Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Start-up will Trinkgeld digital machen
Joachim Sedlmeir will das Trinkgeldgeben vereinfachen. Seine Anwendung ist bereits auf dem Markt. In der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“sucht er Investoren.
120.000 Euro braucht der Augsburger Gründer Joachim Sedlmeir, um seine Geschäftsidee von einem digitalen Trinkgeld- und Spendenmanagement via QR-Code weiterzuentwickeln. In der 15. Staffel der bekannten TV-Show „Die Höhle der Löwen“bei Vox will er deshalb am Montag (15. April, 20.15 Uhr) Investoren wie Handelsprofi Ralf Dümmel, Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl, Wirtschaftsgröße Carsten Maschmeyer, Konzernchef Nils Glagau, Green-Tech-Investorin Janna Ensthaler, Meinungsmacherin Tijen Onaran und Foodexperte Tillman Schulz überzeugen, ihn und sein Augsburger Start-up YoYo.TIPS zu unterstützen. Dafür bietet er 15 Prozent seiner Firmenanteile.
Bereits im Frühjahr 2023 stand Sedlmeir in Köln vor den Investoren und TV-Kameras, um sein Produkt vorzustellen. „Ich hatte mich gar nicht aktiv beworben, sondern die Produktionsfirma kam auf mich zu“, erzählt der 44-Jährige. Nachdem er seine Bewerbungsunterlagen eingereicht hatte, blieb für die Vorbereitung des Pitches nicht viel Zeit, aber er habe die Chance auf jeden Fall nutzen wollen. Ob er erfolgreich war, dürfe er noch nicht verraten, sagt er. Davon müssten sich die Zuschauer am Montag selbst überzeugen. Angetreten ist Sedlmeir bei „Die Höhle der Löwen“mit einer Idee, die aus der Praxis stammt.
Um die Leistungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gastronomie, Hotellerie oder im Taxi, wertzuschätzen, geben Menschen Trinkgeld. Immer häufiger werde dies auf die Rechnung aufgeschlagen und alles zusammen per Karte oder dem Smartphone bezahlt. Dies bringe einige Schwierigkeiten – für die Menschen, die bedacht werden, aber auch deren Arbeitgeber. „Die Unternehmen sehen das nicht gerne, weil die Trinkgelder den Umsatz erhöhen und sich das steuerlich negativ auswirkt. Zweitens steht am Tagesende die Herausforderung, wer das Trinkgeld wie verteilt“, erklärt Sedlmeir. Im ungünstigsten Fall sei das Servicepersonal der Leidtragende, da am Ende kein Trinkgeld ausgegeben wird. Dieses sei jedoch essenziell, da es Teil des Gehaltes sei. Mit seinem Start-up YoYo.TIPS will er daran etwas ändern. Hier können Gäste ihr Trinkgeld oder auch Spenden digital über die zugehörige Plattform direkt an das Servicepersonal oder eine bestimmte Institution geben.
„Hierfür braucht der Kunde keine App, sondern er scannt einfach den QR-Code der jeweiligen Servicekraft oder Organisation und wird direkt zu der Website ,yoyo.tips‘ weitergeleitet. Dort kann er die Höhe des Trinkgeldes oder der Spende individuell festlegen.“Das Trinkgeld gehe dann direkt an den registrierten Mitarbeiter oder die Einrichtung, für die gespendet werden soll, und bleibt für Arbeitgeber steuerfrei. Das Angebot ist bereits im Einsatz. Unter anderem im Klostergasthof Kloster Holzen. Mit einem weiteren Invest könnte das Start-up seine Idee und den Vertrieb weiter entwickeln.
Joachim Sedlmeir ist studierter Informatiker und mit Start-upGründungen vertraut. Mit „stampay-GO“hat er bereits eine Idee für eine kontaktlose Zahlungsplattform entwickelt, die über individuelle QR-Codes funktioniert. Nachdem der Zahlungsabwickler
Wirecard das Produkt laut Sedlmeir weltweit vermarkten wollte, wurde der Skandal um Wirecard publik. Er musste seine Firma abwickeln, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen und kaufte alle Assets der selbst entwickelten QR-Code-Zahlplattform aus der alten Firma im Nachgang auf, erzählt Sedlmeir. „So schnell gebe ich nicht auf“, zeigt sich der 44-Jährige kämpferisch. Jetzt will er mit YoYo.TIPS neu durchstarten. Ob er die Löwen, wie zuletzt die Augsburgerin Milana Marks, von sich überzeugen kann?