Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Buttenwiesen führt Sicherheitswacht ein
Ehrenamtlich arbeiten speziell ausgebildete Menschen mit der Polizei zusammen. In den Städten des Landkreises Dillingen gibt es sie schon länger. Weitere Kommunen im Zusamtal sollen folgen.
Mit gemischten Gefühlen und 11:8 Stimmen sprach sich der Gemeinderat Buttenwiesen in dieser Woche für die Einführung einer Sicherheitswacht aus. Gekleidet in Polizeiuniformen werden somit künftig Ehrenamtliche in der Gemeinde unterwegs sein und für mehr Ordnung sorgen. Ist das wirklich notwendig? In der Sitzung Ende Januar hatte Wertingens Polizeichef Josef Mayer die Vorteile der zusätzlichen Sicherheitskräfte erläutert, wie sie in Wertingen bereits seit einigen Jahren unterwegs sind.
„Gemeinsam mit der Polizei sorgt die Bayerische Sicherheitswacht für ein Plus an Sicherheit, Zivilcourage und Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“So wirbt die bayerische Polizei auf ihrer Homepage für die Sicherheitswacht als „Das besondere Ehrenamt“. So sollen diese Kräfte ein „sichtbares und ansprechbares Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei“sein.
Ab 1994 sei die Sicherheitswacht zwei Jahre lang in drei großen Städten erprobt worden, erklärt der Leiter der Wertinger Polizeistation auf Anfrage unserer Zeitung. 1996 sei dann ein entsprechendes Gesetz in Kraft getreten, dem eine Werbeoffensive im Jahre 2016 folgte. In Dillingen, Lauingen, Höchstädt, Gundelfingen und Wertingen gibt es bereits ehrenamtliche Sicherheitskräfte, die die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen. Durch „zusätzliche Augen und Ohren“erhöhen sie laut Mayer die Präsenz im öffentlichen Raum und dürften beispielsweise einen wegrennenden Ladendiebstahl festhalten. „Wie das natürlich auch jedermann darf“, fügt Mayer hinzu.
„Wenn es um Zivilcourage geht, ist das der falsche Weg“, sagte so auch die Gemeinderätin Rita Demharter in der Sitzung am Montagabend, „jeder Einzelne ist aufgerufen, den Mund aufzumachen“. Demharter ist klar der Meinung, dass die Einführung einer Sicherheitswacht „nicht das richtige Signal“sei: „Das schreckt die Bevölkerung auf, die sich fragt, warum es das braucht.“
Als konkrete Beispiele nennt der Wertinger Polizeichef Weiher, Spielplätze und die Parkplätze von Einkaufsmärkten. Wenn dort Scherben und leere Bierflaschen herumliegen, wolle man verstärkt präsent sein. „Da passiert scheinbar was“, so Mayer. Immer in Absprache mit der Polizei, die im Kontakt mit der Kommune sei, zeigen sich die eigens ausgebildeten Sicherheitskräfte vor Ort. „Für sie
sind die Hemmschwellen und Barrieren geringer, uns zu kontaktieren, wenn sich Gefahrensituationen zeigen.“
Doch habe man klar zwischen Sicherheitswacht und Polizei zu unterscheiden, auch wenn diese die gleichen Uniformen tragen. Nur wer genau hinschaut, erkennt den Unterschied: die Polizei mit Hemden sowie der Aufschrift „Polizei“samt Dienstgrad am Ärmel, die Sicherheitskräfte mit blauen Polohemden und dem Schriftzug „Sicherheitswacht“am Arm. Ausgerüstet sind Letztere mit Funkgerät, Taschenlampe und Pfeffer-*
spray, das laut Mayer nur zur Tierabwehr eingesetzt werden dürfe. Einen entscheidenden Mehrwert sieht der Polizeichef darin, dass die ehrenamtlichen Kräfte ein Erste-Hilfe-Set mit sich tragen und eine jährliche Erste-Hilfe-Ausbildung durchlaufen.
„Es geht weniger um Hilfssheriffs, sondern mehr um Aufklärung“, erinnerte Bürgermeister Hans Kaltner seinen Gemeinderat vor der Abstimmung, ob die Gemeinde Buttenwiesen künftig eine Sicherheitswacht einführen soll. Daniel Uhl, mit 25 Jahren das jüngste Mitglied des Rates, begrüßte die Einführung. Er habe entsprechende Kräfte beim Faschingsumzug in Dillingen beobachtet, die „einen guten Eindruck“auf ihn gemacht hätten. Auch wenn Johannes Baur es schwierig findet, der Bevölkerung klarzumachen, was das soll, vor allem wenn die Menschen nichts Genaues wissen, entschied sich der Gemeinderat letztendlich für die Einrichtung einer Sicherheitswacht.
Kosten entstehen der Gemeinde laut Kaltner dadurch nicht – weder bei der Einrichtung noch beim Unterhalt. Die Personen, die sich als Sicherheitskräfte zur Verfügung stellten, erhalten eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde. Diese wie alle anderen Kosten für Betrieb und Unterhalt würden komplett der Freistaat Bayern übernehmen. Entsprechende Personen müssten noch gefunden werden, wobei eine Person aus Buttenwiesen aktuell schon die Sicherheitswacht in Wertingen unterstützt.
Wenn es nach Josef Mayer geht, wird es künftig auch in allen Wertinger VG-Gemeinden eine Sicherheitswacht geben. In der Bürgermeisterdienstbesprechung im Februar hatte die Polizei das Konzept vorgestellt. Momentan befasse man sich in Laugna, Zusamaltheim, Villenbach und Binswangen mit der Möglichkeit.