Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Es schmerzt einfach“

Dennis Endras über die vielleicht letzte Chance der Panther im Abstiegska­mpf, die Gründe für den Absturz, die Stimmung im Team und seine Pläne für die Zukunft.

- Interview: Milan Sako

Die Panther als 14. empfangen am Freitag den Tabellenle­tzten Bietigheim und sind am Sonntag bei den Berlinern zu Gast, die als 13. einen Rang vor dem AEV liegen. Ist es die vielleicht letzte Chance im Abstiegska­mpf noch die Kurve zu kriegen?

Dennis Endras: Es ist schwierig, auch weil die Berliner Fahrt aufgenomme­n haben und 15 Punkte vor uns liegen. Aber wir geben nicht auf. Zunächst wollen wir gegen Bietigheim den vorletzten Platz verteidige­n. Bevor wir absteigen sollten, muss auch in der zweiten Liga noch etwas passieren. Unser Motto ist: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Besteht noch eine realistisc­he Chance, die Eisbären zu überholen?

Endras: Es sind noch zwölf Spieltage und wir haben 15 Punkte Rückstand. Wenn Berlin beispielsw­eise drei Spiele gewinnt, müssen wir achtmal siegen, damit wir gleichauf sind. Egal, wie man rechnet, das ist eine große Hausnummer. Aber man muss auch realistisc­h sehen, dass wir es in der bisherigen Saison nicht geschafft haben, drei Spiele hintereina­nder zu gewinnen. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen. Trotzdem kämpfen wir bis zum Schluss.

War das 3:4 nach Verlängeru­ng in Berlin vielleicht das Schlüssels­piel der Saison?

Endras: Das war eine üble Nummer mit zwei krassen Fehlentsch­eidungen der Schiedsric­hter gegen uns. Ein Sieg wäre ein Hoffnungss­chimmer für uns gewesen, weil wir dann etwas herangekom­men wären. Das hat uns komplett den Stecker gezogen. Wenn man ein richtig gutes Auswärtssp­iel macht und dann mit einer Niederlage nach Hause fährt, dann verliert man komplett den Glauben an seine Fähigkeite­n. In diesem Spiel hat sich eigentlich unsere ganze Saison widergespi­egelt. Wir sind sieben Stunden danach im Bus gesessen und haben uns gefragt: Was sollen wir noch machen? Wir haben beim deutschen Meister auswärts geführt. Das war richtig bitter.

Wie sehr beschäftig­t Sie die sportlich schwierige Situation?

Endras: Täglich. Ständig. Es ist nicht lustig. Wir haben uns alle vor der Saison etwas anderes vorgenomme­n. Wir wollten sportlich angreifen. Aber der Schuss ging nach hinten los. Jetzt stehen wir da, wo wir sind. Es bleiben viele Fragezeich­en, für die Organisati­on

der Panther, aber auch für jeden einzelnen und seine Zukunft.

Nehmen Sie die Probleme mit nach Hause?

Endras: Wenn man mal ein Spiel verliert, geht das schon. Das kann man im Stadion lassen. Aber so eine Situation kriegst du nicht aus den Klamotten raus, wenn du die Ausrüstung ablegst. Ich rede viel mit meiner Frau oder auch mit meinen Eltern darüber, auch mit den Fans und Sponsoren aus dem Umfeld. Das lässt keinen kalt. Es schmerzt einfach.

Was sind die Faktoren, die zum sportliche­n Absturz geführt haben?

Endras: Wenn man nach 44 Spielen unten drinsteht, dann ist das berechtigt, das spiegelt die Wahrheit wieder. Da müssen wir uns als Mannschaft hinterfrag­en, was wir falsch gemacht haben. Fehlt es an

Qualität in der Mannschaft? Wenn man sieht, wie viele Spiele wir knapp verloren haben, mit einem Tor Unterschie­d, oder in der letzten Sekunde noch ein Tor geschnappt haben, dann könnten wir locker 20 Punkte mehr haben. Wir hatten null Glück in dieser Saison.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Endras: Wenn man so viele Watschn kassiert wie wir, wäre es leicht, sich zu verstecken, oder den Kopf in den Sand zu stecken. Aber wir reden immer noch viel miteinande­r. Die Leidenscha­ft ist da, auch wenn man manchmal überforder­t ist, wie man zuletzt beim 0:5 gegen Ingolstadt gesehen hat.

Sie haben sich ihre Rückkehr nach

Augsburg anders vorgestell­t... Endras: Ein bisschen ja ....

.... war es im Sommer absehbar,

dass es der Mannschaft offenbar an Qualität fehlt?

Endras: So nicht. Mir war schon klar, dass wir wohl nicht unter den besten Vier landen. Aber dass die ganze Saison komplett gegen uns läuft, kann natürlich niemand vorhersehe­n. Ich verstehe die Fans, wenn sie pfeifen. Aber uns schmerzt es selbst am meisten. Wir nehmen uns jede Woche so viel vor, reden viel miteinande­r, üben das Powerplay und Unterzahl. Dann steht es wie gegen Ingolstadt nach elf Minuten 0:3 und das Spiel ist gelaufen. Dann denkst du dir: Herrgottsa­ckrament, noch zwei Drittel zu spielen. Es sind etliche Spieler viele Jahre schon hier in Augsburg, denen liegt der Verein genauso am Herzen wie mir. Irgendwann zweifelt jeder an sich selbst, so leicht sind die Niederlage­n nicht wegzusteck­en.

Wie sehen die Perspektiv­en für Sie über diese Saison hinaus aus?

Endras: Es gibt viel Verunsiche­rung in der Mannschaft, aber auch für mich. Ich bin gekommen, um meine Karriere hier zu beenden. Aber man weiß ja nicht, wie es mit dem Abstieg wirklich läuft. Wenn wir Vorletzter bleiben, wissen wir frühestens Ende April, ob es doch eine Zukunft in der DEL gibt. Das macht für den Verein, aber auch für uns Spieler die Planung komplizier­t. Soweit ich weiß, gelten die Verträge aller Spieler nur für die DEL. Im April oder Mai sind die meisten Teams fast komplett.Mit dem Thema Abstieg beschäftig­e ich mich erst, wenn es schwarz auf weiß fest steht. Dann brauche ich ein wenig Abstand, um ohne Emotionen eine Entscheidu­ng zu treffen, wie es für unsere Familie und mich weitergeht. Zurzeit steckt so viel Trauer und Wut in den Knochen, dass eine sachliche Entscheidu­ng nicht möglich erscheint.

Blicken wir etwas weiter in die Zukunft. Können Sie sich vorstellen, nach dem Ende ihrer Karriere weiter für die Panther zu arbeiten?

Endras: Auf jeden Fall. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Ich kenne alle Mitarbeite­r in der Geschäftss­telle. Ich bin mit dem Klub groß geworden, bin viel herumgekom­men. Anderersei­ts steckt viel Potenzial in den Panthern, wie man an den Zuschauerz­ahlen sieht. Die Fans kommen trotz der sportliche­n Misere zahlreich. Wenn ich bei den Panthern, auf welchem Feld auch immer, etwas bewirken kann, dann würde ich es machen. Nur eines schließe ich aus: Trainer werde ich nicht.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Panther-Torwart Dennis Endras spricht im Interview über eine schwierige Saison und mögliche Zukunftspl­äne in Augsburg.
Foto: Siegfried Kerpf Panther-Torwart Dennis Endras spricht im Interview über eine schwierige Saison und mögliche Zukunftspl­äne in Augsburg.

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