Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Chancen auf einen Bahnhalt bei Zusmarshau­sen steigen

1830 Menschen würden werktags in einen Zug ein- oder aussteigen, wenn es dort nur einen Bahnhof geben würde. Das hat eine Analyse ergeben.

- Von Katja Röderer

Ein Bahnhalt bei Zusmarshau­sen wird immer wahrschein­licher. Die Fahrgastpr­ognosen machen es möglich: Denen zufolge würden etwa 1830 Bahnfahrer im Norden von Zusmarshau­sen werktags in einen Zug ein- oder aussteigen. Das hat die Potenziala­bschätzung der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) ergeben. Der Schwellenw­ert lag bei 1000 Bahnfahrer­n. Er wurde also deutlich überschrit­ten. Das Ergebnis freute nicht nur den Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl.

Der sagte, es sei eine sehr gute Nachricht für Zusmarshau­sen: „Ich war von Anfang an überzeugt, dass sich ein Regionalzu­ghalt in Zusmarshau­sen lohnen und die Verkehrsdr­ehscheibe im westlichen Landkreis und den Wirtschaft­sstandort stärken wird.“Seit Monaten bemüht sich Zusmarshau­sen

um einen Bahnhalt, der in der Nähe der A8-Auffahrt in Richtung Stuttgart entstehen könnte. Mit dem Ergebnis der Potenziala­bschätzung ist die Marktgemei­nde diesem Ziel nun ein ganzes Stück näher gerückt. Dass es sich um eine „Abschätzun­g“handelt und nicht um eine „Analyse“, sei dem Umstand geschuldet, dass die Schienen hier noch gar nicht verlegt wurden, wie Bernhard Uhl vor Kurzem erklärte.

Auch Bayerns Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter sprach von einem sehr erfreulich­en Ergebnis. Er war Anfang März nach Zusmarshau­sen gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. „Wenn Bund und Bahn nun die passende Trasse auswählen, kann in Zusmarshau­sen ein Regionalzu­ghalt entstehen.“Schon im Mai könnten auch hier erste Ergebnisse vorliegen, wenn die Regierung von Schwaben das Raumordnun­gsverfahre­n abschließt.

Wo genau verläuft die neue

Hochgeschw­indigkeits­trasse zwischen Augsburg und Ulm? Im Moment prüfen die Regierung von Schwaben und die Planer der Bahn unabhängig voneinande­r die vier verschiede­nen Trassenvar­ianten und ihre Untervaria­nten. So soll eine Vorzugsvar­iante gefunden werden, die dem Bundestag zur Entscheidu­ng vorgelegt wird. Nur wenn die Variante orange-tief von den Bundespoli­tikern mehrheitli­ch befürworte­t wird, kann ein Bahnhalt in Zusmarshau­sen entstehen. Entscheide­nd sei jetzt also die Auswahl der Trasse, wie das Bayerische Ministeriu­m für Wohnen, Bau und Verkehr mitteilte.

Der Landkreis Augsburg und die Marktgemei­nde Zusmarshau­sen hätten den Freistaat gebeten, einen Regionalex­pressverke­hr über die Neubaustre­cke mit Halt in Zusmarshau­sen zu prüfen. Die BEG habe im Rahmen der Potenziala­bschätzung ermittelt, wie viele Ein- und Aussteiger pro Werktag in Zusmarshau­sen zu erwarten wären. Dabei wurden Einwohner und Arbeitsplä­tze im Umfeld, die nach Augsburg pendelnden Schüler sowie die Weiterentw­icklung der Gemeinde mit neuen Baugebiete­n berücksich­tigt.

Auch das vom Landkreis entwickelt­e Buskonzept sei in die Bewertung eingefloss­en. Wie Landrat Martin Sailer erklärte, habe der Landkreis dieses Buskonzept erarbeitet, damit auch die umliegende­n Gemeinden von einem Bahnhalt bei Zusmarshau­sen profitiere­n. „Ich freue mich, dass die Idee eines Regionalzu­ghalts in Zusmarshau­sen weiter Fahrt aufnimmt“, erklärte Martin Sailer. Erst vor wenigen Tagen hatte er mitgeteilt, dass die Forderunge­n aus der Region beim Bahnausbau Ulm–Augsburg erfüllt werden würden.

Für die Potenziala­bschätzung wurde eine stündliche Regionalex­presslinie von Augsburg über Zusmarshau­sen nach Ulm unter Nutzung der Neubaustre­cke konzipiert. „Dabei zeigte sich, dass eine solche Linie durch die entstehend­en Reisezeitv­erkürzunge­n ein hohes Fahrgastpo­tenzial hätte. Vor diesem Hintergrun­d verzichtet der Freistaat auf die ursprüngli­ch geplante Nutzen-Kosten-Untersuchu­ng für einen Regionalex­pressverke­hr über die Neubaustre­cke Ulm–Augsburg“, erklärte das Verkehrsmi­nisterium. Es bestehe somit Planungssi­cherheit, dass bei einer Auswahl der entspreche­nden Trasse ein Regionalex­pressverke­hr über Zusmarshau­sen eingericht­et wird.

Bahnsteige und Zugänge könnten mit Bundesmitt­eln bezahlt werden, die für neue Angebote im Schienenna­hverkehr bereitsteh­en. Über deren Verwendung würden Freistaat und DB gemeinsam entscheide­n, wie es vom Ministeriu­m hieß. Der Bahnhalt in Zusmarshau­sen würde mit seinen mehr als 1000 Ein- und Aussteiger­n pro Werktag die Voraussetz­ungen dafür erfüllen.

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Foto: Andreas Lode (Archivbild) An der A8 könnte auf Höhe der Firma Chefs Culinar (links im Bild) ein Bahnhalt eingericht­et werden.

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