Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehr Kriminalität durch Ausländer
Laut Kriminalitätsstatistik ist die Zahl nicht deutscher Tatverdächtiger bei Straftaten überrepräsentiert. Warum die Polizei nicht besorgt, aber aufmerksam ist und welche Rolle Jugendgruppen spielen.
Die Zahl der Gewalttaten in Deutschland ist gestiegen – ebenso die Anzahl nichtdeutscher Tatverdächtiger. Seit Veröffentlichung der bundesweiten Kriminalitätsstatistik wird in der Politik über Gründe und das Vorgehen gegen wachsende Ausländerkriminalität diskutiert. Auch in Augsburg, das nach München als zweitsicherste Großstadt über 200.000 Einwohner in Deutschland gilt, sind die Zahlen gestiegen. Wie die Polizei dies einordnet und was der ReesePark in Kriegshaber mit einem polizeilichen Erfolg zu tun hat.
An einem frühen Abend Mitte März fährt eine Polizeistreife durch den Reese-Park, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei fallen den Beamten vier junge Männer auf, weil sie beim Anblick der Polizei wegrennen. Die Polizisten finden bei zwei 18-Jährigen eine Schreckschusswaffe und ein Pfefferspray. Eine kleine Menge Rauschgift haben sie auch dabei. Nun wird gegen die beiden auch wegen Verstößen gegen das Waffengesetz ermittelt. Eine Polizeimeldung, wie sie immer wieder mal vorkommt. Die Herkunft der jungen Männer wurde darin nicht thematisiert. Fakt aber ist, dass die Polizei in den vergangenen Jahren ihre Präsenz an Treffpunkten bestimmter Jugendgruppen erhöht hat, die als problematisch gelten – eben auch im Reese-Park. „In den letzten Jahren organisieren sich in Augsburg insbesondere junge Tatverdächtige verstärkt in Gruppen“, berichtet Polizeisprecher Markus Trieb. „Innerhalb dieser Gruppen ist der Anteil ausländischer Tatverdächtiger überproportional hoch.“Sie machen einen Teil in der neuen Kriminalitätsstatistik für Augsburg aus.
Wie bereits berichtet, hat die Zahl ausländischer Tatverdächtiger in Augsburg zugenommen. Zwar bewege sie sich laut Polizei noch im Bereich statistischer Schwankungen, dennoch sei die Gruppe nichtdeutscher Tatverdächtiger deutlich überrepräsentiert. Hier ein paar Zahlen: Im Jahr 2023 wurden im Stadtgebiet 20.405 sogenannte bereinigte Straftaten registriert – begangen von Deutschen und Ausländern (versuchte Taten inbegriffen). Die Polizei spricht von „bereinigten“Straftaten, wenn Verstöße gegen
Aufenthalts- oder Asylgesetz nicht mitgerechnet werden. Das sind 860 Straftaten mehr als im Vorjahr, also 4,4 Prozent. Von den insgesamt 9968 Tatverdächtigen waren 4262 ohne deutschen Pass, der Ausländeranteil machte damit 42,8 Prozent aus.
Zum Vergleich: 2022 lag der Ausländeranteil bei 39,9 Prozent, im Vor-Corona-Jahr 2019 betrug der Wert 39,4 Prozent. „2019 registrierten wir 4124 nichtdeutsche Tatverdächtige, 2023 sind dies 4262“, berichtet Polizeisprecher Trieb. Die Steigerung des Ausländeranteils an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen im Jahr 2023 bewege sich mit plus 2,9 Prozent auf einem Niveau, bei dem es sich noch um den Bereich der normalen statistischen Schwankungen handeln könne. „Wir stellen bislang keine besonders besorgniserregenden Tendenzen in Zusammenhang mit der Entwicklung der Ausländerkriminalität in Augsburg fest“, betont Trieb. Gleichwohl werde man die Entwicklung weiterhin aufmerksam beobachten und, wenn erforderlich, präventiv und mit Strafverfolgung konsequent gegensteuern. Der Sprecher informiert, welche Straftaten begangen werden. Demnach zählen zu den häufigsten Delikten (bereinigt) Körperverletzung, Diebstahl, Beförderungserschleichung, Beleidigung oder Rauschgiftdelikte. Unter den 4262 verdächtigen Straftätern ausländischer Herkunft machten die Altersgruppen 21 bis 30 Jahre mit 1782 Personen und die 30- bis 40-Jährigen mit 1029 Personen den größten Anteil aus. Die für die Polizei auffälligste Entwicklung jedoch waren in den vergangenen Jahren die jungen Tatverdächtigen, die sich zu einschlägigen Gruppen zusammenschließen. Die Kriminalpolizei habe darauf reagiert und bereits vor zwei Jahren die „Arbeitsgruppe Jugend“gegründet, berichtet der Sprecher.
Die spezielle Ermittlungseinheit sammele Informationen zur Größe und personellen Zusammensetzung und bearbeite zentral alle schwerwiegenden Straftaten, die von Angehörigen der Gruppierungen begangen werden. Dass sich diese jungen Menschen durch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stadtteil definieren und dies mit den letzten beiden Ziffern der jeweiligen Postleitzahl zum Ausdruck bringen, ist hinlänglich bekannt. Als größte Gruppierung gilt die „54er“aus Oberhausen, die Polizei rechnete ihr zuletzt etwa 150 Mitglieder zu. Die Arbeit der „AG Jugend“scheint jedenfalls erfolgreich.
Man habe gegen mehrere bekannte Rädelsführer aus dem Bereich krimineller Jugendgruppen Untersuchungshaftbefehle oder Freiheitsstrafen wegen verschiedenster Straftaten erwirkt. „Das führte zu einer erkennbaren Verunsicherung und teilweisen Beruhigung der Szene“, meint Markus Trieb. Vor allem Kontrollen und Präsenz hätten sich positiv auf die Situation im Reese-Park ausgewirkt. „Damit konnten etwa Straftaten und Sicherheitsstörungen in Form von Brandstiftungen, Rauschgiftdelikten, Lärmbelästigungen und Müllablagerungen, die seit Sommer 2023 im Bereich des Reese-Parks festzustellen waren, weitgehend beendet beziehungsweise auf ein Mindestmaß reduziert werden.“
Kriminalpolizei hat „Arbeitsgruppe Jugend“gegründet.