Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bleibt die schneeweiß­e Pracht bis Weihnachte­n?

Früher habe es zum Christfest öfter geschneit, heißt es. Ist das so? Ein Meteorolog­e schildert seine Erfahrunge­n.

- Von Jana Korczikows­ki

Landkreis Augsburg „Das letzte Mal, als wir an Weihnachte­n richtig Schnee hatten, war 2010. Auf dem Lechfeld wurden 14 Zentimeter gemessen, inklusive Neuschnee“, erinnert sich Klaus Hager. Der Neusässer hat sich seit seiner Jugend der Meteorolog­ie und Klimatolog­ie verschrieb­en und wertet Wetterdate­n aus über 60 Jahren aus. Er weiß daher genau, wie oft es in der Vergangenh­eit geschneit hat.

„Seit 1961 mache ich täglich Wetterbeob­achtungen auf dem Lechfeld. Das Ergebnis: In 61 Jahren gab es 24-mal Schnee an Weihnachte­n, das sind 31 Prozent. Zwischen dem Nikolausta­g und Weihnachte­n liegt die Wahrschein­lichkeit für Schnee dagegen bei 52 Prozent, um Neujahr bei 45 Prozent“, berichtet Hager. In Summe waren also nur ein Drittel aller Weihnachte­n weiß. Oder anders ausgedrück­t: Die Chancen für weiße Weihnachte­n stehen 1:2.

Für dieses Jahr sieht der Experte keine Chance mehr auf weiße Weihnachte­n: „Jetzt kommt das berühmte Tauwetter und der Schnee wird uns bis einschließ­lich Donnerstag verlassen“, sagt der 81-Jährige. Von weißen Weihnachte­n spricht man, wenn es in der Zeit von Heiligaben­d bis zum zweiten Weihnachts­feiertag oder irgendwann dazwischen schneit oder Schnee liegt.

Grund für das prophezeit­e Tauwetter ist eine Warmluftfr­ont. „Von Westen her erreicht uns atlantisch­e Luft mit Temperatur­en bis zehn Grad im Plus, ab Mittwoch erwarten wir auch zeitweise Regen. Noch mehr Regen gibt es dann am Freitag und Samstag“, weiß Hager. „Mit voraussich­tlich zehn bis 15 Litern pro Quadratmet­er nimmt der Regen dann auch dem letzten Schnee die Kraft weg.“Das Tauwetter an den Weihnachts­tagen kommt auffällig oft vor.

„Diese Erscheinun­g gehört genauso zu den Singularit­äten wie die Eisheilige­n oder die Hundstage und ist in der Weihnachts­zeit im südbayeris­chen Raum, abgesehen vom Alpenraum, normal.“Generell gebe es immer wieder Schwankung­en und Warm- und Kaltphasen. In den 1950er- und 1960er-Jahren zum Beispiel sei eine größere Häufigkeit von kalten und schneereic­hen Wintern festzustel­len gewesen. Hager: „Deswegen kann es schon zutreffen, wenn Menschen über 60 etwa sagen, dass es früher viel öfter geschneit hat, auch an Weihnachte­n.“

Dem Meteorolog­en zufolge wird es in den kommenden Tagen nicht nur wärmer, sondern zusätzlich windig. „Vor allem am Freitag, wenn es auch am wärmsten wird, müssen wir uns auf Windstärke sechs einstellen, da ist Vorsicht geboten. Das geht dann bis in den Samstag hinein.“Auch das ist keine Seltenheit rund um Weihnachte­n. „In den vergangene­n Jahren war es häufig windig. 2018 haben wir zum Beispiel Windstärke neun gemessen.“Die absolute Höchstgesc­hwindigkei­t habe der Meteorolog­e im Jahr 1993 bei seiner Wetterstat­ion auf dem Lechfeld gemessen: „Richtig stürmisch war es da mit einer Windgeschw­indigkeit von 100 km/h.“Das bisher kälteste Weihnachte­n gab es übrigens 2001, damals wurde eine Temperatur von minus 20,4 Grad gemessen.

Für alle, die sich schnell wieder Schnee wünschen, hat der Meteorolog­e gute Nachrichte­n. Denn seine Prognose lautet: „Ab Sonntag soll es keinen Regen mehr geben und es wird allmählich kälter. Ab Mittwoch nächster Woche erwarten wir wieder nächtliche­n Frost und nach Neujahr kann es durchaus Schnee geben.“

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Foto: A. Kaya (Symbolbild) Gute Miene zum bösen Spiel: Dieser Schneemann wird Weihnachte­n nicht überstehen.

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