (BN) hält das für falsch und hat deshalb beim Verwaltungsgerichtshof in München Klage eingereicht. Die Naturschützer gehen davon aus, dass die von der Gemeinde Meitingen (Landkreis Augsburg) genehmigte Erweiterung der Lech-Stahlwerke rechtswidrig ist.
Diese wollen für neue Produktionsanlagen und Lagerflächen mehr als 17 Hektar des Waldgebiets, das direkt ans Werksgelände anschließt, roden. Als Ausgleich sollen an anderer Stelle etwas mehr als 23 Hektar neu aufgeforstet werden. Bannwälder, wie der betroffene Lohwald südlich von Meitingen, stellt das bayerische Waldgesetz allerdings unter besonderen Schutz. Der Bund Naturschutz ist deshalb davon überzeugt, dass die Rodung nicht rechtens ist. Der Wald sei nicht nur Lebensraum einer Vielzahl von Arten. Er biete umliegenden Siedlungen Schutz vor Lärm, Emissionen und sei wichtig für den lokalen Klimaschutz. Ein neu gepflanzter Wald könne diese Funktionen auch in 20 Jahren nicht erreichen, begründen die Naturschützer die Klage. Mit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs rechnen sie in etwa anderthalb Jahren.
Dass bereits im Oktober mit dem Fällen der Bäume begonnen wurde, ist für die Naturschützer unbegreiflich. Sie gehen davon aus, dass etliche der Ausgleichsmaßnahmen erst in Jahren greifen. Daher hätte mit der Rodung nie begonnen werden dürfen, ist Johannes Enzler, Vorsitzender der BNKreisgruppe, überzeugt. Der Bund Naturschutz kündigte an, gegen die Auftraggeber Strafanzeige zu erstatten. Nach Darstellung des Meitinger Bürgermeisters Michael Higl war die erste Rodung genehmigt, nachdem der Bebauungsplan für die Stahlwerkserweiterung in Kraft getreten und alle Bedingungen erfüllt waren.