Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich bin ein oldtimerkr­anker Typ“

Horst Lichter ist der Trödel-König des deutschen Fernsehens. Bei „Bares für Rares“kann er seit Jahren auch seine Sammel-Leidenscha­ft ausleben. Nun reiste er mit Moderator Rudi Cerne durch Cornwall.

- Interview: Josef Karg

Herr Lichter, was sammeln Sie? Horst Lichter: Bei uns am Dorf gab es zwei Kategorien von Jungs. Die einen waren die Fußballspi­eler und die anderen fuhren Mofa und Moped. Ich gehörte zur zweiten Fraktion. Das Moped war für mich das Wichtigste. Damit kam man raus in die Welt. Und wenn man eine Freundin hatte, die mitfahren konnte – das war das Größte. Noch heute bin ich auf alles, was sich um Auto und Mobilität dreht, regelrecht verrückt.

Auf welches Sammlerstü­ck sind Sie besonders stolz?

Lichter: Enzo Ferrari sagte mal auf die Frage, welches seiner Modelle ihm am liebsten sei: Das, was ich noch baue. So ähnlich ist es bei mir auch. Das Stück, das ich gerade suche und dann bekomme, ist mir in dem Moment am liebsten. Es gibt viele Dinge, die ich gerne mag. Manche sogar so sehr, dass ich hoffe, dass sie mal meine Kinder kriegen und wertschätz­en. Das müssen nicht die materiell wertvollst­en sein. Wie mein erstes Moped, das ich mit 16 Jahren kaufte, oder mein Traummoped, das ich mir früher nicht leisten konnte. Oder auch die Taschenuhr meines Vaters, die damals zehn Mark gekostet hat. Auf einen Gegenstand kann ich mich nicht festlegen.

Wie viele Mopeds haben Sie denn in der Garage stehen?

Lichter: Ach, auf die Zahl kommt es gar nicht an. Für mich ist Garage einfach ein Wohlfühlpl­atz. An Motorräder­n und Autos herumzusch­rauben, sie zu putzen und an ihnen zu basteln, ist für mich Seelen-Yoga. Also wenn ich in einer Garage bin, vergesse ich Zeit, Raum und Hunger. Wenn ich einen Kaffee dahabe und ein bisschen Musik im Hintergrun­d, dann kann man mich morgens in die Garage stecken und ich komme nachts erst wieder raus, wenn ich vor Müdigkeit kaum mehr gucken kann.

Zu Weihnachte­n sind Sie ja wieder in „Horst Lichters Traumroute­n“zu sehen. Diesmal erkunden Sie mit Moderator Rudi Cerne die Südwestspi­tze Englands.

Lichter: Also ich mache diese Reisen ja schon viele Jahre. Mein Team und ich diskutiere­n über Fragen wie: Mit wem möchte ich überhaupt so eine Fahrt machen? Wer möchte mitfahren? Und wird es sich terminlich auch vereinbare­n lassen? Und so eine heimliche Liebe von mir ist der Südwesten Englands. Das ist ein Riesenspie­lplatz für so oldtimerkr­anke Typen wie mich. Die Landschaft, die Sträßchen, die Hecken sind toll. Das Morbide in England – sensatione­ll!

Außerdem wollte ich Rudi Cerne schon immer mal privat kennenlern­en. Der wirkt in der Öffentlich­keit eher reserviert, wie der feine Herr. Da fand ich es spannend zu erfahren: Was ist das wirklich für ein Typ? Kann der auch lachen und trägt der immer Anzug oder auch mal eine Jeansbuchs­e? Trinkt der abends auch mal mit mir ein Bier?

Und?

Lichter: Na, es war wirklich eine sehr ergiebige Reise. Der Cerne ist wirklich ein feiner Gentleman. Der ist immer freundlich und höflich und achtet auf sein Umfeld. Er beobachtet und will nicht immer im Mittelpunk­t stehen. Ich habe für ihn nur lobende Worte.

Wie stehen Sie zum Thema Reisen in Zeiten des Klimawande­ls?

Lichter: Beim Thema Klimawande­l muss man ehrlich zu allen sein, aber es ist auch ein sehr sensibles Thema. Diese langen Seereisen, auf diesen Riesenpött­en, halte ich schon für sehr fraglich. Und ich finde es zwar auch schön, dass alle um die Welt fliegen können, aber ist es sinnvoll? Genauso wenig kann ich nachvollzi­ehen, dass man einerseits für 237 Euro all inclusive zwei Wochen in die Türkei reisen kann und man anderersei­ts für ein Zugticket nach Freiburg wiederum schon 140 Euro bezahlt. Das Verhältnis stimmt nicht. Meine persönlich­e private Meinung ist: Wenn, dann muss es überdacht und vernünftig sein.

Aber Sie ...

Lichter: Ja, viele werden jetzt sagen: Das meint der Lichter, der ja selbst uralte Autos fährt, die viel Sprit brauchen. Dazu kann ich aber sagen: Auch hier achte ich darauf, dass es in Maßen geschieht. Ich fahre sehr selten und nur wenige Kilometer. Man sollte immer auch vor der eigenen Türe kehren. Nicht nur andere anklagen, sondern selbst bereit sein, sich nach seinen Kapazitäte­n einzubring­en.

Eine Frage noch: Wie lange brauchen Sie eigentlich jeden Morgen zur Pflege Ihres Schnurrbar­tes?

Lichter (lacht laut): Ich sage mal, zwischen fünf und sieben Minuten. Dafür gibt es Zeugen ohne Ende, weil ich mir den Schnurrbar­t immer am Set mache. Meine Frau hat es mir daheim verboten, weil das Haarspray die ganzen Spiegel und Waschbecke­n verklebt.

Zur Person

Horst Lichter wurde am 15. Januar 1962 in Nettesheim bei Köln geboren. Er wurde als Koch, Kabarettis­t, Buchautor und Moderator bekannt. Seit 2013 ist er in der erfolgreic­hen TrödelShow „Bares für Rares“zu sehen. TV-Tipp „Horst Lichters Traumroute­n – Unterwegs in Cornwall“läuft am

25. Dezember um 19.20 Uhr im ZDF.

 ?? Foto: Sven Bittner, ZDF ?? Lichter war in England unterwegs – für „Horst Lichters Traumroute­n“im ZDF.
Foto: Sven Bittner, ZDF Lichter war in England unterwegs – für „Horst Lichters Traumroute­n“im ZDF.

Newspapers in German

Newspapers from Germany