Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So kommen die „Wärmeinseln“an
Es gibt sie seit Dezember, und im Fall eines Energiemangels sollten sie Anlaufstellen für die Bevölkerung sein. Dafür werden sie nicht gebraucht, haben aber dennoch einen Vorteil.
In der Augsburger Stadtbücherei sitzen an diesem Mittag einige Leute: Viele lesen, andere beobachten einfach nur ihre Umgebung. Ob die Besucherinnen und Besucher wirklich nur wegen der guten Lektüre oder dem spannenden Ausblick hier sind, erkennt man nicht. Vielleicht kommen ein paar auch, um sich zu wärmen – eingeladen durch einen Sticker neben der Eingangstür: „Hier ist eine Wärmeinsel“. Die Stadtbücherei ist eine von vielen, die es dieses Jahr zum ersten Mal in Augsburg gibt. Hier gibt es keinen Zwang zum Konsum, wie es oft in Cafés der
Fall ist. Hierher kann jeder kommen, der Wärme sucht.
Die sogenannten „Wärmeinseln“sind beheizte öffentliche Orte, an denen man sich aufwärmen kann. Beteiligt sind zum Beispiel die Stadtbücherei, das Alte Stadtbad, das Schaezlerpalais oder das Hallenbad Haunstetten. Die „Wärmeinseln“gibt es nun seit dem 19. Dezember und waren ursprünglich für einen eventuellen Energiemangel vorgesehen. „Die Mangellage ist so nicht eingetroffen, trotzdem gibt es Menschen, die aufgrund der enorm gestiegenen Energiepreise in eine finanzielle Schieflage geraten könnten“, so Sozialreferent Martin Schenkelberg. Bis zum Ostersonntag sollen die „Wärmeinsel“daher weiter die Möglichkeit bieten, sich aufzuwärmen. Die Resonanz sei, genau wie die „Wärmeinseln“, unterschiedlich, wie Schenkelberg erzählt. In den städtischen Bädern würde die Initiative nur verhalten angenommen. In der Eingangshalle des Alten Stadtbades sitzt an diesem Dienstag um die Mittagszeit nur eine Frau, die auf eine Freundin wartet, ansonsten ist es leer. Die Betriebsleiterin des Alten Stadtbades Birgit Mäding bestätigt dies: „Hier hat sich eigentlich nichts verändert, seit wir als Wärmeinsel kenntlich sind.“Es gäbe sogar eine kleine Leseecke, die manchmal genutzt wird, jedoch nicht mehr als zuvor.
Anders ist dies jedoch in der Stadtbücherei. „Seit Dezember ist es hier deutlich voller als sonst“, erzählt eine Mitarbeiterin. Laut Schenkelberg würden die beteiligten Büchereien explizit aufgesucht. Wer konkret die Angebote nutzt, kann die Stadt aber nicht sagen. Es werde keine Statistik geführt.
Obwohl die Angebote nur teilweise genutzt werden, sei es wichtig, sie breit gefächert aufrecht zu erhalten. „Außerdem haben wir für Menschen, die die Wärmeinseln aufsuchen, eine weitere Option geschaffen. Nämlich nicht nur Wärme, sondern auch menschliche Begegnung zu finden“, so Schenkelberg. Das sei besonders in der Zeit der dunklen Jahreszeit ein willkommener Nebeneffekt des Projekts. Grundsätzlich sei die neu gestartete Initiative ein Erfolg.