Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Milliarde für die Jugend
Schönes Wochenende Nach der Rekordspende einer ehemaligen Professorin erlässt das Einstein College in New York allen aktuellen und künftigen Studierenden die Studiengebühren.
Wer sich ein wenig mit dem amerikanischen Bildungssystem auskennt oder zumindest viel USFernsehen schaut, der weiß: In den USA studieren zu können, ist mitunter weniger eine Frage der Begabung oder des Fleißes, sondern eine des Geldes. Durchschnittlich rund 44.000 Dollar müssen Studierende pro Jahr berappen, und so starten viele von ihnen mit horrenden Schulden ins Berufsleben.
Glücklich können sich also die schätzen, die vermögende Eltern haben oder eines der begehrten Stipendien. Am Albert Einstein College of Medicine in der New Yorker Bronx spielen derartige finanzielle Planspiele seit vergangener Woche aber keine Rolle mehr, denn nach einer Rekordspende erlässt die Institution allen Studierenden die Studiengebühren.
Zu verdanken hat die Universität die Spende ihrer ehemaligen Professorin Ruth L. Gottesman, die während ihrer Zeit dort Lernbehinderungen bei Kindern erforschte und Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene entwickelte. Ihr im September 2022 verstorbener Ehemann, der WallStreet-Investor David „Sandy“Gottesman, hinterließ ihr ein milliardenschweres Vermögen, und weil der 93-Jährigen die Zukunft junger Menschen wichtiger ist als persönlicher Reichtum, überwies sie ihrer Universität eine Milliarde Dollar, um dort die Studiengebühren
abschaffen zu können. „Ich bin meinem verstorbenen Ehemann Sandy sehr dankbar, dass er mir dieses Vermögen hinterlassen hat, und ich fühle mich gesegnet, dass mir das große Privileg zuteilwird, diese Spende für einen so wertvollen Zweck zu geben“, sagte die Wohltäterin. Die Hochschule sprach von einem „historischen und transformativen“Geschenk, für das ihr alle künftigen Studierenden ewig dankbar sein würden.
Derzeit zahlen die 1100 Studentinnen und Studenten am Albert Einstein College je 60.000 Dollar Studiengebühren pro Jahr, zusammen also 66 Millionen Dollar. Somit dürften bei einer Summe von einer Milliarde Dollar allein schon die jährlichen Zinseinnahmen ausreichen, um die Hochschule dauerhaft kostenlos zu machen – und Zehntausenden jungen Menschen einen schuldenfreien Start ins Berufsleben oder überhaupt erst die Chance auf einen Universitätsabschluss zu ermöglichen. Man kann eine Milliarde Dollar auch schlechter anlegen.