Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Vorteile der Einkaufslisten
Früher, in diesen fernen analogen Zeiten, bin ich als kleiner „Fetz“jede Woche für meine Großmutter einkaufen gegangen. Sie nahm dann als sparsame Frau, die zwei Weltkriege überlebt hatte, einen alten gebrauchten Briefumschlag aus dem schweren Küchenschrank und schrieb eine Liste. Am Ende stand dann auf Rheinisch stets: „Wat Süßes für dä Jong“. Während ich meistens wusste, was auf dieser Liste stehen würde, wusste sie, was ich mir mitbringen würde. Es waren die Pfefferminz-Schokolinsen von Piasten. Meine Oma war sparsam und freigiebig zugleich.
Das Handy-Zeitalter hat sie nicht mehr erlebt. Und wenn doch, hätte sie – da bin ich ziemlich sicher – trotzdem immer zu den alten Briefumschlägen mit dem Cellophan-Fensterchen gegriffen.
Wer heute beim Einkaufen im Supermarkt sparen will, kann dazu Apps der Einzelhändler nutzen. Vorher sollte man sich aber anschauen, welche Vorteile sie wirklich bieten und welche persönlichen Daten man dafür preisgeben muss. Es lohnt sich, die Datenschutzbestimmungen zu lesen und Zugriffsberechtigungen, wenn möglich, einzuschränken. Dazu rät das Computermagazin Chip. Die Kollegen dort haben SupermarktApps genauer unter die Lupe genommen. Zwei von acht Apps bekamen die Note Sehr gut: Testsieger war die Rewe-App, gleich dahinter folgte die Netto-App. Zwei weitere Anbieter bekamen für ihre Apps – Lidl Plus und Kaufland – die Note Gut. Vier weitere Apps schnitten im Test nur mit „Befriedigend“ab.
Wenn ich meiner Oma von diesen Apps heute erzählen würde, würde sie auf Rheinisch vermutlich ein bisschen vor sich hin schimpfen – gutmütig den Kopf schütteln – und dann etwas sagen wie: „Am meisten kann man sparen, wenn man gar kein Geld ausgibt.“Dann würde sie den alten Kugelschreiber herausholen, mit dem sie früher immer die Rechnungen für Opas Schmiede geschrieben hat, einen Umschlag aus dem Schrank nesteln und aufschreiben, was sie benötigte. Mehr nicht. Dazu die Packung Schokolinsen. (mit dpa)