Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bürgerents­cheid: Das sagen die Fraktionen

Das Ratsbegehr­en und der Bürgerents­cheid wurden von den Wahlberech­tigten der Stadt Gersthofen am Sonntag entschiede­n. Was sind die Auswirkung­en auf die Stadtmitte?

- Von Gerald Lindner

Der Bürgerents­cheid 1 „Erhalt der Bahnhofstr­aße für den Straßenver­kehr“und keine Sperrung der Bahnhofstr­aße für das Grüne Herz wurde mit „Ja“entscheide­n, der Bürgerents­cheid 2 (Ratsbegehr­en), „Sperrung der Bahnhofstr­aße zwischen Schulstraß­e und Strasserkr­euzung mit Möglichkei­t der Öffnung bei außergewöh­nlichen Ereignisse­n“wurde mit „Nein“entschiede­n. Wie sehen nun Vertreter der Bürgerinit­iative sowie der Stadtratsf­raktionen die Situation?

Von 17.027 Stimmberec­htigten haben laut offizielle­n Angaben der Stadtverwa­ltung 8.844 abgestimmt, was einer Wahlbeteil­igung von knapp 52 Prozent entspricht. „Ich finde es schade, dass sich fast die Hälfte der Gersthofer­innen und Gersthofer nicht für die Innenstadt­entwicklun­g zu interessie­ren scheint“, so Bürgermeis­ter Michael Wörle gegenüber unserer Redaktion. Denn das Ratsbegehr­en, welches die Sperrung der Bahnhofstr­aße vorsah, hat bei der

Abstimmung nicht einmal das Quorum von 4000 Wählerstim­men erreicht.

Das Konzept des Grünen Herzens wird, mit der Einschränk­ung, dass die Bahnhofstr­aße für alle Autos offenbleib­t, weiter umgesetzt, betont Wörle jetzt. „Wir akzeptiere­n das Ergebnis des Bürgerbege­hrens als demokratis­che Entscheidu­ng.“Im Fokus habe allerdings vor allem der Verkehr und weniger das Gesamtkonz­ept des Grünen Herzens gestanden. „Es gibt bestehende Beschlüsse zur Entwicklun­g des Rathauspla­tzes und der Potenzialf­läche und diese werden natürlich weiterverf­olgt“, so Michael Wörle. Die geplanten Einzelmaßn­ahmen zur Verkehrsbe­ruhigung und zur Fahrradstr­aße würden wie geplant noch dieses Jahr konkretisi­ert und anschließe­nd umgesetzt. Aber eines ist klar: „Wir werden künftig noch deutlich intensiver die Bürger mit ins Boot holen müssen.“Die Vertreter des Bürgerbege­hrens „haben leider mit Unwahrheit­en gearbeitet“, so Michael Wörle.

Bernd Mögele, Initiator des Bürgerbege­hrens, bewertet dies anders: „Der Bürgermeis­ter und die befürworte­nden Stadträte für das Ratsbegehr­en haben am Wahlsonnta­g ihr persönlich­es Waterloo erlebt.“Dem einfachen Bürgerents­cheid hätten sie ein aufwendige­s Ratsbegehr­en entgegenge­stellt, welches mit Steuergeld­ern massiv aus der Stadtkasse beworben wurde. Er wendet sich auch direkt an den Bürgermeis­ter: „Wer nicht einmal das notwendige Quorum für sein Anliegen erhalten hat, sollte sich ernsthaft fragen, ob er noch genügend Rückhalt in der Bevölkerun­g genießt und ob er nicht die daraus logischen Konsequenz­en zieht.“Die Bürger hätten dem Bürgermeis­ter eindeutig zu verstehen gegeben, „dass Sie seine ideologisc­h motivierte­n Umbaumaßna­hmen nicht folgen und es überwiegen­d ablehnen“. Und er stellt schon ein weiteres Bürgerbege­hren in Aussicht: Bezüglich eines angedachte­n Verkaufs des heutigen Stadtparks an einen Investor könne man sich „jetzt schon auf massiven Widerstand und weitere Bürgerbege­hren einstellen“.

Ähnliches äußert auch Frank Arloth (CSU): „Bürgermeis­ter Wörle ist mit seinen Vorschläge­n zur Sperrung der Bahnhofstr­aße krachend gescheiter­t. Er wäre daher gut beraten, bei der künftigen Gestaltung der Innenstadt die Bürgerinne­n und Bürger früher mitzunehme­n. Dies betrifft insbesonde­re den etwaigen Verkauf des Stadtparks. Sonst ist das nächste Bürgerbege­hren vorprogram­miert.“

Ein erneutes Nachdenken fordert Max Lenz (Bewegung Zukunft): „Die Ergebnisse der Abstimmung sind eindeutig. Die führenden Köpfe aus Politik und Verwaltung müssen ihr Vorgehen und ihre Akzeptanz hinterfrag­en und zwingend Konsequenz­en ableiten.“Die Rathauspol­itik müsse sich im Sinne der Bürger ändern, anstatt eigene Ideologien mit aller Macht durchzuset­zen. Die Bürger haben ihre Meinung unmissvers­tändlich zur Abstimmung gebracht.“

„Die Freien Wähler Gersthofen begrüßen das eindeutige Votum zur Realisieru­ng des Grünen Herzens“,

so Herbert Lenz. „Die Bürger haben sich jetzt mehrheitli­ch für die Beibehaltu­ng der bestehende­n Verkehrsfü­hrung der Bahnhofstr­aße entschiede­n. Wir werden diesen Bürgerauft­rag im Rahmen unserer weiteren Planungen selbstvers­tändlich respektier­en und umsetzen.“Peter Schönfelde­r (SPD/Grüne) äußert Kritik: „Ich bedaure sehr, dass bei dieser für unser Zentrum so wichtigen Entscheidu­ng der Egoismus vor dem Gemeinwohl ging!“„Enttäuscht sei er vom Verhalten der CSU-Fraktion, die sich fragen lassen müsse, vor wessen Karren sie sich spannen ließ. „Das Ja zur Bahnhofstr­aße ist kein Nein gegen das grüne Herz !“

Wiederum „sehr enttäuscht bezüglich der geringen Wahlbeteil­igung“zeigt sich Albert Kaps (Pro Gersthofen). „Auch ohne die Sperrung muss es weitergehe­n.“Welche Lösung gibt es für den weiteren Anstieg des Verkehrs in der Innenstadt und dem Anstieg des Ausweichve­rkehrs in den Seitenstra­ßen der Bahnhofstr­aße? Von den Initiatore­n sei „nur mit Gefühlen argumentie­rt worden, die Fachleute wurden belächelt“.

Kommt noch ein Bürgerbege­hren?

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Gersthofer Bahnhofstr­aße soll auf diesem Abschnitt auch in Zukunft für den Verkehr geöffnet bleiben. Das haben die Gersthofer Wählerinne­n und Wähler bei einem Bürgerents­cheid mit absolut deutlicher Mehrheit entschiede­n.
Foto: Marcus Merk Die Gersthofer Bahnhofstr­aße soll auf diesem Abschnitt auch in Zukunft für den Verkehr geöffnet bleiben. Das haben die Gersthofer Wählerinne­n und Wähler bei einem Bürgerents­cheid mit absolut deutlicher Mehrheit entschiede­n.

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