Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So werden die Drogen aus dem Waldhotel in Stadtbergen vernichtet
Einsatzkräfte finden durch Zufall 16 Kilogramm Marihuana in einem Zimmer des Waldhotels in Stadtbergen. Für die spätere Verwertung kommt nur ein einziger Ort infrage.
Es war ein glücklicher Zufall, der die Polizei zu insgesamt 16 Kilogramm Marihuana führte. Im Dezember hatten die Bewohner des Waldhotels in Stadtbergen den Notruf gewählt, da sie seit Tagen ohne Strom und Heizung waren. Als daraufhin Einsatzkräfte den ehemaligen Ziegelstadel durchsuchten, da ein Notstromaggregat ungefiltert die Abgase in die Räume blies und so ein lebensgefährlicher Kohlenmonoxidpegel entstand, entdeckten sie in einem der Zimmer die Drogen. Mit einem Marktwert von rund 160.000 Euro war dies laut Polizei einer der größten Drogenfunde der jüngsten Vergangenheit in der Region. Doch was passiert nun mit dem Marihuana?
„Das Marihuana wurde sichergestellt und wird somit bis zum Abschluss des Verfahrens staatlich verwahrt“, teilt die Pressestelle des Präsidiums mit. Es dürften wohl einige große Kartons oder Säcke voll mit Drogen sein, die in irgendwelchen Asservatenkammern oder sonstigen sicheren Orten der Polizei bis zur Verhandlung gelagert werden. Erst wenn das Urteil gefallen ist, werden diese Drogen laut Polizei vernichtet. Wo sich bis dahin der Lagerplatz befindet und wie das Marihuana anschließend entsorgt wird, will das Präsidium aus Sicherheitsgründen allerdings nicht mitteilen. Infrage aber
kommt höchstwahrscheinlich nur ein einziger Ort in Augsburg, den auch der Zoll immer wieder nutzt.
„Zunächst muss unterschieden werden, ob es sich um synthetisch erzeugte Drogen handelt oder um pflanzlich basierte Drogen“, teilt eine Pressesprecherin des Hauptzollamts Augsburg mit. Egal, ob es sich somit um Sondermüll oder um normalen Abfall handelt, erfolge die Vernichtung per Verbrennungsvorgang auf alle Fälle in einer dafür entsprechend zertifizierten Müllverbrennungsanlage. „Sollte es sich um Sondermüll handeln, kommt nur eine Sondermüllverbrennungsanlage in Betracht“, so der Zoll. Die Entscheidung, welches
der infrage kommenden Unternehmen die Verwertung und Vernichtung sämtlicher beschlagnahmter Gegenstände durchführt, wird vom Hauptzollamt Rosenheim getroffen. „Die Augsburger Anlage gilt als sehr zuverlässig“, sagte bereits vor einigen Jahren der dortige Sprecher, nachdem dort 3000 Stangen Zigaretten verbrannt wurden. Allerdings kam es dabei zu einem Zwischenfall.
Die vom Zoll konfiszierten Zigaretten einer Schmugglerbande gingen in der Abfallverwertung Augsburg (AVA) nicht wie vorgegeben in Flammen auf, sondern wurden beiseitegeschafft. Möglicherweise hatten die Zollbeamten die 3000
Stangen im damaligen Wert von rund 60.000 Euro Zigaretten nicht bis zur Verbrennung im Auge behalten. Mitarbeiter schnappten sich heimlich das Schmuggelgut aus dem Müllbunker vor dem Greifer des Krans und damit vor dem Ofen. Allerdings flog letztendlich der dreiste Coup auf und es folgten entsprechende arbeits- und strafrechtliche Konsequenzen. Daraufhin wurden in der AVA die Vorschriften verschärft und eine fremde Aufsichtsperson muss permanent anwesend sein. Dies betont auch das Hauptzollamt.
„Hervorzuheben ist dabei, dass die Verwertungsstelle im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln erhöhten Überwachungspflichten unterliegt“, sagt die Sprecherin. Gemeint sei damit die lückenlose Begleitung, angefangen bei der Übernahme der zu vernichtenden Drogen bei der Zahlstelle des Hauptzollamts Augsburg, bis hin zur ununterbrochenen Transportbegleitung der Drogen und Kontrolle der tatsächlichen Vernichtung. Dabei bleiben die Beamten so lange an Ort und Stelle, bis sie beobachtet haben, dass die zu vernichtenden Drogen auch tatsächlich in den Verbrennungstrichter der Anlage eingeworfen wurden. Entsprechende Abluftanlagen sorgen dafür, dass von dem Rauch nichts nach außen tritt.
Ordentlich zu tun hatte übrigens eine Müllverbrennungsanlage vor knapp sechs Jahren im fränkischen Raum. Bei Hof wurden 2017 in einem Lkw 550 Kilogramm Marihuana im Wert von fünf Millionen Euro gefunden. Auch diese Drogen mit einem Volumen von 60 Umzugskartons wurden durch den Kamin gejagt. Denn: Eine medizinische Nutzung des für einige Therapien erlaubten Cannabis ist bei beschlagnahmten Drogen nicht möglich. Diese Nutzung ist an sehr strenge Kriterien geknüpft und ohne genaue Informationen unter anderem über Herkunft, der Art und Weise des Anbaus oder der möglichen Düngung müssen auch die sichergestellten 16 Kilogramm aus dem Waldhotel schon bald fachgerecht und streng kontrolliert verbrannt werden.