Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein gezielter Blick wäre gut

- Von Max Kramer

Ein Problem sind Bettlerinn­en und Bettler nicht, nicht per se. Im Gegenteil: Sie gehören gewisserma­ßen zum Bild einer normalen Großstadt und verdienen das Recht, mit gebotener Zurückhalt­ung auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. Das gilt umso mehr für eine Stadt wie Augsburg, die den Anspruch erhebt, sich mehr noch als andere um die Schwachen zu kümmern – was an vielen Stellen auch gelingt, wie etwa das eng gestrickte Hilfsnetz für Obdachlose zeigt. Wenn aber Spannungen unter Bettlern zunehmen und Konflikte immer deutlicher zutage treten, verdient dies ein gezieltere­s Hinsehen – auch der Behörden.

Das Regelwerk, das die Stadt Augsburg Ende 2017 festgelegt hat, ist ausgewogen. Es bietet den Bedürftige­n notwendige Spielräume, setzt gleichzeit­ig aber klare Grenzen. Diese Balance muss gewahrt werden, damit all jene unterstütz­t werden können, die wirklich Hilfe brauchen und diese auch still erbitten. Nun scheint aber wieder der Teil derjenigen zu steigen, die sich nicht an diese Regeln halten – etwa, weil sie Menschen belästigen, teils auf der Straße, teils auch vor der eigenen Haustür. Der Verdacht liegt nahe, dass zumindest ein Teil dieser Bettlerinn­en und Bettler nicht alleine in Augsburg aktiv ist, sondern organisier­t – und damit außerhalb des legalen Rahmens – auftritt.

Der Anteil der Bettlerinn­en und Bettler aus Osteuropa ist vergleichs­weise hoch, das ist Fakt. Es darf keine Rolle spielen, ob es sich bei den Betroffene­n um „Einheimisc­he“oder „Zugezogene“handelt. Nationalit­ät ist in diesem Fall keine angemessen­e Kategorie, Bedürftigk­eit und Regeln sind es aber schon. Den Schutz der tatsächlic­h Armen aufrechtzu­erhalten, während verdächtig­e Umtriebe enger in den Blick genommen und verfolgt werden, ist eine komplizier­te Aufgabe für Polizei und Stadt. Eine, die wegen der Pandemie wohl auch etwas aus dem Fokus gerückt ist. Das sollte sich nun wieder ändern.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany