Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verpuffungen erschweren Löscharbeiten
Ein Großbrand mit fast 170 Einsatzkräften jagt den Nachbarn in der Nacht auf Sonntag in dem kleinen Ort Stadel einen gewaltigen Schrecken ein. Ein Wohnhaus brennt dabei komplett ab.
Dinkelscherben-Stadel Am Mittag nach dem Brand eines Einfamilienhauses in Stadel, einem Ortsteil der Gemeinde Dinkelscherben, ist kaum noch vorstellbar, dass an der betroffenen Stelle 24 Stunden zuvor noch ein bewohnbares Wohnhaus stand. Bereits zu diesem Zeitpunkt weist ein Hinweisschild auf Gegenstände zum Verschenken hin: Ein Gartenzwerg und ein Set Espressotassen sind darunter. Wer braucht noch Tassen, wenn vom Wohnhaus überhaupt nichts mehr übrig ist? Kurz vor 21.30 Uhr am Samstagabend waren die Einsatzkräfte über den Brand informiert worden, der zunächst als Küchenbrand gemeldet wurde. Doch dann geriet das Feuer außer Kontrolle. „So einen Großbrand habe ich noch nie gesehen“, berichtet ein Nachbar. Auch von einigen Explosionen berichten Zeugen.
Gegen 21.20 wurde den Einsatzkräften ein Küchenbrand in einem Einfamilienhaus im Ortsteil Stadel gemeldet. Kurz nach dem Eintreffen von Polizei und Feuerwehr breitete sich der Küchenbrand im Inneren des Gebäudes über das gesamte Einfamilienhaus aus und griff schließlich auch auf ein angrenzendes Wirtschaftsgebäude über, berichtet die Polizei. Beide Gebäude gerieten trotz des Einsatzes von insgesamt 169 Einsatzkräften bei den Löscharbeiten weiter in Brand. Im Einsatz waren Feuerwehrleute aus Dinkelscherben, Zusmarshausen, Ried, Unterschöneberg, Oberschöneberg und
Breitenbronn. Sie wurden unterstützt durch den Rettungsdienst, die Polizei und den regionalen Energieversorger. Außerdem kamen einige Landwirtinnen und Landwirte aus der Umgebung mit Wasserfässern, weil die Hydranten vor Ort schnell überlastet waren.
Nach Berichten der Einsatzkräfte griff das Feuer zunächst von der Küche, die laut einem Zeugenbericht im ersten Stock des Gebäudes lag, auf den Dachstuhl über. Zudem wurde von mehreren Verpuffungen oder Explosionen berichtet. Aus diesem Grund konnten die Feuerwehrleute nur mit gebührendem Sicherheitsabstand löschen. Ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Gebäude konnten sie jedoch verhindern.
Am Tag danach ist von dem Haus nichts mehr übrig, jedoch stehen am Rande des Trümmerfelds eine Reihe von Gasflaschen. Eine Passantin, die das Haus gut und auch von innen kennt, berichtet, das Wohnhaus sei mit den Gasflaschen beheizt worden. Auch die Bereitung von Warmwasser funktionierte über das Gas aus den Flaschen, berichtet sie. Zudem soll in dem Wohnhaus viel brennbares Material gelagert worden sein, unter anderem Bücher. „Da ist aber überhaupt nichts mehr da“, so die Passantin.
Nachbarn berichten, dass sie am Samstagabend zunächst nicht zu Hause waren, als sie über soziale Medien von dem Feuer ganz bei ihnen in der Nähe erfuhren. Der Schreck sei groß gewesen, als sie das Ausmaß des Feuers und des Einsatzes erkannten. „Wir sind selbst Landwirte und wissen, dass
in so einem Fall der Funkenflug eine große Gefahr ist“, sagt ein Nachbar. Sie berichten, dass vor wenigen Jahren in dem Haus noch eine Familie wohnte. Nun sind die Kinder groß. Zumindest eine Bewohnerin war aber an dem Abend zu Hause. Sie konnte die Nacht nach einer medizinischen Untersuchung bei Nachbarn verbringen. Verletzt wurde sonst niemand, berichtet die Polizei. Was andere Nachbarn nicht verstehen: Ein herbeigeeiltes Familienmitglied wurde von der Polizei vor Ort erst einmal auf Alkohol im Blut untersucht, berichten sie am Tag danach.
Wie in solchen Fällen üblich hat
die Kriminalpolizei noch in der Nacht die Ermittlungen vor Ort übernommen. Sonntagmittag verbieten ein Absperrband und Hinweisschilder, den Brandort zu betreten oder zu verändern. Wie es genau zu dem Brand kam, wird noch von der Kriminalpolizei untersucht. Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln gibt es derzeit nicht. Laut der Polizei in Augsburg wird von fahrlässiger Brandstiftung ausgegangen. Das ist etwa dann der Fall, wenn heiße Asche in eine Mülltonne geschüttet wird oder Kerzen unbeaufsichtigt abgebrannt werden. Der entstandene Schaden könnte sich laut Polizei auf rund 250.000 Euro belaufen.