Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Müssen Gottesdien­stbesucher an Heiligaben­d frieren?

Die Kirchen sollen die Heizungen zurückdreh­en – vom Bistum gibt es sogar eine entspreche­nde Empfehlung.

- Von Jana Korczikows­ki

Landkreis Augsburg „In der aktuellen Situation sind wir als Kirche herausgefo­rdert, ein Zeichen der Solidaritä­t zu setzen und mit dazu beizutrage­n, Energie einzuspare­n“, heißt es vom Bistum Augsburg. An die Gemeinden wurde deswegen eine Empfehlung herausgege­ben: Laut dieser sollen sie in den Kirchenräu­men entweder komplett auf eine Temperieru­ng verzichten, vorhandene Heizsystem­e sehr reduziert einsetzen oder, falls eine dauerhafte Grundtempe­rierung nötig ist, für diese sechs bis maximal acht Grad vorsehen.

Die jeweiligen Pfarreien und kirchliche­n Einrichtun­gen sind gehalten, die Vorschläge aber „situations­gerecht anzupassen und auszulegen“. Das gilt auch für die Gottesdien­ste an Weihnachte­n. „Wir wollen auf jeden Fall Energie sparen heuer, sonst hätte ich auch ein schlechtes Gewissen“, betont der Königsbrun­ner Pfarrer Bernd Leumann. „Bei derartigen Gebäuden wie einer Kirche heizt man ja praktisch zum Fenster raus, wie man so schön sagt.“An Heiligaben­d wird in der Kirche voraussich­tlich ein klein wenig geheizt. Es komme aber auch auf die Außentempe­ratur an, sagt der Pfarrer. „Vergangene­s Wochenende war es schon sehr kalt. Da haben wir zum ersten Mal in diesem Winter geheizt.“

Eine gewisse Grundwärme muss vorhanden sein, damit etwa die Leitungen nicht einfrieren, sagt auch Martina Zuanel von der Pfarreieng­emeinschaf­t Neusäß. Deswegen wird heuer wohl auch an Heiligaben­d in den Kirchen minimal geheizt. „Die Temperatur wird aber maximal auf acht Grad gewärmt“, so Zuanel. „Sparen müssen

wir, ja. Aber wir machen es uns feierlich gemütlich.“

Bei Abendgotte­sdiensten ist deswegen alles in Kerzenlich­t gehüllt: „Die Mesner kümmern sich liebevoll darum und stellen viele Kerzen in der Kirche auf, die geben

auch eine leichte Wärme ab.“Genauso wie die Besucherin­nen und Besucher selbst.

Neben Warmluft, Boden- und Wandheizun­gen gibt es die Möglichkei­t, den Gottesdien­stbesucher­innen und -besuchern mit Sitzbankhe­izungen

den Aufenthalt angenehmer zu machen. In der Wallfahrts­kirche in Biberbach wurde so eine installier­t, erläutert Pfarrer Ulrich Lindl. „Wir haben uns vergangene­s Jahr aus Energiespa­rgründen entschiede­n, umzustelle­n. Das große Gebäude hatte Unsummen an Kosten verschlung­en.“

Seit Anfang 2022 ist die neue Heizung, die zum Großteil durch Spenden finanziert wurde, in Betrieb.

Die Entscheidu­ng ist goldrichti­g gewesen, freut sich Lindl. Die Heizung arbeite nämlich so energiearm, dass damit die Kosten um 90 Prozent gesenkt werden konnten. „Beim Sitzen haben die Besucher ein angenehmes Wärmegefüh­l. Da die Raumtemper­atur der Kirche aber nicht angehoben wird, empfehle ich, auf jeden Fall mit warmer Jacke und dicken Socken zu kommen“, sagt der Pfarrer.

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Foto: Marcus Merk Wie in der Biberbache­r Wallfahrts­kirche gibt es in der Kobelkirch­e in Neusäß Bänke mit beheizbare­n Sitzkissen.

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