Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wohin geht es mit dem Budenzauber?
Hallenfußball: Nicht nur die Terminhatz vor Weihnachten sorgt für einen Einbruch der Zuschauerzahlen.
Fischach Was waren das früher für Hallenfußball-Feste. „Als ich mit der SpVgg Auerbach-Streitheim hier Landkreismeister geworden bin, musste die Halle fast wegen Überfüllung geschlossen werden“, erinnerte sich Michael Finkel, der Trainer des TSV Dinkelscherben. In der Tat: In früheren Zeiten waren die Ränge dicht gefüllt, drängten sich die Zuschauenden in Dreierreihen auf den Stehplätzen ganz oben auf der Tribüne, es mussten sogar noch zusätzliche Plätze auf der Bühne hinter dem Tor eingerichtet werden. Vereine wie der SSV Anhausen, der SSV Margertshausen, die SpVgg AuerbachStreitheim, der TSV Herbertshofen oder der SV Schwabegg lockten die Fans in Scharen an, feierten Partys auf den Rängen.
Das ist lange her. Am vergangenen Sonntag verloren sich gerade einmal 220 zahlende Schaulustige in der Fischacher Staudenlandhalle zur Endrunde um die 40. Augsburger Landkreismeisterschaft. Das liegt nicht nur allein am im Landkreis ungeliebten Futsal mit sprungreduzierten Ball und kleinen Handballtoren.
Auch der Termin am Sonntagvormittag zur besten Frühschoppenzeit erwies sich nicht gerade als anziehend für größere Besucherströme. Christian Adelsperger hatte die Gelegenheit zu einem kleinen Ausflug mit seinen beiden Töchtern genutzt. „War doch vom Niveau her ganz in Ordnung“, stellte der Torhüter des A-KlassenSchlusslichts Hainhofener SV fest. Gerne hätte der 34-Jährige auch bei einer Vorrunde der Landkreismeisterschaft mitgespielt. „Aber bei uns ist nichts zusammen gegangen“, sagt Adelsperger.
„Alles wegen dieser Weltmeisterschaft“, schüttelte Christian Geib, der Sportliche Leiter des ASV Hiltenfingen, den Kopf über den ungewöhnlichen Termin, den man wegen des Endspiels am Nachmittag gewählt hatte. Sehr zur Freude von Jimmy Arslan. „Das Finale Argentinien gegen Frankreich will doch jeder sehen“, war der Trainer des VfR Foret froh, dass er rechtzeitig zum Anpfiff wieder zu Hause sein konnte. Auch Florian Sandner, der Trainer des TSV Diedorf, sieht es teilweise schwierig, ein Team zu rekrutieren, weil in der Vorweihnachtszeit doch ganz viele Feiern stattfinden. Sandner: „Da muss man halt Prioritäten setzen.“
Die Terminhatz vor Weihnachten und zwischen den Jahren ist auch durch eine Umstrukturierung des gesamten Wettbewerbes entstanden. Bisher wurden die Landkreismeisterschaften immer im Januar ausgetragen und der Titelträger durfte ein Jahr später an einer Vorrunde der schwäbischen Meisterschaft teilnehmen. Für die kleinen Vereine war das der Ritterschlag. Nun ist eine eigene Meisterschaft des Kreises Augsburg, die den Namen des Sponsors des Bayerischen Fußball-Verbandes trägt, hinzugekommen und es müssen alle unteren Wettbewerbe ausgetragen werden, bevor am 7. Januar die schwäbische Endrunde stattfindet.
Unter dieser Terminhatz ächzten auch die beiden Spielleiter im Landkreis, Torsten Zimmermann und Markus Heider. „Dafür, dass die Meisterschaften erst ganz kurzfristig angesetzt wurden, und den vielen anderen Umständen können wir mit der Zuschauerzahl schon zufrieden sein“, konstatierte Zimmermann. Auch wenn es sich nur um ein Drittel der früheren Zahlen gehandelt hatte.
Auch der Qualifikationsmodus verwässert den Wettbewerb. Bei der Landkreis-Endrunde waren beiden Finalisten der Hauptrunden dabei, für das Kreisfinale am 30. Januar haben sich die ersten vier der Landkreis-Endrunde qualifiziert. Von dort fahren dann wieder die ersten beiden zum schwäbischen Finale nach Günzburg, während der Titelverteidiger und der Finalgegner der letzten Meisterschaft von 2020 gesetzt sind.
„Das ist schwierig nachvollziehbar. Da blickt kein Mensch mehr durch“, wünschen sich viele eine Rückkehr zum alten Modus, als der Landkreismeister im darauffolgenden Jahr an der „Schwäbischen“teilnehmen durfte. Doch das scheint nicht mehr rückgängig zu machen, da in anderen Kreisen das Interesse am Futsal noch geringer ist.
Ob ein von Landrat Martin Sailer 2020 unmittelbar vor der Corona-Pandemie angedachtes „Landkreis-Masters“mit Hallenfußballer alter Prägung, also mit einem richtigen Fußball, großen Toren und Rundumbande, nochmals auf den Tisch kommt? Einen Versuch wäre es wert.