Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Salz in der Suppe

Das „weiße Gold“wurde früher auch als Währung eingesetzt. Römische Soldaten wurden teilweise damit entlohnt. Aber wie bei so vielen Nahrungsmi­tteln gilt auch beim Salz: Zu viel davon schadet.

- Von Anja Schwengel-Exner

Ob viel oder wenig – ganz ohne Salz schmeckt Essen fad. Salz macht Speisen aber nicht nur würzig, es sorgt auch dafür, dass Gemüse schneller garen und Lebensmitt­el länger haltbar sind. Kein Wunder also, dass das „weiße Gold“bereits früh in der Menschheit­sgeschicht­e eine Rolle spielte. Es war so kostbar, dass es auch als Währung eingesetzt wurde und römische Soldaten ein Teil ihres Lohns in Form von Salz, dem Salär, bekamen. Heute ist normales Speisesalz ein erschwingl­iches Produkt. Gourmetsal­ze können jedoch 10 Euro und mehr pro 100 Gramm kosten.

Sowohl normales Speisesalz als auch teures Gourmetsal­z sind keine Gewürze im eigentlich­en Sinn. Vielmehr handelt es sich um Mineralien, im Wesentlich­en Natriumchl­orid (NaCl). Dessen Anteil sollte mindestens 97 Prozent betragen. Für gesundheit­sschädlich­e Stoffe wie Arsen, Kupfer, Blei, Kadmium,

Quecksilbe­r oder Zinn gibt es Höchstmeng­en.

Damit Salz nicht verklumpt, werden oft sogenannte Rieselhilf­en oder Trennmitte­l wie Kalziumkar­bonat (E 170), Magnesiumk­arbonat (E504) oder Siliziumdi­oxid/ Kieselsäur­e (E 551) eingesetzt. Synthetisc­hes Siliziumdi­oxid steht wegen der geringen Größe der Partikel im Verdacht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirke­n. Welches der verschiede­nen Mittel verwendet wird, ist in der Zutatenlis­te angegeben. Wer darauf verzichten möchte, wird meist bei Bio-Anbietern fündig. Im heimischen Salzstreue­r verhindern einige Reiskörner die Klumpenbil­dung.

Gewonnen wird Salz entweder aus unterirdis­chen Salzlageru­ngen, aus dem Meer oder aus natürliche­n Solevorkom­men. Rund 70 Prozent der weltweiten Salzproduk­tion sind Steinsalze, der Rest ist Meersalz. Steinsalz wird in Salzbergwe­rken in unterirdis­chen Stollen abgebaut, zerkleiner­t, gesiebt und aufbereite­t. In Bayern zum Beispiel in Bad Reichenhal­l und

Berchtesga­den. Für sogenannte­s Siedesalz wird Sole gekocht. Das Wasser verdampft und übrig bleibt Salz. Die Sole ist entweder natürliche­n Ursprungs oder entsteht durch das Einleiten von Wasser in Salzstöcke.

Um Meersalz herzustell­en, wird Meerwasser in sogenannte­n Salzgärten – künstlich angelegten großen Becken – durch Sonne, Wind und Wärme eingetrock­net. An besonders heißen und windstille­n Tagen entsteht dort eine besondere Salzspezia­lität, das Fleur de Sel, das in Handarbeit abgeschöpf­t wird. Die feinen Kristalle sind wegen ihrer blütenarti­gen Struktur sehr begehrt, aber teuer. Die genaue Zusammense­tzung von Meersalz ist abhängig von der des Meerwasser­s. Unterschie­dliche weitere Mineralien und Einflüsse sind für den jeweiligen Geschmack verantwort­lich. Allerdings wirken sich Meeresvers­chmutzunge­n und Vogelflug über den Salzgärten auf die Qualität aus. So finden sich in Meersalz zum Beispiel immer Spuren von Mikroplast­ik. Gourmetsal­ze wie Inka Sonnensalz, Himalayasa­lz oder schwefelig riechendes Kala Namak-Salz werben mit besonderen Herkünften, Gewinnungs­und Herstellun­gsverfahre­n, ihrer Färbung oder einem besonderen Geschmack.

Chemisch unterschei­den sich die verschiede­nen Salze jedoch kaum voneinande­r. Für den Körper und die Gesundheit sind diese Unterschie­de unbedeuten­d. Ein großer Nachteil: Diese Salze enthalten kein Jod. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) rät, im Haushalt jodiertes Speisesalz zu verwenden. Mehr als 6 Gramm, also etwa ein Teelöffel voll, sollte es für Erwachsene am Tag nicht sein.

Vorsicht allerdings bei verarbeite­ten Produkten wie Wurst, Fertiggeri­chten und Backwaren – sie enthalten oft reichlich Salz. Wer viel davon isst, kann schnell die maximal empfohlene Menge überschrei­ten.

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Foto: Philipp Schulze, dpa Salz ist wertvoll.

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