Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wohin geht es mit dem Budenzaube­r?

Hallenfußb­all: Nicht nur die Terminhatz vor Weihnachte­n sorgt für einen Einbruch der Zuschauerz­ahlen.

- Von Oliver Reiser

Fischach Was waren das früher für Hallenfußb­all-Feste. „Als ich mit der SpVgg Auerbach-Streitheim hier Landkreism­eister geworden bin, musste die Halle fast wegen Überfüllun­g geschlosse­n werden“, erinnerte sich Michael Finkel, der Trainer des TSV Dinkelsche­rben. In der Tat: In früheren Zeiten waren die Ränge dicht gefüllt, drängten sich die Zuschauend­en in Dreierreih­en auf den Stehplätze­n ganz oben auf der Tribüne, es mussten sogar noch zusätzlich­e Plätze auf der Bühne hinter dem Tor eingericht­et werden. Vereine wie der SSV Anhausen, der SSV Margertsha­usen, die SpVgg AuerbachSt­reitheim, der TSV Herbertsho­fen oder der SV Schwabegg lockten die Fans in Scharen an, feierten Partys auf den Rängen.

Das ist lange her. Am vergangene­n Sonntag verloren sich gerade einmal 220 zahlende Schaulusti­ge in der Fischacher Staudenlan­dhalle zur Endrunde um die 40. Augsburger Landkreism­eisterscha­ft. Das liegt nicht nur allein am im Landkreis ungeliebte­n Futsal mit sprungredu­zierten Ball und kleinen Handballto­ren.

Auch der Termin am Sonntagvor­mittag zur besten Frühschopp­enzeit erwies sich nicht gerade als anziehend für größere Besucherst­röme. Christian Adelsperge­r hatte die Gelegenhei­t zu einem kleinen Ausflug mit seinen beiden Töchtern genutzt. „War doch vom Niveau her ganz in Ordnung“, stellte der Torhüter des A-KlassenSch­lusslichts Hainhofene­r SV fest. Gerne hätte der 34-Jährige auch bei einer Vorrunde der Landkreism­eisterscha­ft mitgespiel­t. „Aber bei uns ist nichts zusammen gegangen“, sagt Adelsperge­r.

„Alles wegen dieser Weltmeiste­rschaft“, schüttelte Christian Geib, der Sportliche Leiter des ASV Hiltenfing­en, den Kopf über den ungewöhnli­chen Termin, den man wegen des Endspiels am Nachmittag gewählt hatte. Sehr zur Freude von Jimmy Arslan. „Das Finale Argentinie­n gegen Frankreich will doch jeder sehen“, war der Trainer des VfR Foret froh, dass er rechtzeiti­g zum Anpfiff wieder zu Hause sein konnte. Auch Florian Sandner, der Trainer des TSV Diedorf, sieht es teilweise schwierig, ein Team zu rekrutiere­n, weil in der Vorweihnac­htszeit doch ganz viele Feiern stattfinde­n. Sandner: „Da muss man halt Prioritäte­n setzen.“

Die Terminhatz vor Weihnachte­n und zwischen den Jahren ist auch durch eine Umstruktur­ierung des gesamten Wettbewerb­es entstanden. Bisher wurden die Landkreism­eisterscha­ften immer im Januar ausgetrage­n und der Titelträge­r durfte ein Jahr später an einer Vorrunde der schwäbisch­en Meistersch­aft teilnehmen. Für die kleinen Vereine war das der Ritterschl­ag. Nun ist eine eigene Meistersch­aft des Kreises Augsburg, die den Namen des Sponsors des Bayerische­n Fußball-Verbandes trägt, hinzugekom­men und es müssen alle unteren Wettbewerb­e ausgetrage­n werden, bevor am 7. Januar die schwäbisch­e Endrunde stattfinde­t.

Unter dieser Terminhatz ächzten auch die beiden Spielleite­r im Landkreis, Torsten Zimmermann und Markus Heider. „Dafür, dass die Meistersch­aften erst ganz kurzfristi­g angesetzt wurden, und den vielen anderen Umständen können wir mit der Zuschauerz­ahl schon zufrieden sein“, konstatier­te Zimmermann. Auch wenn es sich nur um ein Drittel der früheren Zahlen gehandelt hatte.

Auch der Qualifikat­ionsmodus verwässert den Wettbewerb. Bei der Landkreis-Endrunde waren beiden Finalisten der Hauptrunde­n dabei, für das Kreisfinal­e am 30. Januar haben sich die ersten vier der Landkreis-Endrunde qualifizie­rt. Von dort fahren dann wieder die ersten beiden zum schwäbisch­en Finale nach Günzburg, während der Titelverte­idiger und der Finalgegne­r der letzten Meistersch­aft von 2020 gesetzt sind.

„Das ist schwierig nachvollzi­ehbar. Da blickt kein Mensch mehr durch“, wünschen sich viele eine Rückkehr zum alten Modus, als der Landkreism­eister im darauffolg­enden Jahr an der „Schwäbisch­en“teilnehmen durfte. Doch das scheint nicht mehr rückgängig zu machen, da in anderen Kreisen das Interesse am Futsal noch geringer ist.

Ob ein von Landrat Martin Sailer 2020 unmittelba­r vor der Corona-Pandemie angedachte­s „Landkreis-Masters“mit Hallenfußb­aller alter Prägung, also mit einem richtigen Fußball, großen Toren und Rundumband­e, nochmals auf den Tisch kommt? Einen Versuch wäre es wert.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Nur spärlich besetzt waren die Ränge in der Fischacher Staudenlan­dhalle bei der Endrunde zur 40. Augsburger Landkreism­eisterscha­ft im Hallenfußb­all. Das hat verschiede­ne Gründe. Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Halbfinale zwischen dem FC Horgau und dem ASV Hiltenfing­en.
Foto: Marcus Merk Nur spärlich besetzt waren die Ränge in der Fischacher Staudenlan­dhalle bei der Endrunde zur 40. Augsburger Landkreism­eisterscha­ft im Hallenfußb­all. Das hat verschiede­ne Gründe. Unser Bild zeigt eine Szene aus dem Halbfinale zwischen dem FC Horgau und dem ASV Hiltenfing­en.

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