Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bei Go-Ahead ist bis Weihnachten keine Besserung mehr in Sicht
Die Reparatur der Züge von Go-Ahead wird sich noch Tage ziehen. Pro Bahn pocht auf schnelle Verbesserungen. Die Freigabe von ICE bringe vielen Pendlern nichts.
Das Eisenbahnunternehmen GoAhead rechnet vor Weihnachten mit keiner Verbesserung, was die Zahl der ausgefallenen Verbindungen betrifft. Am Montag konnte Go-Ahead nach eigenen Angaben im Augsburger Schienennetz nur 40 Prozent aller Verbindungen fahren. Am Montagmorgen kam es im Pendlerverkehr rund um Augsburg zu teils chaotischen Zuständen, auch wenn diese angekündigt waren. Teils fielen Züge im Umlandverkehr aus, auch nach München kam es zu Ausfällen. Die noch verkehrenden Züge waren brechend voll und teils verspätet.
Zwar sind mildere Temperaturen in Sicht und der Eisregen vom Mittwoch, der ein Auslöser für das Debakel war, ist schon einige Tage her, man habe aber weiterhin viele lahmgelegte Fahrzeuge. „Dieser Rückstau muss durch Siemens erstmal abgearbeitet werden“, so Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg. Es werde rund um die Uhr daran gearbeitet. Laut Go-Ahead ist als Hauptursache der Probleme eingedrungenes Wasser in der Technik der Stromabnehmer und der Triebwagen-Kupplungen ausgemacht. Das habe in Verbindung mit dem Frost zu Schäden geführt. Aus diesem Grund seien viele Fahrzeuge auch nicht mehr mit weiteren Zugteilen koppelbar.
Der Fahrgastverband Pro Bahn rief den Freistaat und Go-Ahead am Montag dazu auf, zügig für Verbesserungen zu sorgen. Pro Bahn fordert Klarheit dazu, ob sich die Schäden beheben lassen. „Wenn sich die Fahrzeuglage nicht sehr kurzfristig stabilisieren lässt, dann müssen schnellstmöglich Ersatzfahrzeuge besorgt werden, um mit diesen das Angebot zu verstärken, während die Fahrzeuge überarbeitet werden“, so Pro Bahn. Zu reden sei auch über eine finanzielle Entschädigung von Fahrgästen, allerdings sei dieser Aspekt nicht vorrangig. „Geld löst die aktuellen Probleme der Kunden nicht, die auf den Zug angewiesen sind. Aber so kann und darf es nicht weitergehen“, so Vize-Landesvorsitzender Jörg Lange.
Wie berichtet hat Go-Ahead als Teilkompensation Fahrgästen angeboten, zu den Hauptverkehrszeiten auf der Strecke Ulm – Augsburg – München auch den IC-/ICEVerkehr nutzen zu können. Dies gilt für die alle ICE- und IC-Züge mit planmäßigen Abfahrten in Ulm, Neu-Ulm, Günzburg und Augsburg zwischen 5 und 8.01 Uhr in Richtung München sowie für planmäßige Abfahrten in München und München-Pasing in Richtung Augsburg sowie in Augsburg in Richtung Ulm zwischen 15 Uhr und 18.01 Uhr. Es muss ein Fernverkehrsfahrschein gekauft werden, die Mehrkosten erstattet Go-Ahead. Über die genauen Bedingungen informiert Go-Ahead auf seiner Internetseite. Das Angebot gilt auch für Inhaber von Zeitkarten. Am Montagabend konnte Go-Ahead noch keine Angaben dazu machen, wie viele Fahrgäste bisher von Erstattungen Gebrauch gemacht haben.
Bei Pro Bahn hält man das für nicht ausreichend. Dies helfe nur den Fahrgästen, die an Hauptknoten zusteigen. Wer von Kissing oder Mering nach München muss, müsste erst mit einem Regionalzug nach Augsburg fahren, um dort in den Fernverkehr einsteigen zu können. Laut Go-Ahead können Fahrgäste zwischen Mering und München auch mit der Ammerseebahn (RB67) über Geltendorf fahren. Die Fahrkarten werden befristet bis 23. Dezember anerkannt.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Bahnnahverkehr bestellt und koordiniert, kündigte für Dienstag eine Stellungnahme
zu mehreren Fragen unserer Redaktion zum holprigen Start von Go-Ahead an. Go-Ahead äußerte sich am Montag nicht zu der Frage, ob man Pendlern und Pendlerinnen, die keine Möglichkeit haben, auf den Fernverkehr auszuweichen, auch finanziell entgegenkommen könnte. Derzeit seien dazu keine Aussagen möglich, weil man alle Kräfte in die Sicherstellung des Betriebs stecke.
Gesetzlich steht Fahrgästen bei einer Verspätung gemäß der Fahrgastrechte
eine (Teil-)Erstattung des Fahrpreises zu – im Fall des Pendlerverkehrs ist der Effekt aber wohl eher überschaubar. Bei einer Ankunftsverspätung im Zielbahnhof von mehr als 60 Minuten werden 25 Prozent des Ticketpreises erstattet, bei einer Verspätung von mehr als 120 Minuten sind es 50 Prozent. Wie die Verbraucherzentrale Bayern auf Anfrage unserer Redaktion sagte, stehen diese Ansprüche auch Zeitkarten-Inhabern zu, allerdings wird die Erstattung hier pauschal berechnet (bei mehr als 60 Minuten Verspätung gibt es 1,50 Euro Pauschale pro Fahrt).
Beträge unter vier Euro werden laut Verordnung nicht ausbezahlt, sodass bei einer Monatskarte mindestens drei Vorfälle „gesammelt“werden müssen, damit etwas ausbezahlt wird. Laut Verbraucherzentrale muss die Erstattung aktiv beantragt werden. Eine Verrechnung mit den monatlichen Kosten für eine Zeitkarte oder dem nächsten Ticket sieht das Gesetz nicht vor, daher sollten Zeitkarteninhaber den zu zahlenden Betrag nicht eigenhändig kürzen, so die Verbraucherzentrale.
Alle Kräfte arbeiten an Sicherstellung des Betriebs, heißt es