Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gauball in Wertingen ist dieses Jahr „einfach mal anders“
Strahlende Schützenkönige, tolle Tanzmusik und feierwütige Faschingsgäste machen den Ball zu einem Höhepunkt.
Schon wer durch den Eingang der Wertinger Stadthalle kommt, hört Blasmusik. Auch das Prosit der Gemütlichkeit erklingt lange vor dem offiziellen Start des Gauballs, der um 19 Uhr ohnehin schon eine Stunde früher als gewohnt angesagt war. „Wir haben in der Vorstandschaft von Diana Zusamaltheim beschlossen, wir machen das diesmal einfach mal anders“, erklärte Vorsitzender Manfred Reuter. Und die Zusamaltheimer hatten sich noch weitere Neuerungen ausgedacht.
Doch wie es sich für den Gauball im Schützengau Wertingen gehört, stehen beim offiziellen Beginn die Könige im Rampenlicht. Johannes Rauch darf als Gaukönig vor den 740 Gästen im Saal stehen. Damit hatte sein Verein wie bereits 2019 die Ehre, den Gauball ausrichten zu dürfen. „Ich hab vermutet, dass ich mit meinem 8,0-Teiler vorne dabei bin, aber in anderen Jahren wäre ich damit untergegangen“, bleibt der 30-Jährige bescheiden, der seit rund 15 Jahren aktiv bei den Schützen ist.
Aufgeregt zeigt sich Anna-Maria
Hampl, die Gaukönigin. Auch sie hat nicht erwartet, diesen Titel zu gewinnen. „Ich freue mich, dass ich das erleben und mitmachen darf“, sagt die 22-Jährige, die sich seit 2014 bei Grüner Baum Buttenwiesen wohlfühlt. „Mir gefällt das Miteinander, wir sind eine große Gemeinschaft“, sagt sie. Seit eineinhalb Jahren schießt Gaujugendkönigin Lena Baur mit dem Luftgewehr bei Immergrün Unterschöneberg. „Ich war total glücklich, als ich aufgerufen wurde bei der Preisverteilung und nach vorne gegangen bin“, erinnert sich die 16-Jährige, die dieses schöne Gefühl an diesem Abend noch toppen konnte, während der Begrüßung und dem anschließenden Einzug sämtlicher Schützenkönige und -königinnen samt Begleitung.
Krank abmelden musste sich der Gaupistolenkönig Thomas Blättler von Tell Westendorf. Der heutige Vereinsvorsitzende kam als Bogenschütze zum Verein und schießt erst seit vergangenem Jahr auch mit der Luftpistole. Dass er gleich den Titel errang, erstaunte den 60-Jährigen selbst bei der Bekanntgabe am meisten, wusste sein Vereinskamerad Stefan Wech zu berichten – der wiederum als
EDV-Zuständiger beim Gauschießen als einer der ersten Bescheid wusste und bis zum letzten Moment Stillschweigen bewahrte.
Gauschützenmeister Hubert Gerblinger führte wie üblich den Einzug der Schützenkönige und -königinnen an, der diesmal eine ganz andere Route durch den Saal nahm als gewohnt. Gerblinger freute sich über die volle Halle, in der die Leute aus sämtlichen Vereinen des Schützengaus Wertingen zum Feiern zusammengekommen waren. Denn für ihn steht fest: „Wir schießen miteinander, nicht gegeneinander, und einer gewinnt eben am Schluss.“
Wertingens Zweite Bürgermeisterin Christiane Grandé dankte im Namen der Stadt Wertingen, dass mit dieser Feier, die in dieser Größenordnung in der Zusamstadt ausgerichtet wird, die Tradition und Werte erhalten werden. Landrat Markus Müller bestätigte den Diana-Schützen, dass sie als Team mit Leidenschaft ein tolles Ambiente geschaffen haben, was er als „gelebte Gemeinsamkeit“bezeichnete.
Die größte Änderung war, dass die Zusamaltheimer zwei Musikgruppen engagierten. Mit flotten Sprüchen, musikalisch vorwiegend mit Walzer und Polka, wobei auch der Böhmische Traum nicht fehlen durfte, brachten die Donau4Musikanten tolle Stimmung in die Stadthalle. Manfred Reuter meinte: „Wir wollten den Stil ändern, damit auch die älteren Gäste wieder gerne auf den Gauball kommen. Und wie es aussieht, gefällt das auch den Jungen.“Die Gäste durften sich auf der Tanzfläche ausleben, wenn die Musiker sie nicht selbst brauchten für ihre Solos. Da staunten die Zuschauer nicht schlecht, als zwei von ihnen auf einmal mit den Beinen in die Höhe gestreckt auf dem Rücken lagen und dabei noch fehlerfrei ihr Stück auf dem Alphorn spielten.
Die Faschingsgesellschaft Epponia zeigte, angeführt von Prinzessin Natalie I. und Prinz Matthias I., mit ihrer Garde, den Hofnarren und dem großen Showtanz ein tolles Programm und bekam dafür tosenden Applaus. So konnte die Tanzband Big Bam Boo ein gut gelauntes Publikum übernehmen.
Da noch dazu die Fläche vor der Bar voll war, andere wiederum ihre Plätze getauscht hatten, um sich mit Freunden und Bekannten zu unterhalten, machte den Abend wieder zum geselligen Höhepunkt im Schützenjahr.