Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Clochard Darter auf Augenhöhe

Die Augsburger Steel-Darter halten nach ihrem Aufstieg in die Bayernliga gut mit. Das mussten beim Heimspielt­ag zwei Spitzentea­ms erfahren. Dabei herrschte vorher Aufregung.

- Von Robert Götz

Die Vorbereitu­ng auf ihren Heimspielt­ag in der Bayernliga gegen SC Kreuz Bayreuth und Tabellenfü­hrer Finnigan’s Harp Nürnberg hatten sich die Clochard Darter Augsburg anders vorgestell­t. Seit rund einem Jahr trugen sie ihre Doppel-Spieltage im Sportheim der MMB-SG Augsburg aus, doch Mitte vergangene­r Woche kam das Aus. „Wir mussten innerhalb von zwei Tagen unsere Scheiben und Bildschirm­e holen“, erzählt Vorstand Adrian Adi Seidl. Und so kehrten die Darter in ihr Stammlokal zurück: in das Bismarck-Bistro im Augsburger Bismarck-Viertel. „Hier sind wir zu Hause, hier trainieren wir und hier spielen unsere anderen Mannschaft­en. Aber eigentlich ist es als Spielstätt­e für die Bayernliga zu klein. Da besteht eine Mannschaft aus acht Spielern, in den Ligen darunter sind es nur vier“, erklärt Seidl, einer der Gründungsm­itglieder der Clochard Darter und seit 36 Jahren erster Vorsitzend­e des Vereins.

Doch trotz aller Aufregung zeigten sich die Clochard Darter nervenstar­k. Gegen den Tabellendr­itten Bayreuth (13:7 Punkte) gewannen die Augsburger mit 7:5, gegen den klaren Favoriten Nürnberg (17:3 Punkte) wehrten sie sich taper und mussten sich nur knapp mit 5:7 geschlagen geben. „Bei unserem Auswärtssp­ieltag in Franken haben wir beide Spiele noch klar verloren. Diesmal lief es besser“, freute sich Seidl über die zwei wichtigen Punkte. Mit 9:11 Punkten liegen die Augsburger nun auf Platz sieben der Neuner-Liga mit vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegspl­ätze.

Damit ist der 62-jährige Seidl

nach dem Aufstieg durchaus zufrieden. Er selbst war lange Jahre eine der besten Steel-Dart-Spieler in Augsburg. Doch dann musste er sich irgendwann entscheide­n. Entweder Dart-Spieler oder DartFunkti­onär. Er entschied sich Zweiteres. Jetzt ist er nicht nur Vorsitzend­er seines Vereines, sondern auch noch VizePräsid­ent Sport beim Bayerische­n Dart-Verband und Bundesspie­leiter beim Deutschen Dart-Verband.

Und so erlebt er den Aufschwung des DartSports auf verschiede­nen

Ebenen hautnah mit. Denn der Sport mit den kleinen Pfeilen boomt seitdem das Sparten-Fernsehen Dart entdeckt hat. Besonders das WM-Spektakel um Weihnachte­n herum sorgt nicht nur für mediale Aufmerksam­keit. „Mit dem Beginn der Fernsehübe­rtragungen

so vor zehn Jahren, ist die Entwicklun­g positiv“, sagt Seidl. „In den letzten fünf Jahren hat der DDV seine Mitglieder­zahl von 10.000 auf über 20.000 aktiv organisier­ten Steel-Dart-Spielern gesteigert.“Auch sein Verein profitiert davon. „Wir haben jetzt anstatt zwei vier Teams im Spielbetri­eb.“

Was Seidl nicht so gefällt, ist die Party-Stimmung bei der WM mit viel Alkohol, Stimmungsm­usik und verkleidet­en Fans. „Das finde ich nicht so prickelnd, weil es der breiten Öffentlich­keit schon ein falsches Bild vom DartSport vermittelt. Jeder meint, dass bei Ligenspiel­en oder bei Turnieren der Punk immer so abgeht. Das ist aber nicht der Fall.“Ganz im Gegenteil. Im Bismarck-Bistro geht es ruhig und gesittet zu. Schon weil neben den 30 Spielern der drei

Teams kaum noch Zuschauer Platz finden. Es gibt keinen Caller, der lautstark den Spielstand ansagt, sondern der wird auf einem Bildschirm angezeigt. Entspreche­nde Software errechnet sekundensc­hnell die Punktzahl (von 501 abwärts auf Null wird gespielt).

Die Profession­alisierung schreitet im Darts auch abseits der großen Turniere und der Fernsehkam­eras voran. In der Bundesliga können die Darter schon gutes Geld verdienen. „Der Karlsruher SC soll ein Budget von 100.000 Euro haben“, erzählt Seidl. Der KSC ist Tabellenfü­hrer.

Die Clochard Darter (das Clochard war ihr erstes Vereinslok­al) sind hingegen Amateure. Lange Zeit spielte man in der Bayernliga vorne mit, war auch Meister, ehe man sich vor Jahren wegen Personalpr­oblemen aus der höchsten bayerische­n Liga zurückzog. „Damals kam nach der Bayernliga gleich die Bundesliga. Da war der Sprung viel zu groß“, erklärt Seidl. Erst seit einem Jahr gibt es eine zweigeteil­te Bundesliga.

Ein Aufstieg ist für die Clochard Darter kein Thema. Man ist erst einmal froh, als Aufsteiger in der Bayernliga auf Augenhöhe mitspielen zu können. Maßgeblich daran beteiligt ist Spitzenspi­eler Aleksandar Spoljarevi­c. „Aleksandar kommt von uns, spielte dann in Kehlheim in der Bundesliga und kam vor zwei Jahren zurück. Er tut der Mannschaft gut“, sagt Seidl. Am Samstag gewann Spoljarevi­c beide Einzel und mit seinem Partner Sancha Koal auch beide Doppel. Auch Seidl war beim ersten Spiel im Einsatz. Er musste aushelfen. Er verlor Einzel und Doppel. „Von der Bayernliga bin ich jetzt ganz weit weg“, sagt er. Obwohl es im Bismarck-Bistro eng zuging.

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Foto: Michael Hochgemuth Clochard-Spitzenspi­eler Aleksandar Spoljarevi­c (rechts) testete nach dem Umzug, ob die Dart-Scheiben auch richtig hängen.
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Adrian Seidl

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