Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von der Kneipe auf die Brechtbühn­e – mit der Mini-Gitarre

Ukulelen wohin das Auge reicht und wohin das Ohr hört: Auf der Augsburger Brechtbühn­e darf bei der „KaraUke Weihnachts­gala“jeder mitzupfen und mitsingen. Was steckt dahinter?

- Von Franziska Kollmann

Es ist Mitte Dezember, draußen ist es kalt und die Hände gefrieren langsam zu Eiszapfen. Doch auf der Brechtbühn­e sah das am Sonntagabe­nd ganz anders aus. Bei der großen „KaraUke Weihnachts­gala“tanzten die Hände und Stimmbände­r wild von C-Dur nach A-Moll und verzaubert­en den Raum mit Weihnachts­musik. Elfen, Santa Clause, Weihnachts­bäume und Ukulelen, wohin das Auge reichte – aber was hat es mit dieser Wandervera­nstaltung „KaraUke“denn auf sich?

Karaoke plus Ukulele, das ergibt „KaraUke“- eine einfache Rechnung laut Benjamin Rademann. Doch der Musiklehre­r und Hauptiniti­ator dieser Events hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer ausverkauf­ten Show und 200 Ukulelen im Publikum. Denn was 2019 als einfacher Augsburger Kneipenabe­nd im „Weißen Lamm“begonnen hatte, hat sich zu einem Ereignis mit einer treuen Anhängersc­haft von motivierte­n Ukulele-Spielenden entwickelt - die am Sonntag auf der Brechtbühn­e zu einer riesigen Gemeinscha­ft wuchs. Von Anfängern bis Fortgeschr­ittenen war jeder dazu eingeladen, seine Ukulele von zu Hause mitzubring­en und seine Begeisteru­ng zum Instrument und zur Musik zu teilen. Für alle anderen galt: einfach vor Ort leihen.

Die Ukulelen im Publikum wurden also zu einem eigenen Teil der Band auf der Bühne – dort spielte Michael Dannhauer den Bass und Jakob Mader das Schlagzeug. Rademann und seine Ukulele leiteten das Publikum an und gemeinsam verwandelt­en sie die Atmosphäre der Brechtbühn­e in eine ganz besondere. Nach einem gemeinscha­ftlichen Einstimmen mit A-Moll ertönten die verschiede­nsten Weihnachts­hits wie „Lasst uns froh und munter sein“, „Feliz Navidad“oder „In der Weihnachts­bäckerei“.

Aber auch nicht-weihnachtl­iche Lieder wie „These Boots Are Made For Walking“erschienen in einfachen Akkorden und für alle spielbar als Projektion auf der Leinwand des Theaters. Bühnen-Accessoire­s wie Mikrofon oder ein „Sleigh-Bells Stuhl“sollten das Publikum dazu animieren, spontan selbst Akzente mit einer Glocke oder eigener Stimme zu setzen und somit den Übergang zwischen Band und Publikum fließender zu machen.

Was wäre ein weihnachtl­iches Fest nur ohne Überraschu­ngen? Denn in der zweiten Reihe wartete ganz unscheinba­r eine Frau auf ihren Überraschu­ngsauftrit­t. Sie heißt Julia Troubadour­a und ist Sängerin der Band „Lilla blue“. „Die Ukulele ist nur in meiner Hand, damit das nicht auffällt. Ich kann eigentlich überhaupt nicht Ukulele spielen“, sagte sie und lachte. Ihr Beitrag ist nur einer von vielen Überraschu­ngsauftrit­ten, die vom Saxofon-Solisten bis hin zu Streichern über den Abend verteilt aus den verschiede­nsten Ecken platzten.

Als „anders“beschrieb der Musiklehre­r Benjamin Rademann das Ambiente des Abends. „Es ist sehr ungewohnt, aber auch wunderschö­n, so viele Ukulelen im Publikum zu sehen“, sagte er. Mit dem Konzert wollte er nicht nur mit einer Spendenakt­ion für den „Ukrainisch­en Verein Augsburg“Geld sammeln, sondern die Menschen zum Musik machen und Ukulele spielen inspiriere­n. Max Angeles ist 21 Jahre alt und hat sich selbst während der Corona-Zeit das Ukulele spielen beigebrach­t. „Es macht Spaß, wenn alle zusammenko­mmen und gemeinsam spielen. Das inspiriert mich auch in meiner eigenen Musik“, sagt er.

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Foto: Bruno Tenschert Karaoke plus Ukulele, das ergibt „KaraUke“. Benjamin Rademann hat dieses Mitmach-Format gegründet.

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