Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Augsburg verkennt Brechts Bedeutung für die Stadt

- Zum Artikel „Ist Brecht in Augsburg angekommen?“, in der Ausgabe vom 31. Januar 2023. Karl Heinz Englet,

Ist Brecht in Augsburg angekommen? Diese Headline der AZ schreit direkt nach Leserbrief­en! Ich glaube, einer der ältesten und leidenscha­ftlichsten Brecht-Fans zu sein. Denn mein Onkel Walter Groos war Klassenkam­erad von „BB“und auch Mitherausg­eber der „Ernte“, Brechts Schülerzei­tschrift, mit der ich ab 1945 Literatur gelernt und gelesen habe.

Es war in den 1950er Jahren und auch noch später, in Augsburg politisch nicht einfach, sich als BBFan zu outen. Man galt damals als Kommunist oder gar Anarchist, zumindest als Revoluzzer. Als Albert Ostermaier 2006 mit seinem „abc“als erstes Brechtfest­ival einstieg, war der kleine Brecht-Freundeskr­eis überschaub­ar. Das Festival startete erst 2009 richtig durch, als Joachim Lang, als Festivalle­iter engagiert wurde. Lang schaffte, was vor ihm und leider bis heute keinem Festivalle­iter gelang, nämlich Brecht seinem Status entspreche­nd in Augsburg und deutschlan­dweit bekannt und vor allem sympathisc­h zu machen.

Bis 2016 erlebten wir Brecht Festspiele vom Feinsten. Lang, mit seinen medialen Netzwerken, war überregion­al präsent. Er gilt als der Brecht-Kenner und hat mit seinem genialen Brecht-Film Weltruhm erlangt. Leider setzten sich regionale politische Kleingeist­er durch und Langs Vertrag wurde nicht verlängert. Augsburg hat bis heute nicht erkannt, dass wir nur mit „BB“weltweit eine Alleinstel­lung haben. Zu einem bedeutende­n Festival muss auch der beste Festivalle­iter engagiert werden. Dem „BB“-Festival 2023 wünsche ich alles Gute und hoffe das viele Augsburger daran teilnehmen.

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