Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Dieser Aufzug soll nicht auffallen, aber vielen helfen
Die Diskussionen begannen vor mehr als zehn Jahren. Nun wird der neue Fahrstuhl im Schaezlerpalais eröffnet. Bei der Finanzierung hilft eine Frau aus Pfersee.
Unter lautem Beifall ist der neue Aufzug im Innenhof des Schaezlerpalais am Montag eröffnet worden. Somit können auch Besucherinnen und Besucher mit Mobilitätseinschränkungen die Ausstellungen in den Obergeschossen sowie die Veranstaltungen im bekannten Rokoko-Festsaal besichtigen. Bisher habe es etwa für Rollstuhlfahrer keine wirkliche Möglichkeit gegeben, in die oberen Stockwerke zu gelangen, sagt Claudia Nickl vom Augsburger Behindertenbeirat. Das Tragen von Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sei keine Alternative und „total gefährlich“, so Claudia Nickl.
Die Diskussionen über die Barrierefreiheit im Kunstmuseum
Schaezlerpalais gibt es seit der Wiedereröffnung 2006. Claudia Nickl hat damals zusammen mit anderen Betroffenen vor dem Schaezlerpalais demonstriert. Im Juli 2009 folgte dann der Beschluss des Stadtrats: Das Schaezlerpalais soll behindertengerecht werden. Trotzdem hat die Umsetzung gedauert. Gründe dafür gibt es viele. Nicht zuletzt lag es am Denkmalschutz. Der Aufzug sollte möglichst wenig in Erscheinung treten und den historischen Fassaden des Schaezlerpalais wenig Konkurrenz machen. Die Lösung ist nun, dass der Fahrstuhl mit Glas verkleidet ist, sodass sich die Fassade des Innenhofs drin spiegelt. Die CoronaPandemie und daraus resultierende Lieferschwierigkeiten sowie Konstruktionsprobleme hätten die Fertigstellung weiter verzögert,
sagt Kulturreferent Jürgen Enninger.
Ein weiteres Problem waren fehlende Gelder. Als der Bau eines Aufzugs 2009 thematisiert wurde,
ging man von einer Investition in Höhe von einer halben Million Euro aus. Nach Angaben des Direktors der Kunstsammlungen, Christof Trepesch, hätten sich die
Kosten nahezu verdoppelt. 2015 nahm die Finanzierungsfrage dann eine unerwartete Wende. Eine Frau aus Pfersee habe sich gemeldet und gesagt, dass sie mit ihrem Ersparten den Bau des Aufzugs mitfinanzieren wolle, berichtet CSU-Politiker Andreas Jäckel, der zu dieser Zeit der Leiter des Nachlass- und Stiftungsmanagements der Kreissparkasse Augsburg war. Der verstorbene Ehemann der Frau habe selbst einmal eine Ausstellung im Schaezlerpalais gehabt, weswegen das Gebäude der Witwe ein besonderes Anliegen gewesen sei, so Jäckel. Mit der 350.000-Euro-Spende der Frau sei nach Ansicht des CSU-Manns klar gewesen: „Am Geld wird es nicht mehr scheitern.“Der Friedrich-Prinz-Fonds kommt ebenfalls für einen Teil der Kosten auf.