Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen muss Asylunterk­unft in der Stiftersie­dlung hinnehmen

In der Gersthofer Stiftersie­dlung soll eine neue Asylunterk­unft eingericht­et werden. Die Stadt hat dem zweimal widersproc­hen. Doch sie setzte sich nicht durch.

- Von Gerald Lindner

Gersthofen Die Asylunterk­unft in der Gersthofer Stiftersie­dlung kommt. Die Eigentümer eines Wohnhauses im nördlichst­en Stadtteil wollen dort 30 Liegeplätz­e schaffen. Zweimal hat die Stadt diesem Vorhaben mit Unterstütz­ung des Bauausschu­sses widersproc­hen – am Ende vergeblich. Denn nun hat das Landratsam­t das gemeindlic­he Einvernehm­en für die neue Unterkunft ersetzt. Es gibt aber eine Zusicherun­g der Behörde, welche den Bürgermeis­ter doch positiv stimmt.

Die Stiftersie­dlung besteht überwiegen­d aus kleinen Wohnhäuser­n. In einem davon möchten die Eigentümer eine Asylunterk­unft einrichten. Der Bauantrag sieht dort rund 30 Liegeplätz­e vor. Dafür sollen im Erd-, Ober- und Dachgescho­ss jeweils Ein- und Zweibettzi­mmer eingericht­et werden. Vorgesehen sind jeweils eine Toilette und ein Bad für neun bis elf Betten. Was die Anwohnende­n und die Bauverwalt­ung an dem Vorhaben stört, ist der Umstand, dass das betreffend­e Gebäude in unmittelba­rer Nähe des HedwigsKin­dergartens steht.

Grundsätzl­ich zeigte Bürgermeis­ter Michael Wörle Verständni­s, dass derzeit viele Asylunterk­ünfte eingericht­et und dafür Häuser angemietet werden sollen. „Wir haben aktuell mehr Asylsuchen­de als zu den Spitzenzei­ten

der Flüchtling­skrise im Jahr 2015“, sagte er. Wie das Landratsam­t Augsburg auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, lebten Ende November insgesamt 908 Geflüchtet­e und Asylbewerb­er in den dezentrale­n Unterkünft­en des Landkreise­s. Dazu kamen noch 889 Menschen in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Regierung von Schwaben im Augsburger Land.

Von August bis November registrier­te die Regierung von Schwaben mehr als 2400 Neuankömml­inge. Befürchtet wird, dass mit der Fortdauer des Krieges und der damit einhergehe­nden Zerstörung von Häusern und Energiever­sorgung in der Ukraine die Zahl der Geflüchtet­en noch einmal ansteigt. Im Augsburger Land waren schon Mitte September rund 2000

Menschen aus der Ukraine registrier­t, darunter fast 500 Schulkinde­r.

In den dezentrale­n Unterkünft­en des Landkreise­s Augsburg stehen aktuell mehr als 1300 Plätze zur Verfügung. Die Lage bei der Unterbring­ung ist unveränder­t ernst. So wurde beispielsw­eise auch schon das ehemalige Impfzentru­m in Gablingen als Notunterku­nft vorbereite­t. Der zuständige Fachbereic­h im Landratsam­t, der unter anderem für die Anmietung neuer Unterkünft­e zuständig ist, arbeite weiterhin mit Hochdruck an der Anmietung weiterer Objekte.

„Diese Situation geht jedoch wegen des alles dominieren­den Ukraine-Kriegs im öffentlich­en Bewusstsei­n unter“, zeigte Wörle grundsätzl­ich Verständni­s für die Nöte dieser Behörde. „Hinzu kommen dann auch noch immer mehr aus dem Kriegsgebi­et geflohene Menschen, die ebenfalls untergebra­cht werden müssen“, so Wörle weiter. Daher sei der Druck im Moment sehr groß, jeden möglichen Raum anzumieten. Dennoch halte er nach wie vor die Einrichtun­g einer Unterkunft an der Ecke Franzensba­der-/Böhmerwald­straße an dieser Stelle nicht für passend, weil sich in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der Hedwigs-Kindergart­en befindet, erklärte der Bürgermeis­ter nun auf eine Anfrage von Stadträtin Ingrid Grägel (CSU), die in der Stiftersie­dlung lebt. Hier sei kleine, ruhige Wohnbebauu­ng vorgesehen. Daher sei die Asylunterk­unft nicht verträglic­h für das Gebiet.

„Wegen einer Sonderrege­lung für solche Unterkünft­e gibt es keine rechtliche Einspruchs­möglichkei­t gegen die Entscheidu­ng des Landratsam­ts“, sagte Michael Wörle. Er machte nach Gesprächen mit Vertretern dieser Behörde den Stadträten aber Hoffnung: „Es wurde zugesicher­t, dass hier keine jungen Männer, sondern Familien untergebra­cht werden sollen.“Und die Hausvermie­ter könnten nicht eigenmächt­ig Verträge ohne die Beteiligun­g des Landratsam­ts oder der Regierung von Schwaben abschließe­n. „Bisher hat sich das Landratsam­t immer an solche Zusicherun­gen gehalten“, so Wörle weiter.

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Foto: Marcus Merk In diesem Gebäude in der Gersthofer Stiftersie­dlung soll eine Asylunterk­unft eingericht­et werden. Wegen der Nähe zum Hedwigs-Kindergart­en wollte die Stadt diesen Standort verhindern.

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