Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Einer für Flick?
Der Bundestrainer hatte Überraschungen bei seiner Kadernominierung angekündigt. Augsburgs Stürmer Mergim Berisha könnte eine solche sein. Erst recht nach dem Siegtreffer gegen Leverkusen.
Diesmal lief Mergim Berisha jeden Zusatzmeter. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch daneben. Der Stürmer des FC Augsburg hatte wie bereits gegen Mönchengladbach auch gegen Bayer Leverkusen den entscheidenden Treffer erzielt. 1:0 hatten die Augsburger am Freitagabend gewonnen, es war der zweite Heimsieg in diesem Kalenderjahr. Und wieder war Berisha der gefragte Mann.
Anders als nach der Partie gegen Gladbach stellte er sich diesmal allen Fragen. Zunächst vor den TV-Kameras, kurze Zeit später auch bei den schreibenden Journalisten. Berisha stand also da in seiner warmen Jacke und sprach ganz entspannt. Über den zweiten Heimerfolg in diesem Jahr und seinen Beitrag dazu. Wobei er den nicht überbewertet wissen möchte. „Es geht hier nicht um mich, sondern um die Mannschaft. Ohne sie kann ich keine Tore erzielen“, sagte der Stürmer. Irgendwie aber geht es zuletzt eben doch vornehmlich um ihn.
Weil er zuletzt zweimal den entscheidenden Treffer erzielt hatte. Weil er in Freiburg vor einer Woche mit seinem Jubel für Aufregung gesorgt hatte. Weil er am Samstag im Beisein einiger Teamkollegen geheiratet hat. Vieles läuft bei Berisha beinahe perfekt. Und könnte sogar noch besser werden. Wenn bald der Anruf von Hansi Flick folgen sollte. Der Bundestrainer hatte Überraschungen bei seiner nächsten Kadernominierung angekündigt, Berisha könnte eine solche sein. „Es gibt wenig bessere Neuner, die wir gerade in Deutschland haben“, sagte Enrico Maaßen am Freitagabend. Der FCA-Trainer weiß natürlich um die Abschlussqualitäten seines in Berchtesgaden geborenen Stürmers. Mit dem linken Fuß, mit dem rechten oder wie gegen Leverkusen mit dem Kopf. Er schätzt aber vor allem auch seine Entwicklung. „Es ist wichtig, dass er mit nach hinten arbeitet. Da hat er großes geleistet in den vergangenen Spielen. Er ist bereit für die Mannschaft zu ackern“, lobte der FCA-Trainer. Das wird auch bei den Verantwortlichen der Nationalmannschaft registriert. Flicks Co-Trainer Marcus Sorg saß am Freitag auf der Tribüne der Augsburger Arena.
Kontakt hatte Berisha mit dem Bundestrainer noch nicht. „Natürlich würde ich mich über eine Nominierung freuen. Das Einzige, das ich beeinflussen kann, ist, dass ich auf dem Platz hundert Prozent gebe und das Maximum raushole“, sagte der 24-Jährige. Das gelang ihm zuletzt häufig. Stefan Reuter hatte schon zu Saisonbeginn für seinen Stürmer in einem Beitrag im Kicker in Richtung Nationalmannschaft geworben. Weil er schon damals von seinen Fähigkeiten überzeugt war. Eine gelb-rote Karte und anschließende Probleme mit der Hüfte aber hatten Berisha gebremst. Nun ist er wieder voll in Fahrt. „Dass er außergewöhnliche Qualitäten vor dem Tor hat, wissen wir“, sagte Reuter. Das Gespräch mit seinem Freund Flick wird der Augsburger Sport-Geschäftsführer dennoch nicht suchen. Es sei völlig normal, dass Berisha nun im Blickfeld sei. „Es gibt aber so viel Erfahrung beim DFB, da müssen wir uns nicht zu sehr einmischen“, sagte Reuter.
Ohnehin liegt es an Berisha selbst, ob der Anruf von Flick kommt. Spielt er weiter wie zuletzt, scheint es möglich. Wenn er weiter so eiskalt vor dem Tor ist, wie in der 55. Minute am Freitagabend, als er mit einem Kopfball zum 1:0 traf. Völlig frei stand der
FCA-Stürmer da. Auch für ihn selbst überraschend frei? „Normalerweise schieße ich sonst immer die Ecken, vielleicht hatte ich deshalb keinen Gegenspieler“, sagte Berisha und lachte. Diesmal stand er also in der Mitte, da mit Arne Engels ein neuer Standardspezialist gefunden wurde.
Eine reife Leistung zeigte der FCA, wie Stefan Reuter hinterher anmerkte. Eine Leistung, die die Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate zeigte. „Wir haben gut dagegengehalten und unsere Prinzipien auf den Platz gebracht. Wenn uns das immer gelingt, können wir jeden Gegner schlagen“, sagte Berisha. Der FCA war geduldig im Ballbesitz, defensiv kompakt und fand nach der Pause Wege, hinter die Leverkusener Abwehrkette zu kommen. Lohn waren drei verdiente Punkte – und vielleicht bald ein neuer Nationalspieler.