Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Kolping-Truck fährt in die Ukraine

Die Kolpingsfa­milie Gersthofen kann kaum fassen, wie groß die Resonanz auf ihre Hilfsaktio­n ist. Über Biberbach und den Kreis Dillingen wurde die Idee ausgebaut.

- Von Oliver Reiser

Gersthofen „Alles begann mit zwei Paletten unserer Ukraine-Hilfsaktio­n, die es nicht mehr auf den Lkw geschafft hatten und noch bei uns am Lager standen“, kann es Heinz Schaaf, der Vorsitzend­e der Kolpingsfa­milie Gersthofen, kaum fassen, was eine spontane Aktion innerhalb von zwei Wochen für eine Resonanz ausgelöst hat.

Auf der Suche nach einer Transportm­öglichkeit in die Ukraine ist man über die Kolpingsfa­milie Biberbach auf Ulrich Kraus gestoßen, der bundesweit­er Projektlei­ter der Johanniter-Weihnachts­trucker ist. Gemeinsam ist man auf die Idee gekommen, Weihnachts­pakete mit Grundnahru­ngsmitteln und Hygienepro­dukten für die Ukraine zu sammeln. „Ein Geschenk weniger unter dem Christbaum, dafür eines in die Ukraine.“So lautet der Slogan, unter dem mehrere Kolpingsfa­milien im Landkreis Augsburg und im angrenzend­en Landkreis Dillingen zu einer Spendenakt­ion für die Notleidend­en in den Krisengebi­eten aufriefen. „Wir haben mit ungefähr 500 Paketen gerechnet. Es sind exakt 1089 geworden“, kommt Schaaf aus dem Kopfschütt­eln gar nicht mehr heraus. „Wir sind überglückl­ich und dankbar.“

Verladen wurden die von den Kolpingsfa­milien Gersthofen, Diedorf, Schwabmünc­hen, Biberbach, Thierhaupt­en, Bobingen, Kriegshabe­r, Augsburg St. Max, Pfersee und Höchstädt gesammelte­n Weihnachts­pakete nun auf dem Parkplatz der Gersthofer Sportarena. „Wir hatten zunächst nur 15 Europalett­en zur Verfügung.

Weitere zu besorgen, war am Samstagnac­hmittag gar nicht so einfach“, erzählt Heinz Schaaf. Bei Holzbau Schmid in Gersthofen sei man schließlic­h fündig geworden. Rund 40 ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer verschiede­ner Kolpingsfa­milien waren mit dem Verpacken und Palettiere­n der Kartons sowie dem Umwickeln mit Klarsichtf­olie beschäftig­t. „Ein Drittel davon war sogar in Weihnachts­papier eingewicke­lt“, berichtet Heinz Schaaf. Gegen die bittere Kälte wärmte ein Glühwein, den Jürgen Bouska vom Wirtshaus am Sportplatz zur Verfügung gestellt hatte.

Als der 40-Tonner-Sattelzug am Sonntagabe­nd vollgepack­t vom Hof fuhr, hatte der unerwartet­e Erfolg der Spendenakt­ion die ganzen Planungen der Johanniter-Weihnachts­trucker durcheinan­dergebrach­t. Im Zentrallag­er in Donauwörth warteten nämlich noch weitere Hilfsgüter auf den Transport nach Osteuropa. So mussten einige Paletten mit Weihnachts­paketen wieder abgeladen werden. Am Dienstag startet der Truck dann Richtung Tscherniwi­zi, wo sich Vasyl Savka, der Geschäftsf­ührer des Kolpingver­bandes in der Ukraine, um die Verteilung kümmert. „Die paar Tage Verspätung machen nichts aus, denn in der orthodoxen Ukraine wird das Weihnachts­fest erst am 6. Januar gefeiert“, erklärt Heinz Schaaf, dass die Geschenke auf jeden Fall rechtzeiti­g ankommen werden. Weitere 10.000 Euro

wurden an Geldspende­n generiert. Damit sollen in Rumänien oder hier vor Ort Lebensmitt­el gekauft werden, da es in der Ukraine kaum etwas gibt oder hohe Preise verlangt werden, teilt Schaaf mit. Bei zukünftige­n Aktionen wollen die Kolpingsfa­milien weiter auf eine Zusammenar­beit mit den Johanniter-Weihnachts­truckern setzen.

Wer noch ein Weihnachts­paket für die Ukraine abgeben möchte, kann dieses in einem Container ablegen, der bei der Geschäftss­telle der Johanniter Unfallhilf­e in Augsburg, Holzweg 35, steht. Auch Geldspende­n (eine Weihnachts­kiste hat ungefähr den Gegenwert von 30 Euro) sind nach wie vor mög- lich.

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Auf 28 Paletten wurden die 1089 Weihnachts­geschenke für die Ukraine von freiwillig­en Helferinne­n und Helfern in den Lkw der Johanniter-Weihnachts­trucker verladen.
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Fotos: Kolpingsfa­milie Von Kolpingsfa­milien aus dem gesamten Landkreis wurden die Weihnachts­pakete zur Sammelstel­le nach Gersthofen gebracht.

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