Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt verstärkt Kampf gegen illegale Graffiti
Augsburg bezuschusst jetzt Hausbesitzer, die Schmierereien entfernen lassen. Gleichzeitig sollen Sprayer mehr Möglichkeiten bekommen, legale Graffiti zu gestalten.
Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, vor allem in vielen Augsburger Altstadtgassen. Kaum ist eine Wand frisch gestrichen, tauchen wieder neue Graffiti auf – manchmal mit künstlerischem Anspruch, meist aber als Schmiererei. Das schmale, idyllisch gelegene Butzenbergle nahe der Maximilianstraße gehört zu den Orten, an denen Sprayerinnen und Sprayer besonders aktiv sind. In der Gasse stehen die Chancen gut, nicht entdeckt zu werden – und gleichzeitig sieht jeder, der vorbeikommt, die „Werke“. Die Stadt will betroffenen Hausbesitzern jetzt dabei helfen, Schmierereien zu entfernen und ihre Gebäude vor erneuten Graffiti zu schützen. Beschlossen wurde das bereits vor einigen Jahren, nun steht dafür auch Geld zu Verfügung. Die Stadt will aber mehr tun, als nur sauber zu machen. Sprayer sollen auch mehr Möglichkeiten bekommen, ihr Hobby auf legalem Weg auszuüben.
Die Schäden, die durch Graffiti entstehen, sind groß. Sie dürften in Augsburg jedes Jahr in die Hunderttausende gehen. Manche Hausbesitzer, die wiederholt von Schmierereien betroffen sind, geben sich mitunter geschlagen – und lassen die Graffitis stehen. Hier soll das Förderprogramm der Stadt – es nennt sich „Schmierfink“– ansetzen. Maximal gibt es 5000 Euro pro Grundstück und Jahr, gefördert werden bis zu 60 Prozent der Kosten. Voraussetzung ist unter anderem: Die Wände müssen nicht nur gereinigt, sondern dauerhaft geschützt werden. Das kann durch spezielle Beschichtungen geschehen, aber auch durch eine Begrünung von Wänden – etwa mit Kletterpflanzen. Betroffene, deren Gebäude mit Hassparolen und verfassungsfeindlichen Symbolen beschmiert wurden, sollen bei der Vergabe der Zuschüsse bevorzugt werden.
Wie viel Geld für das „Schmierfink“-Projekt benötigt wird, lässt sich laut Stadt schwer abschätzen. Für das kommende Jahr stehen rund 160.000 Euro bereit. Das Geld ist allerdings nicht nur für die
Graffiti-Entfernung gedacht. Die Stadt will auch mehr Platz für legale Graffiti schaffen. Schon seit Jahren gibt es in mehreren Stadtteilen die Schwabenwände – das sind Flächen, die offiziell für Graffiti freigegeben sind. Verwaltet werden sie vom Augsburger Graffiti-Verein „Die Bunten“. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) ist überzeugt: „Die Schwabenwände helfen dabei, illegale Graffiti zu verhindern.“Deshalb sollen weitere Wände hinzukommen. Geplant ist eine Wand unter der Gögginger Brücke nahe dem Hauptbahnhof, eine Wand in Hochzoll und eine Fläche auf dem Gaswerk-Gelände in Oberhausen.
Neu ist auch das Angebot der Stadt, zwischen Hausbesitzern und Graffiti-Künstlern zu vermitteln. Wer eine Wand bemalen lassen will, kann sich an die Stadt wenden. Das sei eine weitere Möglichkeit, illegale Schmierereien zu verhindern, sagt Pintsch. Seit zehn Jahren schon gehen die Stadtwerke diesen Weg – und lassen ihre Technikgebäude legal bemalen. Die Stadtwerke arbeiten dabei unter anderem mit Anwohnern zusammen, mit Jugendzentren und auch schon einmal mit einem Seniorenheim. Rund 70 Gebäude sind so bisher gestaltet worden. Die Erfahrung: Es komme zwar auch vor, dass die bemalten Gebäude hinterher beschmiert werden, sagt Thomas Hosemann von den Stadtwerken. „Das passiert aber deutlich seltener, eigentlich nur in Ausnahmefällen.“
Auch die Stadtwerke arbeiten mit dem Graffiti-Verein „Die Bunten“zusammen, der Verein stellt etwa Leiter für Graffiti-Workshops. Und er vermittelt Künstlerinnen und Künstler, wenn die Stadtwerke die Gestaltung eines Gebäudes offiziell ausschreiben. Als ein Beispiel, das künftig Schule machen soll, gilt auch das Gögginger Hallenbad. Die Stadt hatte kürzlich die blinde Fensterfront des Bades von einer Comic-Künstlerin
mit Wasser-Motiven gestalten lassen.
Bei allen Projekten sei es auch das Ziel, junge Menschen über die Folgen von illegalem Graffiti aufzuklären, sagt Ordnungsreferent Pintsch. Wer wiederholt erwischt wird, kann durchaus auch im Gefängnis landen. Dem „Blumenmaler“Bernhard McQueen ist das passiert, er kam im Herbst nach zwei Jahren und drei Monaten Haft wieder frei. Ein Projekt des Augsburger Vereins Brücke hat das Ziel, dass Graffiti-Sprayer, die erwischt werden, den Schaden selbst wiedergutmachen und so einer Strafe noch einmal entgehen können. Mithilfe des Vereins, der sich um junge Straftäter kümmert, können die Jugendlichen ihre Graffiti in Eigenarbeit entfernen. So ersparen sie sich Schadenersatzforderungen, die teils fünfstellig sein können – und in der Regel wird bei Ersttätern dann auch das Strafverfahren eingestellt. Allein im vorigen Jahr wurden auf diese Weise 169 Graffiti von 14 Jugendlichen entfernt, der Schaden in diesen Fällen lag bei über 60.000 Euro.
Schäden dürften in die Hunderttausende gehen