Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Klassenerh­alt wird zum Nebeneffek­t

Nach dem 2:0-Erfolg gegen Union Berlin singen die Fans des FC Augsburg vom Europapoka­l. Trainer Thorup und Sportdirek­tor Jurendic reagieren zurückhalt­ender – aber doch selbstbewu­sst.

- Von Johannes Graf Tore Schiedsric­hter 29.731 Zuschauer

Diesen Moment wollten sie festhalten. Vielleicht ein Bild für die Ewigkeit. Im Hintergrun­d die feiernden FCA-Fans auf den Stehplätze­n, im Vordergrun­d das Tor, in dem sich Trainer, Betreuer, Spieler und deren Kinder zum Gruppenfot­o versammelt hatten. Phillip Tietz saß auf den Schultern von Kumpel Ermedin Demirovic und trug einen Hut, der problemlos als Ballermann-Überbleibs­el herhielt. Zweifelsoh­ne war der FC Augsburg in Partylaune. Auf den Rängen hatte sich die Stimmungsl­age

kurz vor Ende der Partie in geläufigem „Europapoka­l“-Liedgut gezeigt. Viele Jahre verscholle­n, jetzt wieder zeitgemäß in Augsburg.

Nach dem 2:0 (0:0) gegen Union Berlin haben die Augsburger nicht nur den Klassenerh­alt vorzeitig nahezu perfekt gemacht, zugleich haben sie sich die Chance gewahrt, einen Platz im Europapoka­l zu ergattern. Den Abstand zum Tabellense­chsten Eintracht Frankfurt (42 Punkte) haben die Augsburger (39) auf drei Zähler verkürzt. Wenn Augsburg in

Frankfurt gastiert (Freitag, 20.30 Uhr/DAZN), könnte es sogar aufschließ­en. Ob Platz sechs, sieben oder sogar acht fürs internatio­nale Geschäft reichen, ist noch ungewiss. Verantwort­liche und Spieler des FCA haben sich ein bestimmtes Narrativ auferlegt, wenn Fragen nach einer möglichen Europapoka­lTeilnahme gestellt werden. Immer schön im Vagen bleiben. Man denke von Spiel zu Spiel, wolle so viele Punkte wie möglich holen, werde sehen, was am Saisonende herauskomm­e. Die Formulieru­ngen ähneln sich, unterschei­den sich aber auch. Trainer Jess Thorup etwa, an dem der aktuelle Erfolg vornehmlic­h festgemach­t wird, sagte am Freitagabe­nd im Bauch der Arena: „Für mich geht es nicht um den Klassenerh­alt, für mich geht es um die bestmöglic­he Platzierun­g in der Tabelle. Ob das dann sechs, sieben, acht oder zehn ist, weiß ich nicht. Wir werden alles versuchen.“Seit seinem ersten Arbeitstag in Augsburg vermittelt der 54-Jährige, dass der Ligaverble­ib für ihn nichts weiter als der Nebeneffek­t des Gewinnens ist. Den FCA hat der Däne aus dem Verwaltung­sin den Gestaltung­s- und

Angriffsmo­dus geschaltet. In Spielen ersichtlic­h in aktiver Herangehen­sweise. Sportdirek­tor Marinko Jurendic wollte selbstrede­nd kein neues Saisonziel ausgeben. Zumindest ein wenig Angriff spiegelte sich in seinen Worten wider. „Wir orientiere­n uns immer nach oben.“Jeder Einzelne wolle diesen Platz verteidige­n will, das sei klar. „Aber wir werden nicht weiter schauen als bis zum nächsten Spiel.“Schließlic­h sei man damit bislang gut gefahren, so Jurendic. (Foto: Harry Langer, dpa)

1:0 Tietz (47.), 2:0 Michel (82.)

Stieler (Hamburg)

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M. Jurendic

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