Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Clochard Darter auf Augenhöhe
Die Augsburger Steel-Darter halten nach ihrem Aufstieg in die Bayernliga gut mit. Das mussten beim Heimspieltag zwei Spitzenteams erfahren. Dabei herrschte vorher Aufregung.
Die Vorbereitung auf ihren Heimspieltag in der Bayernliga gegen SC Kreuz Bayreuth und Tabellenführer Finnigan’s Harp Nürnberg hatten sich die Clochard Darter Augsburg anders vorgestellt. Seit rund einem Jahr trugen sie ihre Doppel-Spieltage im Sportheim der MMB-SG Augsburg aus, doch Mitte vergangener Woche kam das Aus. „Wir mussten innerhalb von zwei Tagen unsere Scheiben und Bildschirme holen“, erzählt Vorstand Adrian Adi Seidl. Und so kehrten die Darter in ihr Stammlokal zurück: in das Bismarck-Bistro im Augsburger Bismarck-Viertel. „Hier sind wir zu Hause, hier trainieren wir und hier spielen unsere anderen Mannschaften. Aber eigentlich ist es als Spielstätte für die Bayernliga zu klein. Da besteht eine Mannschaft aus acht Spielern, in den Ligen darunter sind es nur vier“, erklärt Seidl, einer der Gründungsmitglieder der Clochard Darter und seit 36 Jahren erster Vorsitzende des Vereins.
Doch trotz aller Aufregung zeigten sich die Clochard Darter nervenstark. Gegen den Tabellendritten Bayreuth (13:7 Punkte) gewannen die Augsburger mit 7:5, gegen den klaren Favoriten Nürnberg (17:3 Punkte) wehrten sie sich taper und mussten sich nur knapp mit 5:7 geschlagen geben. „Bei unserem Auswärtsspieltag in Franken haben wir beide Spiele noch klar verloren. Diesmal lief es besser“, freute sich Seidl über die zwei wichtigen Punkte. Mit 9:11 Punkten liegen die Augsburger nun auf Platz sieben der Neuner-Liga mit vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze.
Damit ist der 62-jährige Seidl
nach dem Aufstieg durchaus zufrieden. Er selbst war lange Jahre eine der besten Steel-Dart-Spieler in Augsburg. Doch dann musste er sich irgendwann entscheiden. Entweder Dart-Spieler oder DartFunktionär. Er entschied sich Zweiteres. Jetzt ist er nicht nur Vorsitzender seines Vereines, sondern auch noch VizePräsident Sport beim Bayerischen Dart-Verband und Bundesspieleiter beim Deutschen Dart-Verband.
Und so erlebt er den Aufschwung des DartSports auf verschiedenen
Ebenen hautnah mit. Denn der Sport mit den kleinen Pfeilen boomt seitdem das Sparten-Fernsehen Dart entdeckt hat. Besonders das WM-Spektakel um Weihnachten herum sorgt nicht nur für mediale Aufmerksamkeit. „Mit dem Beginn der Fernsehübertragungen
so vor zehn Jahren, ist die Entwicklung positiv“, sagt Seidl. „In den letzten fünf Jahren hat der DDV seine Mitgliederzahl von 10.000 auf über 20.000 aktiv organisierten Steel-Dart-Spielern gesteigert.“Auch sein Verein profitiert davon. „Wir haben jetzt anstatt zwei vier Teams im Spielbetrieb.“
Was Seidl nicht so gefällt, ist die Party-Stimmung bei der WM mit viel Alkohol, Stimmungsmusik und verkleideten Fans. „Das finde ich nicht so prickelnd, weil es der breiten Öffentlichkeit schon ein falsches Bild vom DartSport vermittelt. Jeder meint, dass bei Ligenspielen oder bei Turnieren der Punk immer so abgeht. Das ist aber nicht der Fall.“Ganz im Gegenteil. Im Bismarck-Bistro geht es ruhig und gesittet zu. Schon weil neben den 30 Spielern der drei
Teams kaum noch Zuschauer Platz finden. Es gibt keinen Caller, der lautstark den Spielstand ansagt, sondern der wird auf einem Bildschirm angezeigt. Entsprechende Software errechnet sekundenschnell die Punktzahl (von 501 abwärts auf Null wird gespielt).
Die Professionalisierung schreitet im Darts auch abseits der großen Turniere und der Fernsehkameras voran. In der Bundesliga können die Darter schon gutes Geld verdienen. „Der Karlsruher SC soll ein Budget von 100.000 Euro haben“, erzählt Seidl. Der KSC ist Tabellenführer.
Die Clochard Darter (das Clochard war ihr erstes Vereinslokal) sind hingegen Amateure. Lange Zeit spielte man in der Bayernliga vorne mit, war auch Meister, ehe man sich vor Jahren wegen Personalproblemen aus der höchsten bayerischen Liga zurückzog. „Damals kam nach der Bayernliga gleich die Bundesliga. Da war der Sprung viel zu groß“, erklärt Seidl. Erst seit einem Jahr gibt es eine zweigeteilte Bundesliga.
Ein Aufstieg ist für die Clochard Darter kein Thema. Man ist erst einmal froh, als Aufsteiger in der Bayernliga auf Augenhöhe mitspielen zu können. Maßgeblich daran beteiligt ist Spitzenspieler Aleksandar Spoljarevic. „Aleksandar kommt von uns, spielte dann in Kehlheim in der Bundesliga und kam vor zwei Jahren zurück. Er tut der Mannschaft gut“, sagt Seidl. Am Samstag gewann Spoljarevic beide Einzel und mit seinem Partner Sancha Koal auch beide Doppel. Auch Seidl war beim ersten Spiel im Einsatz. Er musste aushelfen. Er verlor Einzel und Doppel. „Von der Bayernliga bin ich jetzt ganz weit weg“, sagt er. Obwohl es im Bismarck-Bistro eng zuging.