Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Klassenerhalt wird zum Nebeneffekt
Nach dem 2:0-Erfolg gegen Union Berlin singen die Fans des FC Augsburg vom Europapokal. Trainer Thorup und Sportdirektor Jurendic reagieren zurückhaltender – aber doch selbstbewusst.
Diesen Moment wollten sie festhalten. Vielleicht ein Bild für die Ewigkeit. Im Hintergrund die feiernden FCA-Fans auf den Stehplätzen, im Vordergrund das Tor, in dem sich Trainer, Betreuer, Spieler und deren Kinder zum Gruppenfoto versammelt hatten. Phillip Tietz saß auf den Schultern von Kumpel Ermedin Demirovic und trug einen Hut, der problemlos als Ballermann-Überbleibsel herhielt. Zweifelsohne war der FC Augsburg in Partylaune. Auf den Rängen hatte sich die Stimmungslage
kurz vor Ende der Partie in geläufigem „Europapokal“-Liedgut gezeigt. Viele Jahre verschollen, jetzt wieder zeitgemäß in Augsburg.
Nach dem 2:0 (0:0) gegen Union Berlin haben die Augsburger nicht nur den Klassenerhalt vorzeitig nahezu perfekt gemacht, zugleich haben sie sich die Chance gewahrt, einen Platz im Europapokal zu ergattern. Den Abstand zum Tabellensechsten Eintracht Frankfurt (42 Punkte) haben die Augsburger (39) auf drei Zähler verkürzt. Wenn Augsburg in
Frankfurt gastiert (Freitag, 20.30 Uhr/DAZN), könnte es sogar aufschließen. Ob Platz sechs, sieben oder sogar acht fürs internationale Geschäft reichen, ist noch ungewiss. Verantwortliche und Spieler des FCA haben sich ein bestimmtes Narrativ auferlegt, wenn Fragen nach einer möglichen EuropapokalTeilnahme gestellt werden. Immer schön im Vagen bleiben. Man denke von Spiel zu Spiel, wolle so viele Punkte wie möglich holen, werde sehen, was am Saisonende herauskomme. Die Formulierungen ähneln sich, unterscheiden sich aber auch. Trainer Jess Thorup etwa, an dem der aktuelle Erfolg vornehmlich festgemacht wird, sagte am Freitagabend im Bauch der Arena: „Für mich geht es nicht um den Klassenerhalt, für mich geht es um die bestmögliche Platzierung in der Tabelle. Ob das dann sechs, sieben, acht oder zehn ist, weiß ich nicht. Wir werden alles versuchen.“Seit seinem ersten Arbeitstag in Augsburg vermittelt der 54-Jährige, dass der Ligaverbleib für ihn nichts weiter als der Nebeneffekt des Gewinnens ist. Den FCA hat der Däne aus dem Verwaltungsin den Gestaltungs- und
Angriffsmodus geschaltet. In Spielen ersichtlich in aktiver Herangehensweise. Sportdirektor Marinko Jurendic wollte selbstredend kein neues Saisonziel ausgeben. Zumindest ein wenig Angriff spiegelte sich in seinen Worten wider. „Wir orientieren uns immer nach oben.“Jeder Einzelne wolle diesen Platz verteidigen will, das sei klar. „Aber wir werden nicht weiter schauen als bis zum nächsten Spiel.“Schließlich sei man damit bislang gut gefahren, so Jurendic. (Foto: Harry Langer, dpa)
1:0 Tietz (47.), 2:0 Michel (82.)
Stieler (Hamburg)