Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Desaster, aus dem man Lehren ziehen muss
Zugausfälle, Verspätungen, überfüllte Züge und winteranfällige Triebwagen: Was sich nach einer aktuellen Zustandsbeschreibung bei Go-Ahead anhört, hat sich vor 13 Jahren schon einmal so zugetragen, als die DB-Regio ihren Fuggerexpress (wegen Zulassungsproblemen mit gehöriger Verspätung) in der Region neu an den Start brachte. Dass die Betriebsaufnahme gleich zweimal so in die Hose gegangen ist, lässt zwei Überlegungen zu. Die erste lautet: Beide Betreiber haben Fehler gemacht. Die andere lautet: Die Rahmenbedingungen sind so schwierig, dass es nicht gut hinzubekommen ist. Wahrscheinlich stimmt beides.
Go-Ahead hatte noch gehofft, mit bewährten Triebwagen von Siemens auf der sicheren Seite zu sein. Das hat sich als Trugschluss erwiesen, der Ball liegt jetzt beim Hersteller. Auch Go-Ahead hat Probleme – aber wo keine funktionsbereiten Triebwagen sind, ist es egal, ob Lokführer fehlen oder nicht. Pro Bahn hatte schon darauf hingewiesen, dass ein Betreiberwechsel zum Sommer besser sein könnte, weil dann Winterwetter als Erschwernis gleich am Anfang wegfällt. Grundsätzlich kann es aber nicht sein, dass ein Betreiberwechsel alle zwölf Jahre zur Tortur für die Fahrgäste wird, bei denen im laufenden Betrieb die Funktionsfähigkeit von Fahrzeugen und Konzepten ausprobiert wird. Der Freistaat will die Ausschreibungen, um den Nahverkehr wirtschaftlicher zu machen, aber auch er ist gefordert, einen Blick darauf zu haben, dass die Übergänge fahrgastverträglich laufen.
Der Betriebsstart in Augsburg war wieder einmal ein Desaster. Zeitkartenbesitzer und -besitzerinnen zahlen pro Monat teils mehrere hundert Euro für ihr Ticket – es kann nicht sein, dass sie blechen, während erhebliche Teile des Angebots wegfallen. Ansonsten geht der Betriebsstart von Go-Ahead mit einem erheblichen Vertrauensverlust einher.