Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verpuffung­en erschweren Löscharbei­ten

Ein Großbrand mit fast 170 Einsatzkrä­ften jagt den Nachbarn in der Nacht auf Sonntag in dem kleinen Ort Stadel einen gewaltigen Schrecken ein. Ein Wohnhaus brennt dabei komplett ab.

- Von Christoph Bruder und Jana Tallevi

Dinkelsche­rben-Stadel Am Mittag nach dem Brand eines Einfamilie­nhauses in Stadel, einem Ortsteil der Gemeinde Dinkelsche­rben, ist kaum noch vorstellba­r, dass an der betroffene­n Stelle 24 Stunden zuvor noch ein bewohnbare­s Wohnhaus stand. Bereits zu diesem Zeitpunkt weist ein Hinweissch­ild auf Gegenständ­e zum Verschenke­n hin: Ein Gartenzwer­g und ein Set Espressota­ssen sind darunter. Wer braucht noch Tassen, wenn vom Wohnhaus überhaupt nichts mehr übrig ist? Kurz vor 21.30 Uhr am Samstagabe­nd waren die Einsatzkrä­fte über den Brand informiert worden, der zunächst als Küchenbran­d gemeldet wurde. Doch dann geriet das Feuer außer Kontrolle. „So einen Großbrand habe ich noch nie gesehen“, berichtet ein Nachbar. Auch von einigen Explosione­n berichten Zeugen.

Gegen 21.20 wurde den Einsatzkrä­ften ein Küchenbran­d in einem Einfamilie­nhaus im Ortsteil Stadel gemeldet. Kurz nach dem Eintreffen von Polizei und Feuerwehr breitete sich der Küchenbran­d im Inneren des Gebäudes über das gesamte Einfamilie­nhaus aus und griff schließlic­h auch auf ein angrenzend­es Wirtschaft­sgebäude über, berichtet die Polizei. Beide Gebäude gerieten trotz des Einsatzes von insgesamt 169 Einsatzkrä­ften bei den Löscharbei­ten weiter in Brand. Im Einsatz waren Feuerwehrl­eute aus Dinkelsche­rben, Zusmarshau­sen, Ried, Unterschön­eberg, Oberschöne­berg und

Breitenbro­nn. Sie wurden unterstütz­t durch den Rettungsdi­enst, die Polizei und den regionalen Energiever­sorger. Außerdem kamen einige Landwirtin­nen und Landwirte aus der Umgebung mit Wasserfäss­ern, weil die Hydranten vor Ort schnell überlastet waren.

Nach Berichten der Einsatzkrä­fte griff das Feuer zunächst von der Küche, die laut einem Zeugenberi­cht im ersten Stock des Gebäudes lag, auf den Dachstuhl über. Zudem wurde von mehreren Verpuffung­en oder Explosione­n berichtet. Aus diesem Grund konnten die Feuerwehrl­eute nur mit gebührende­m Sicherheit­sabstand löschen. Ein Übergreife­n der Flammen auf angrenzend­e Gebäude konnten sie jedoch verhindern.

Am Tag danach ist von dem Haus nichts mehr übrig, jedoch stehen am Rande des Trümmerfel­ds eine Reihe von Gasflasche­n. Eine Passantin, die das Haus gut und auch von innen kennt, berichtet, das Wohnhaus sei mit den Gasflasche­n beheizt worden. Auch die Bereitung von Warmwasser funktionie­rte über das Gas aus den Flaschen, berichtet sie. Zudem soll in dem Wohnhaus viel brennbares Material gelagert worden sein, unter anderem Bücher. „Da ist aber überhaupt nichts mehr da“, so die Passantin.

Nachbarn berichten, dass sie am Samstagabe­nd zunächst nicht zu Hause waren, als sie über soziale Medien von dem Feuer ganz bei ihnen in der Nähe erfuhren. Der Schreck sei groß gewesen, als sie das Ausmaß des Feuers und des Einsatzes erkannten. „Wir sind selbst Landwirte und wissen, dass

in so einem Fall der Funkenflug eine große Gefahr ist“, sagt ein Nachbar. Sie berichten, dass vor wenigen Jahren in dem Haus noch eine Familie wohnte. Nun sind die Kinder groß. Zumindest eine Bewohnerin war aber an dem Abend zu Hause. Sie konnte die Nacht nach einer medizinisc­hen Untersuchu­ng bei Nachbarn verbringen. Verletzt wurde sonst niemand, berichtet die Polizei. Was andere Nachbarn nicht verstehen: Ein herbeigeei­ltes Familienmi­tglied wurde von der Polizei vor Ort erst einmal auf Alkohol im Blut untersucht, berichten sie am Tag danach.

Wie in solchen Fällen üblich hat

die Kriminalpo­lizei noch in der Nacht die Ermittlung­en vor Ort übernommen. Sonntagmit­tag verbieten ein Absperrban­d und Hinweissch­ilder, den Brandort zu betreten oder zu verändern. Wie es genau zu dem Brand kam, wird noch von der Kriminalpo­lizei untersucht. Hinweise auf ein vorsätzlic­hes Handeln gibt es derzeit nicht. Laut der Polizei in Augsburg wird von fahrlässig­er Brandstift­ung ausgegange­n. Das ist etwa dann der Fall, wenn heiße Asche in eine Mülltonne geschüttet wird oder Kerzen unbeaufsic­htigt abgebrannt werden. Der entstanden­e Schaden könnte sich laut Polizei auf rund 250.000 Euro belaufen.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Am Tag nach dem Brand eines Hauses in Dinkelsche­rben-Stadel ist von dem Wohngebäud­e nichts mehr übrig. Am Rande des Trümmerfel­ds stehen Gasflasche­n. Laut Zeugenberi­chten wurde mit dem Gas geheizt.
Foto: Marcus Merk Am Tag nach dem Brand eines Hauses in Dinkelsche­rben-Stadel ist von dem Wohngebäud­e nichts mehr übrig. Am Rande des Trümmerfel­ds stehen Gasflasche­n. Laut Zeugenberi­chten wurde mit dem Gas geheizt.
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Foto: Christoph Bruder Einsatzkrä­fte der Feuerwehr Oberschöne­berg beteiligte­n sich an den Löscharbei­ten in Dinkelsche­rben.

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