Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Weihnachten mit Wumms
Besinnlichkeit ist nicht alles – das zeigt ein Blick in die Welt der Rekorde.
Eigentlich ist es ja jedes Jahr der gleiche Plan: kein Stress, Besinnlichkeit, dem Konsumdruck widerstehen. Haben Sie ja vor gut 2000 Jahren vorgemacht: Weihnachten als Fest der Bescheidenheit. Wäre ja auch irgendwie angemessen in dieser unseren westlichen Welt, die trotz aller Probleme von Überfluss geprägt ist. Doch die Verführung, sie lauert allerorten. Und mit Blick auf Weihnachten kommt sie in Gestalt des Gigantismus daher. Klar, so ein paar Holzsterne sind ganz schön am Baum – aber dann soll das Gewächs doch bitte schön zumindest gigantisch sein. Den Rekord hält noch immer eine Douglasie, die man im Jahr 1950 in Seattle, USA, aufgestellt hatte: 65 Meter.
Weil groß ja nicht gleichbedeutend ist mit schön, wurden am unteren Ende des Stammes Äste von anderen Bäumen befestigt. Da ist man pragmatisch im Land der Superlative. Von grünen Zweigen nur noch wenig zu sehen war beim Christbaum, der 2010 in einem Hotel in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten den Besuchern entgegen funkelte: Mehr als elf Millionen Dollar war die Dekoration des Baumes wert – ein Taschengeld
für die Scheichs, die im Glanze der Tanne ihren mit Gold bestäubten Cappuccino schlürften.
Sie könnten sich wegschmeißen allein beim Gedanken daran? Pure Verschwendung. Schmeißen Sie doch lieber einen Baum! Wer es schafft, das nadelige Trumm mit bloßer Muskelkraft – gestärkt durch eine Ladung Plätzchen – weiter zu werfen als 10,95 Meter, der kann den aktuellen Rekordhalter übertrumpfen. Ausgetragen wird der dazugehörige Wettbewerb jedes Jahr in Rheinland-Pfalz, nur falls Sie noch keine Pläne für die Feiertage haben. In diesem Sinne: Eine besinnliche Zeit!