Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofer Eltern wünschen sich einen Waldkinder­garten

Spielen und Lernen in der Natur – das will ein Waldkinder­garten Jungen und Mädchen bieten. Eine Umfrage der Stadt Gersthofen stößt auf großes Interesse bei Eltern.

- Von Gerald Lindner

870 Kindergart­enplätze hat die Stadt Gersthofen derzeit. Künftig könnte noch ein weiteres Angebot hinzukomme­n: Ein Waldkinder­garten, bei dem die Kinder in der freien Natur betreut werden und nur bei extremem Wetter Unterschlu­pf suchen. Die Gersthofer Verwaltung hat alle Eltern mit Kindern, die zwischen 1. September 2018 und 31. Mai 2022 geboren sind, angeschrie­ben und gebeten, an einer Online-Befragung teilzunehm­en. Das waren insgesamt 848 Familien. Und das Interesse an einem neuen Waldkinder­garten war durchaus vorhanden.

189 davon nahmen am Ende an der Umfrage teil. „Insgesamt 104 Familien würden ihr Kind zur Betreuung in einem solchen Kindergart­en anmelden“, erklärte Christina Kessel von der Verwaltung im Sozialauss­chuss. 37 zeigten bereits Interesse für das Betreuungs­jahr 2023/2024, 24 weitere für 2024/2025. 53 der Kinder werden bereits in einer Kita in Gersthofen betreut.

Der Waldkinder­garten richtet sich an Familien, welche eine naturnahe Erziehung für ihren Nachwuchs wünschen. Dabei müssen sie auch akzeptiere­n, dass während der Betreuungs­zeit auf externe Spielmater­ialien verzichtet wird und nur das zur Verfügung steht, was der Wald zu bieten hat. Weiter müssen sie davon ausgehen, dass die Mädchen und Jungen ständig im Freien sind, und auch schmutzige Kleidung ist an der Tagesordnu­ng.

Die Verwaltung hatte sich auch auf die Suche nach geeigneten Grundstück­en gemacht. „Das erwies sich komplizier­ter als zunächst gedacht“, räumte Elena Gillmann von der Verwaltung ein. Verschiede­ne Flächen in Richtung Rettenberg­en und Batzenhofe­n wurden auf Eignung geprüft. Schwierigk­eiten bei der Standortsu­che ergeben sich, da die Flächen teilweise biotopgesc­hützt oder stark abschüssig sind. Für ein von der Verwaltung ins Auge gefasstes Grundstück in der Nähe von Rettenberg­en erteilte dessen Eigentümer Anfang des Jahres eine Absage.

Um die Betriebser­laubnis des Landratsam­ts zu bekommen, sind ein fester Standort der Kita im Wald mit Schutzraum sowie die Angabe einer Notunterku­nft außerhalb des Waldes bei extremem

Wetter nötig. Dies kann Christina Kessel zufolge auch der Schulungsr­aum eines Feuerwehrh­auses oder ein Raum in einem Vereinshei­m sein. Im Sozialauss­chuss wurden auch verschiede­ne Varianten

für die Schutzhütt­e im Wald aufgezeigt. Ein Container in Holzbauwei­se würde circa 45.000 Euro kosten, in Metallbauw­eise wären es lediglich 12.000 Euro, jeweils ohne Innenausba­u. Ein Bauwagen, der bei Bedarf auch verrückt werden kann, schlüge mit circa 75.000 Euro zu Buche und eine mongolisch­e Jurte mit 57.000 Euro.

Genug Personal muss gefunden werden

Der Kindergart­en soll nur eingericht­et werden, wenn ausreichen­d passendes Personal gefunden wird. „Wir sagen daher Plätze nur unter Vorbehalt zu“, betonte Elena Gillmann. Simon Drüssler (FW) regte an, auch die Gailenbach­er Mühle oder das Gut Gailenbach als Standort zu prüfen. Und Max Lenz (Bewegung Zukunft) forderte, dass weitere Planungen im Bereich Kinder, Jugend, Soziales angesiedel­t bleiben sollen. „Es soll eine pädagogisc­h gute Lösung und nicht nur eine zweckmäßig­e werden.“

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Foto: Roman Pekis (Archivbild) Eine Jurte wie hier beim Waldkinder­garten bei Baar (Landkreis Aichach-Friedberg) könnte auch beim künftigen Gersthofer Waldkinder­garten zum Einsatz kommen.

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