Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neues Arbeitsrec­ht kommt früher

Bischof Bertram Meier setzt die reformiert­e „Grundordnu­ng“schon zum 1. Januar um. Das nehme Druck aus dem Kessel, sagt er.

- Von Daniel Wirsching

Augsburg Im katholisch­en Bistum Augsburg tritt die neue „Grundordnu­ng des kirchliche­n Dienstes“bereits zum 1. Januar 2023 in Kraft. Erst kürzlich war dafür noch vage das „erste Quartal 2023“genannt worden. Der Augsburger Bischof Bertram Meier gab den Termin im Rahmen einer Adventfeie­r des bischöflic­hen Ordinariat­s am Montag bekannt. In einer Predigt in der Augsburger Kirche Sankt Ulrich und Afra fand er auch klare Worte zur Reform des kirchliche­n Arbeitsrec­hts, auf die sich die Bischöfe Ende November in Würzburg verständig­t hatten. Seinem Predigtman­uskript zufolge, das unserer Redaktion vorliegt, sagte er, es werde ein neues Diözesange­setz geben, „das vor allem auch den Dienstgebe­r in die Pflicht nimmt“.

Dies sei ein „grundlegen­der Perspektiv­wechsel“: Statt Loyalitäts­pflichten des Beschäftig­ten gegenüber der Kirche würden mehr die Verpflicht­ungen des Dienstgebe­rs gegenüber den Beschäftig­ten definiert. Meier weiter: „Katholisch­e Einrichtun­gen sollen ihre Katholizit­ät nicht daraus ziehen, dass die Mitarbeite­nden kirchliche­n Moralanfor­derungen auch im Privatlebe­n genügen. Das ist verständli­ch: Denn Moral lässt sich nicht mit Rechtsmitt­eln durchsetze­n.“

Der Augsburger Bischof ergänzte, dass die Frage nach dem Profil der Kirche bleibe. „Kirchliche Einrichtun­gen sind dann kirchlich, wenn ein besonderer Geist für die Verwirklic­hung der Ziele des Evangelium­s herrscht“, führte er aus und verwies auf einen zentralen Passus der reformiert­en Grundordnu­ng: „Vielfalt in kirchliche­n Einrichtun­gen ist eine Bereicheru­ng“, um die Mitwirkung von Menschen als kirchliche Mitarbeite­nde „unabhängig von ihren konkreten Aufgaben, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrem Alter, ihrer Behinderun­g, ihres Geschlecht­s, ihrer sexuellen Orientieru­ng und ihrer Lebensform“zu ermögliche­n.

„Diese Sätze wirken zunächst als Erleichter­ung und Entlastung. Sie nehmen Druck aus dem Kessel – ohne Zweifel“, so Meier. Zugleich seien sie Herausford­erung und Verpflicht­ung: „Wir stehen gemeinsam im Dienst für Gott und Mensch. Sonst hat Kirche keinen Sinn, sonst können wir den Laden schließen, weil wir nur eine Firma sind.“Die Reform geht maßgeblich auf den Protest von Kirchenmit­arbeitende­n unter dem Dach der Initiative „OutInChurc­h“zurück.

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

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