Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Müssen Gottesdienstbesucher an Heiligabend frieren?
Die Kirchen sollen die Heizungen zurückdrehen – vom Bistum gibt es sogar eine entsprechende Empfehlung.
Landkreis Augsburg „In der aktuellen Situation sind wir als Kirche herausgefordert, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und mit dazu beizutragen, Energie einzusparen“, heißt es vom Bistum Augsburg. An die Gemeinden wurde deswegen eine Empfehlung herausgegeben: Laut dieser sollen sie in den Kirchenräumen entweder komplett auf eine Temperierung verzichten, vorhandene Heizsysteme sehr reduziert einsetzen oder, falls eine dauerhafte Grundtemperierung nötig ist, für diese sechs bis maximal acht Grad vorsehen.
Die jeweiligen Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen sind gehalten, die Vorschläge aber „situationsgerecht anzupassen und auszulegen“. Das gilt auch für die Gottesdienste an Weihnachten. „Wir wollen auf jeden Fall Energie sparen heuer, sonst hätte ich auch ein schlechtes Gewissen“, betont der Königsbrunner Pfarrer Bernd Leumann. „Bei derartigen Gebäuden wie einer Kirche heizt man ja praktisch zum Fenster raus, wie man so schön sagt.“An Heiligabend wird in der Kirche voraussichtlich ein klein wenig geheizt. Es komme aber auch auf die Außentemperatur an, sagt der Pfarrer. „Vergangenes Wochenende war es schon sehr kalt. Da haben wir zum ersten Mal in diesem Winter geheizt.“
Eine gewisse Grundwärme muss vorhanden sein, damit etwa die Leitungen nicht einfrieren, sagt auch Martina Zuanel von der Pfarreiengemeinschaft Neusäß. Deswegen wird heuer wohl auch an Heiligabend in den Kirchen minimal geheizt. „Die Temperatur wird aber maximal auf acht Grad gewärmt“, so Zuanel. „Sparen müssen
wir, ja. Aber wir machen es uns feierlich gemütlich.“
Bei Abendgottesdiensten ist deswegen alles in Kerzenlicht gehüllt: „Die Mesner kümmern sich liebevoll darum und stellen viele Kerzen in der Kirche auf, die geben
auch eine leichte Wärme ab.“Genauso wie die Besucherinnen und Besucher selbst.
Neben Warmluft, Boden- und Wandheizungen gibt es die Möglichkeit, den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern mit Sitzbankheizungen
den Aufenthalt angenehmer zu machen. In der Wallfahrtskirche in Biberbach wurde so eine installiert, erläutert Pfarrer Ulrich Lindl. „Wir haben uns vergangenes Jahr aus Energiespargründen entschieden, umzustellen. Das große Gebäude hatte Unsummen an Kosten verschlungen.“
Seit Anfang 2022 ist die neue Heizung, die zum Großteil durch Spenden finanziert wurde, in Betrieb.
Die Entscheidung ist goldrichtig gewesen, freut sich Lindl. Die Heizung arbeite nämlich so energiearm, dass damit die Kosten um 90 Prozent gesenkt werden konnten. „Beim Sitzen haben die Besucher ein angenehmes Wärmegefühl. Da die Raumtemperatur der Kirche aber nicht angehoben wird, empfehle ich, auf jeden Fall mit warmer Jacke und dicken Socken zu kommen“, sagt der Pfarrer.