Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der „Bürgermeis­ter von Oberhausen“wird 80

Auch im politische­n Ruhestand ist Dieter Benkard ein leidenscha­ftlicher Oberhauser geblieben. Warum der langjährig­e Stadtrat all seine Ehrenämter abgelegt hat.

- Von Andrea Baumann

30 Jahre lang – bis 2020 – gehörte Dieter Benkard dem Augsburger Stadtrat an. Den Ehrentitel „Bürgermeis­ter von Oberhausen“hat sich der SPD-Mann in dieser Zeit redlich verdient. Selbstentd­eckte oder von der Bürgerscha­ft an ihn herangetra­gene Missstände im Stadtteil beseitigte er entweder selbst oder klemmte sich hinters Telefon, um mit lauter Stimme und deutlichen Worten die zuständige­n Stellen in der Stadtverwa­ltung auf Trab zu bringen. Den „Dieter“, wie er von vielen genannt wird, abzuwimmel­n, trauten sich die wenigsten.

Ein Benkard macht keine halben Sachen. Das trifft auch auf die Zeit nach dem Stadtrat zu. Dass er mittlerwei­le alle weiteren Ämter – etwa in der SPD, als Kleingarte­nFunktionä­r und beim VdK – abgegeben hat, hängt mit seiner familiären Situation zusammen. Rund um die Uhr kümmert sich Dieter Benkard um seine schwerkran­ke Frau Gerlinde, die nach mehreren Monaten in Kliniken wieder zuhause

in der Oberhauser Wohnung ist. Keine Sekunde fragt sich der Mann mit der rauen Schale und dem weichen Kern, ob ihm diese Aufgabe über den Kopf

wächst. „Sie war über 50 Jahre immer für mich da“, sagt er mit liebevolle­m Blick auf seine Frau. Ohne ihren Rückhalt, ihre Diplomatie und ihre Kenntnisse am Computer

hätte er seine zahlreiche­n Ämter nicht so akribisch ausüben können.

Kürzlich zeichnete Oberbürger­meisterin Eva Weber den Oberhauser, der am 15. April 80 Jahre alt wird, mit der Verdienstm­edaille „Für Augsburg“aus. Noch Wochen danach denkt er voller Rührung an die Feier im Goldenen Saal zurück. Es klingt kein bisschen überheblic­h, wenn Dieter Benkard von sich behauptet. „Ich habe viel erreicht für Oberhausen.“Und das nicht selten gegen den Widerstand seiner Partei. Er habe immer mit den Vertretern der anderen Parteien und mit den Referenten geredet, nennt der Jubilar sein Erfolgsrez­ept.

Den runden Geburtstag feiert Benkard im engsten Familienkr­eis. Und er hat nur einen Wunsch: Seiner Frau möge es bald wieder so gut gehen, dass sie gemeinsam ein paar Stunden im nahe gelegenen Kleingarte­n an der Wertach verbringen können. Seine tipptopp gepflegte Grünoase aufgeben zu müssen, fiele ihm schwerer als der Abschied von allen anderen Ämtern zusammen.

 ?? Foto: Andrea Bauman ?? Für Gartenarbe­it kann sich Altstadtra­t Dieter Benkard auch mit 80 Jahren noch begeistern.
Foto: Andrea Bauman Für Gartenarbe­it kann sich Altstadtra­t Dieter Benkard auch mit 80 Jahren noch begeistern.

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