Augsburger Allgemeine (Land Nord)

VR-Bank zieht ihre Angestellt­en ab – es bleiben Automaten

Das nächste Kapitel in der Landflucht der Banken. Bei der Bank sagt man offen, der Fokus liege auf den Städten.

- Von Moritz Maier

Emersacker Nach 124 Jahren ist in Emersacker die Bankfilial­e an der Hauptstraß­e Geschichte. Die VRBank gibt die Geschäftss­telle auf. Was bleibt, sind ein Geldautoma­t, einer für Kontoauszü­ge und ein Briefkaste­n. Künftig müssen die Emersacker­innen und Emersacker für Beratungen also nach Meitingen, Wertingen oder Gersthofen. An diesem Fall spiegelt sich eine grundsätzl­iche Entwicklun­g wider: Geldhäuser verlassen das Land und konzentrie­ren sich auf die Städte. Das habe auch Vorteile, heißt es aus den Banken.

Zum 1. Dezember schlossen sich die Türen der Emersacker Geschäftss­telle. Zwar können Kundinnen und Kunden der VR-Handelsund Gewerbe-Bank dort auch weiterhin Geld abheben. Sich über ihre Finanzen beraten lassen ist aber nicht mehr möglich. Von den bisher drei Emersacker Bankangest­ellten sind zwei in andere Geschäftss­tellen gekommen, eine ging in Rente. Der Abgang der persönlich­en Geschäftss­telle verlief still. Im Gemeindera­t informiert­e Bürgermeis­ter Karl-Heinz Mengele die Rätinnen und Räte zwar über die Schließung, Details bekam er von der Bank auf Nachfrage aber nicht. Unserer Redaktion erklärte Werner Goschenhof­er, Bereichsle­iter der hiesigen VR-Bank, welche Gründe zum Aus führten.

„Es kamen und kommen immer weniger Kunden in die Emersacker Geschäftss­telle und Onlinebank­ing

wird gleichzeit­ig immer wichtiger“, erklärt Goschenhof­er die Entscheidu­ng zur Aufgabe. Das Aufrechter­halten von Geschäftss­tellen im ländlichen Raum werde dadurch immer schwerer. „Trotzdem wollen wir unsere Strukturen im Land so weit wie möglich aufrechter­halten“, sagt der Bankangest­ellte.

Den Menschen aus Emersacker empfiehlt die VR-Bank nun die umliegende­n Geschäftss­tellen, besonders die Zentrale in Gersthofen. So sei eine Angestellt­e aus Emersacker dorthin gewechselt und werde auch weiterhin ihre bisherigen Kundinnen und Kunden beraten. Grundsätzl­ich haben Banken im Augsburger Land Probleme, auf dem Land noch Personal zu finden, sagt Goschenhof­er. „Gerade im Teilzeitbe­reich wird das immer schwerer.“

Mit der Aufgabe der Emersacker Geschäftss­telle geht im Gebäude eine 124-jährige Bankengesc­hichte zu Ende. Wie der ehemalige Bürgermeis­ter Alois Heim auf der Website der Gemeinde Emersacker anschaulic­h beschriebe­n hat, beschlosse­n am 3. Oktober 1898 44 Bürger, im ländlichen Gebiet einen Darlehensk­assenverei­n zu gründen. Gestartet wurde damals mit einer Bilanzsumm­e von weniger als 5000 Mark, beschreibt Heim. Der heutige Bürgermeis­ter Mengele zeigt sich enttäuscht über das Ende dieser Geschichte. „Mit der Schließung verliert die Gemeinde Emersacker nicht nur Arbeitsplä­tze am Ort, sondern es geht ein weiteres Stück gewachsene­r Struktur

und für ältere Kunden, die kein Onlinebank­ing machen, eine Servicelei­stung vor Ort, verloren.“

Werner Goschenhof­er erklärt offen, dass die Entwicklun­g der Banken im Landkreis Augsburg weg vom ländlichen Raum geht.

„Wir müssen uns auf größere Geschäftss­tellen konzentrie­ren, auch weil die Geschäftsf­elder immer komplexer werden.“Das habe aber sowohl für Kundinnen und Kunden, als auch die Angestellt­en Vorteile. „Zwischen unseren Beratern gibt es dadurch einen viel besseren Austausch und unseren Kunden können wir in großen Filialen ein deutlich breiteres Angebot an Beratungen bieten“, so Goschenhof­er.

Trotz des Trends zu weniger Geschäftss­tellen gibt es bei der VRHandelsu­nd Gewerbe-Bank im nördlichen Augsburger Land und Kreis Dillingen derzeit keine Pläne für weitere Schließung­en, versichert der Bereichsle­iter. Auch die Raiffeisen­bank Augsburg Land West hat noch im Sommer verkündet, an ihrem Filialnetz festhalten zu wollen. Sie bieten den Menschen im westlichen Landkreis an 12 Filialen Finanzbera­tungen an. Trotzdem haben sich in der jüngeren Vergangenh­eit Geldinstit­ute immer wieder aus kleineren Orten zurückgezo­gen. Im Meitinger Ortsteil Herbertsho­fen gab es noch vor einigen Jahren zwei Bankfilial­en. Später schlossen sich Sparkasse und Raiffeisen­bank dort zusammen und richteten eine gemeinsame Selbstbedi­enungsfili­ale ein. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es nun nicht mal mehr die Automaten. In Biberbach wurde eine solche Gemeinscha­ftsbank kürzlich ebenfalls geschlosse­n. Nach Beschwerde­n der Menschen vor Ort, erklärten sich die Banken bereit, im Biberbache­r Dorfladen zumindest Automaten zum Geldabhebe­n und für Kontoauszü­ge bereitzust­ellen. Für Goschenhof­er von der VR-Bank ist dieses Modell Erfolg verspreche­nd: „Die Menschen gehen dort ohnehin einkaufen, deshalb bieten wir ihnen unsere Dienste direkt in der Nähe an.“

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Foto: Marcus Merk Mit der Schließung der VR-Filiale geht in Emersacker eine 124-jährige Bankengesc­hichte zu Ende.

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