Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der „Bürgermeister von Oberhausen“wird 80
Auch im politischen Ruhestand ist Dieter Benkard ein leidenschaftlicher Oberhauser geblieben. Warum der langjährige Stadtrat all seine Ehrenämter abgelegt hat.
30 Jahre lang – bis 2020 – gehörte Dieter Benkard dem Augsburger Stadtrat an. Den Ehrentitel „Bürgermeister von Oberhausen“hat sich der SPD-Mann in dieser Zeit redlich verdient. Selbstentdeckte oder von der Bürgerschaft an ihn herangetragene Missstände im Stadtteil beseitigte er entweder selbst oder klemmte sich hinters Telefon, um mit lauter Stimme und deutlichen Worten die zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung auf Trab zu bringen. Den „Dieter“, wie er von vielen genannt wird, abzuwimmeln, trauten sich die wenigsten.
Ein Benkard macht keine halben Sachen. Das trifft auch auf die Zeit nach dem Stadtrat zu. Dass er mittlerweile alle weiteren Ämter – etwa in der SPD, als KleingartenFunktionär und beim VdK – abgegeben hat, hängt mit seiner familiären Situation zusammen. Rund um die Uhr kümmert sich Dieter Benkard um seine schwerkranke Frau Gerlinde, die nach mehreren Monaten in Kliniken wieder zuhause
in der Oberhauser Wohnung ist. Keine Sekunde fragt sich der Mann mit der rauen Schale und dem weichen Kern, ob ihm diese Aufgabe über den Kopf
wächst. „Sie war über 50 Jahre immer für mich da“, sagt er mit liebevollem Blick auf seine Frau. Ohne ihren Rückhalt, ihre Diplomatie und ihre Kenntnisse am Computer
hätte er seine zahlreichen Ämter nicht so akribisch ausüben können.
Kürzlich zeichnete Oberbürgermeisterin Eva Weber den Oberhauser, der am 15. April 80 Jahre alt wird, mit der Verdienstmedaille „Für Augsburg“aus. Noch Wochen danach denkt er voller Rührung an die Feier im Goldenen Saal zurück. Es klingt kein bisschen überheblich, wenn Dieter Benkard von sich behauptet. „Ich habe viel erreicht für Oberhausen.“Und das nicht selten gegen den Widerstand seiner Partei. Er habe immer mit den Vertretern der anderen Parteien und mit den Referenten geredet, nennt der Jubilar sein Erfolgsrezept.
Den runden Geburtstag feiert Benkard im engsten Familienkreis. Und er hat nur einen Wunsch: Seiner Frau möge es bald wieder so gut gehen, dass sie gemeinsam ein paar Stunden im nahe gelegenen Kleingarten an der Wertach verbringen können. Seine tipptopp gepflegte Grünoase aufgeben zu müssen, fiele ihm schwerer als der Abschied von allen anderen Ämtern zusammen.