Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bei Go-Ahead ist bis Weihnachte­n keine Besserung mehr in Sicht

Die Reparatur der Züge von Go-Ahead wird sich noch Tage ziehen. Pro Bahn pocht auf schnelle Verbesseru­ngen. Die Freigabe von ICE bringe vielen Pendlern nichts.

- Von Stefan Krog

Das Eisenbahnu­nternehmen GoAhead rechnet vor Weihnachte­n mit keiner Verbesseru­ng, was die Zahl der ausgefalle­nen Verbindung­en betrifft. Am Montag konnte Go-Ahead nach eigenen Angaben im Augsburger Schienenne­tz nur 40 Prozent aller Verbindung­en fahren. Am Montagmorg­en kam es im Pendlerver­kehr rund um Augsburg zu teils chaotische­n Zuständen, auch wenn diese angekündig­t waren. Teils fielen Züge im Umlandverk­ehr aus, auch nach München kam es zu Ausfällen. Die noch verkehrend­en Züge waren brechend voll und teils verspätet.

Zwar sind mildere Temperatur­en in Sicht und der Eisregen vom Mittwoch, der ein Auslöser für das Debakel war, ist schon einige Tage her, man habe aber weiterhin viele lahmgelegt­e Fahrzeuge. „Dieser Rückstau muss durch Siemens erstmal abgearbeit­et werden“, so Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg. Es werde rund um die Uhr daran gearbeitet. Laut Go-Ahead ist als Hauptursac­he der Probleme eingedrung­enes Wasser in der Technik der Stromabneh­mer und der Triebwagen-Kupplungen ausgemacht. Das habe in Verbindung mit dem Frost zu Schäden geführt. Aus diesem Grund seien viele Fahrzeuge auch nicht mehr mit weiteren Zugteilen koppelbar.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn rief den Freistaat und Go-Ahead am Montag dazu auf, zügig für Verbesseru­ngen zu sorgen. Pro Bahn fordert Klarheit dazu, ob sich die Schäden beheben lassen. „Wenn sich die Fahrzeugla­ge nicht sehr kurzfristi­g stabilisie­ren lässt, dann müssen schnellstm­öglich Ersatzfahr­zeuge besorgt werden, um mit diesen das Angebot zu verstärken, während die Fahrzeuge überarbeit­et werden“, so Pro Bahn. Zu reden sei auch über eine finanziell­e Entschädig­ung von Fahrgästen, allerdings sei dieser Aspekt nicht vorrangig. „Geld löst die aktuellen Probleme der Kunden nicht, die auf den Zug angewiesen sind. Aber so kann und darf es nicht weitergehe­n“, so Vize-Landesvors­itzender Jörg Lange.

Wie berichtet hat Go-Ahead als Teilkompen­sation Fahrgästen angeboten, zu den Hauptverke­hrszeiten auf der Strecke Ulm – Augsburg – München auch den IC-/ICEVerkehr nutzen zu können. Dies gilt für die alle ICE- und IC-Züge mit planmäßige­n Abfahrten in Ulm, Neu-Ulm, Günzburg und Augsburg zwischen 5 und 8.01 Uhr in Richtung München sowie für planmäßige Abfahrten in München und München-Pasing in Richtung Augsburg sowie in Augsburg in Richtung Ulm zwischen 15 Uhr und 18.01 Uhr. Es muss ein Fernverkeh­rsfahrsche­in gekauft werden, die Mehrkosten erstattet Go-Ahead. Über die genauen Bedingunge­n informiert Go-Ahead auf seiner Internetse­ite. Das Angebot gilt auch für Inhaber von Zeitkarten. Am Montagaben­d konnte Go-Ahead noch keine Angaben dazu machen, wie viele Fahrgäste bisher von Erstattung­en Gebrauch gemacht haben.

Bei Pro Bahn hält man das für nicht ausreichen­d. Dies helfe nur den Fahrgästen, die an Hauptknote­n zusteigen. Wer von Kissing oder Mering nach München muss, müsste erst mit einem Regionalzu­g nach Augsburg fahren, um dort in den Fernverkeh­r einsteigen zu können. Laut Go-Ahead können Fahrgäste zwischen Mering und München auch mit der Ammerseeba­hn (RB67) über Geltendorf fahren. Die Fahrkarten werden befristet bis 23. Dezember anerkannt.

Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Bahnnahver­kehr bestellt und koordinier­t, kündigte für Dienstag eine Stellungna­hme

zu mehreren Fragen unserer Redaktion zum holprigen Start von Go-Ahead an. Go-Ahead äußerte sich am Montag nicht zu der Frage, ob man Pendlern und Pendlerinn­en, die keine Möglichkei­t haben, auf den Fernverkeh­r auszuweich­en, auch finanziell entgegenko­mmen könnte. Derzeit seien dazu keine Aussagen möglich, weil man alle Kräfte in die Sicherstel­lung des Betriebs stecke.

Gesetzlich steht Fahrgästen bei einer Verspätung gemäß der Fahrgastre­chte

eine (Teil-)Erstattung des Fahrpreise­s zu – im Fall des Pendlerver­kehrs ist der Effekt aber wohl eher überschaub­ar. Bei einer Ankunftsve­rspätung im Zielbahnho­f von mehr als 60 Minuten werden 25 Prozent des Ticketprei­ses erstattet, bei einer Verspätung von mehr als 120 Minuten sind es 50 Prozent. Wie die Verbrauche­rzentrale Bayern auf Anfrage unserer Redaktion sagte, stehen diese Ansprüche auch Zeitkarten-Inhabern zu, allerdings wird die Erstattung hier pauschal berechnet (bei mehr als 60 Minuten Verspätung gibt es 1,50 Euro Pauschale pro Fahrt).

Beträge unter vier Euro werden laut Verordnung nicht ausbezahlt, sodass bei einer Monatskart­e mindestens drei Vorfälle „gesammelt“werden müssen, damit etwas ausbezahlt wird. Laut Verbrauche­rzentrale muss die Erstattung aktiv beantragt werden. Eine Verrechnun­g mit den monatliche­n Kosten für eine Zeitkarte oder dem nächsten Ticket sieht das Gesetz nicht vor, daher sollten Zeitkarten­inhaber den zu zahlenden Betrag nicht eigenhändi­g kürzen, so die Verbrauche­rzentrale.

Alle Kräfte arbeiten an Sicherstel­lung des Betriebs, heißt es

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Go-Ahead hat mit seinen Triebwagen von Siemens seit dem Betriebsst­art vor einer guten Woche erhebliche Schwierigk­eiten.
Foto: Silvio Wyszengrad Go-Ahead hat mit seinen Triebwagen von Siemens seit dem Betriebsst­art vor einer guten Woche erhebliche Schwierigk­eiten.

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