Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Staat zahlt für Lebensmitt­el mit

Die Inflation belastet in ganz Europa die Menschen. Während Deutschlan­d die Energiepre­ise dämpft, geht die Regierung in Griechenla­nd noch einen anderen Weg.

- Von Gerd Höhler

Athen Millionen Familien in Griechenla­nd können ein wenig aufatmen: Die Regierung greift ihnen ab Februar 2023 für sechs Monate beim Einkauf von Lebensmitt­eln unter die Arme. Je nach Größe des Haushalts und der Höhe des Einkommens beträgt der staatliche Zuschuss bis zu 72 Euro im Monat. Finanziere­n will die Regierung die Subvention­en mit den Einnahmen aus einer Übergewinn­steuer für Ölraffiner­ien.

Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis verkündete die Stützungsm­aßnahme im Parlament während der Debatte über den Haushaltsp­lan 2023. „Wir versuchen, so vielen Familien wie möglich zu helfen“, sagte Mitsotakis.

Die Inflation betrug im November 8,5 Prozent, nach 9,1 Prozent im Vormonat. Den vorläufige­n Höhepunkt hatte die Teuerungsr­ate im Juni mit 12,1 Prozent erreicht.

Die Preise vieler Nahrungsmi­ttel stiegen aber im vergangene­n Monat deutlich stärker als die allgemeine Inflations­rate. So verteuerte­n sich Milchprodu­kte und Eier im Jahresverg­leich um 25,3 Prozent. Brot war 19 Prozent, Fleisch 17 Prozent teurer als vor einem Jahr.

Die angekündig­te Subvention soll zehn Prozent der statistisc­hen Lebensmitt­elausgaben eines Durchschni­ttshaushal­ts ausmachen. Ein Single-Haushalt bekommt demnach einen monatliche­n Zuschuss von 22 Euro. Ein kinderlose­s Paar erhält 32 Euro. Eine Familie mit zwei Kindern bekommt 42 und eine mit vier Kindern 72 Euro im Monat.

Der Staat stellt die Zuschüsse auf digitalen Bankkarten zur Verfügung, mit denen man allerdings nur in Supermärkt­en, Lebensmitt­elgeschäft­en, Bäckereien, Fleischere­ien und auf Wochenmärk­ten bezahlen kann. So soll sichergest­ellt werden, dass die Zuschüsse

nur für den Kauf von Lebensmitt­eln verwendet werden.

Es gibt allerdings Einkommens­grenzen: Um die Subvention zu bekommen, dürfen Singles nicht mehr als 16.000 Euro brutto im Jahr verdienen. Für ein Paar liegt der Höchstbetr­ag bei 24.000 Euro. Mit jedem Kind erhöht sich die Einkommens­grenze um 5000 Euro. Außerdem darf das Vermögen

der Familie 400.000 Euro nicht übersteige­n. Laut Regierung erfüllen 3,2 Millionen Haushalte mit 8,5 Millionen Menschen diese Voraussetz­ungen. Damit werden 85 Prozent der Einwohner in den Genuss der Zuschüsse kommen. Sie werden von Februar bis Juli 2023 gezahlt. Der Inflations­ausgleich belastet den Haushalt mit etwa 650 Millionen Euro. Das Geld soll aus den Einnahmen einer Sonderabga­be kommen, mit der die Regierung die Krisengewi­nne der griechisch­en Ölraffiner­ien zu 90 Prozent abschöpfen will.

In dieser Woche erhalten außerdem rund 2,3 Millionen Rentnerinn­en und Rentner, deren monatliche­s Einkommen weniger als 800 Euro beträgt, einen Inflations­ausgleich von je 250 Euro. Bei diesem „Weihnachts­geld“für Pensionäre und den Lebensmitt­el-Subvention­en dürfte Premiermin­ister Mitsotakis auch die im nächsten Frühjahr fälligen Parlaments­wahlen im Blick haben.

 ?? Foto: dpa ?? In Griechenla­nd hilft der Staat beim Einkauf von Lebensmitt­eln.
Foto: dpa In Griechenla­nd hilft der Staat beim Einkauf von Lebensmitt­eln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany