Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wald statt Stahl

Naturschüt­zer ziehen gegen umstritten­e Rodung im Augsburger Land vor Gericht.

- Von Philipp Kinne

Meitingen Bayerns einziges Stahlwerk will wachsen und dafür sollen gut 17 Hektar Wald verschwind­en. Der Bund Naturschut­z (BN) hält das für falsch und hat deshalb beim Verwaltung­sgerichtsh­of in München Klage eingereich­t. Die Naturschüt­zer gehen davon aus, dass die von der Gemeinde Meitingen (Landkreis Augsburg) genehmigte Erweiterun­g der Lech-Stahlwerke rechtswidr­ig ist.

Diese wollen für neue Produktion­sanlagen und Lagerfläch­en mehr als 17 Hektar des Waldgebiet­s, das direkt ans Werksgelän­de anschließt, roden. Als Ausgleich sollen an anderer Stelle etwas mehr als 23 Hektar neu aufgeforst­et werden. Bannwälder, wie der betroffene Lohwald südlich von Meitingen, stellt das bayerische Waldgesetz allerdings unter besonderen Schutz. Der Bund Naturschut­z ist deshalb davon überzeugt, dass die Rodung nicht rechtens ist. Der Wald sei nicht nur Lebensraum einer Vielzahl von Arten. Er biete umliegende­n Siedlungen Schutz vor Lärm, Emissionen und sei wichtig für den lokalen Klimaschut­z. Ein neu gepflanzte­r Wald könne diese Funktionen auch in 20 Jahren nicht erreichen, begründen die Naturschüt­zer die Klage. Mit einer Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichtsh­ofs rechnen sie in etwa anderthalb Jahren.

Dass bereits im Oktober mit dem Fällen der Bäume begonnen wurde, ist für die Naturschüt­zer unbegreifl­ich. Sie gehen davon aus, dass etliche der Ausgleichs­maßnahmen erst in Jahren greifen. Daher hätte mit der Rodung nie begonnen werden dürfen, ist Johannes Enzler, Vorsitzend­er der BNKreisgru­ppe, überzeugt. Der Bund Naturschut­z kündigte an, gegen die Auftraggeb­er Strafanzei­ge zu erstatten. Nach Darstellun­g des Meitinger Bürgermeis­ters Michael Higl war die erste Rodung genehmigt, nachdem der Bebauungsp­lan für die Stahlwerks­erweiterun­g in Kraft getreten und alle Bedingunge­n erfüllt waren.

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