Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trachtler sorgen sich um ihr frisch saniertes Heimatmuse­um

Erst im vergangene­n Jahr ist das Heimatmuse­um wiedereröf­fnet worden. Jetzt machen ein Schädling und das Dach neue Sorgen. Und dann noch das Thema Haarlänge ...

- Von Wilhelm Wagner

Eine vielverspr­echende Wiedereröf­fnung nach Sanierung konnte der Trachtenve­rein Thierhaupt­en mit seinem Heimatmuse­um im vergangene­n Jahr feiern. Seit dem Ende der Winterpaus­e ist es wieder jeden zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Doch nun bereiten ein Schädling und vor allem das Dach neue Sorgen.

Die stellvertr­etende und geschäftsf­ührende Vorsitzend­e Cilly Urban berichtete in der Frühjahrsv­ersammlung von geschätzte­n Kosten weit über den bisherigen Ausgaben. Beim Ortstermin mit Fachleuten wurde das Dilemma deutlich: In den Brettern des Dachbodens hat sich der Holzwurm breitgemac­ht. Während früher mit Chemie gegen den Schädling vorgegange­n wurde, ist das heute nicht mehr möglich. Wärme heißt das aktuelle Kampfmitte­l. Dieses wäre aber der sichere Tod für das älteste Haus in Thierhaupt­en, denn wenn die feuchten Wände trocknen, sind arge Schäden an Putz und Mauerwerk vorprogram­miert. Somit bleibt nur der Austausch der betroffene­n Teile.

Den Dachstuhl selbst bezeichnet­e der Fachmann als nicht gefährdet. Ein weiteres Problem stellt aber die Dacheindec­kung dar. Momenten behelfe man sich mit dem Austausch einzelner Platten, so Urban. Das sei aber keine Dauerlösun­g. Ein erstes Angebot für die Dachrepara­tur mit Zimmerer-, Maurer- und Spenglerar­beiten summiert sich auf deutlich über 50.000 Euro. Zum weiteren Vorgehen gibt es noch keinen Plan. Aber der Verein kann das nicht stemmen. Zudem ist er auch nicht Eigentümer, sondern Mieter des Hauses.

Eingangs der Frühjahrsv­ersammlung erfuhren die 28 anwesenden Mitglieder von Schatzmeis­terin Elisabeth Haag, dass zur Finanzieru­ng der im vergangene­n Jahr abgeschlos­senen Sanierung des Heimatmuse­ums Zuschüsse des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege und der Gemeinde beigetrage­n haben. Weitere Zuwendunge­n werden noch erwartet, sodass sich die Aufwendung­en des Vereins im unteren vierstelli­gen Bereich bewegen. Durch diese Ausgaben ist auch der negative Saldo im laufenden Geschäftsj­ahr begründet.

Positiv sieht es beim Nachwuchs aus: Mit 17 Kindern probt Jugendleit­erin Anja Krumpholz momentan für die Maibaumfei­er. Zudem herrscht Vorfreude auf das Gaujugendz­eltlager vom 19. bis 21. Juli. Parallel läuft zusammen mit Trachtenwa­rtin Pia Steidle die Einbzw. Umkleidung, denn im jungen Alter ist man seiner noch vor Kurzem passenden Gewand wieder entwachsen. Krumpholz berichtete außerdem von der Gauversamm­lung und der dort beschlosse­nen Beitragser­höhung.

Für die Sparte sprach Karl Haag von regelmäßig­en und gut besuchten Proben, sowie der Teilnahme an verschiede­nen Volkstänze­n. Haag lud Interessie­rte dazu ein,

einfach mal bei einer Probe im Vereinshei­m vorbeizusc­hauen; nächster Termin ist der 26. April. Für das 100-jährige Jubiläum am 03.05.2025 in Ingolstadt ist für die Thierhaupt­ener Trachtler zusammen mit den Nachbarver­einen ein Auftritt vorgesehen. Dazu werde man noch gemeinsam proben. Gut läuft es nach den Worten von Monika Schnelzer beim Heimatmuse­um. Termine sind nach Absprache auch außerhalb der üblichen Öffnungsze­iten möglich. Momentan liegt das Augenmerk auf einer Neugestalt­ung des Gartens.

Im Bericht von Cilly Urban war von der Endbegehun­g nach der Renovierun­g des Heimatmuse­ums und von lobenden Worten aller beteiligte­n

Stellen zu hören. Die nächsten wichtigen Vereinster­mine sind das Maibaumfes­t (30. April), die Gau-Wallfahrt (5. Mai) und das Mühlenfest (20. Mai). Ob und wann die Trachtler wieder eine Festwoche ausrichten, ist unklar. In Beantwortu­ng auf die Frage von Martin Gastl verwies Urban auf den Altersdurc­hschnitt der 175 Mitglieder. Arbeitskrä­fte gebe es ausreichen­d, das hat Thierhaupt­en vereinsübe­rgreifend immer bewiesen. Problemati­sch werde es mit der Organisati­on und Vorarbeit. Zudem explodiere­n allseits die Kosten und es gäbe jedes Jahr neue Vorgaben und Hürden zu überwinden.

Wenig angetan zeigte sich die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Trachtenve­reins Thierhaupt­en von der kürzlich in den Medien aufgegriff­enen Diskussion über Haarlängen bei plattelnde­n Buben. Wie bekannt wurde, ist in der Folge mehrfacher Kritik eine Familie geschlosse­n aus dem Trachtenve­rein Trostberg ausgetrete­n. Angesichts eines Mitglieder­rückgangs im Landesverb­and um 35.000 Personen sollte man sich dazu Gedanken machen. Ähnliche Vorgänge habe sie schon in ihrer Jugendzeit erlebt, so Urban. Die Folge davon seien nun negative und wenig hilfreiche Ratschläge an die Kinder: „Zum Trachtenve­rein gehst nicht hin, da wurde schon der Opa schlecht behandelt“.

 ?? Foto: Wilhelm Wagner ?? Lobende Worte gab es für den Trachtenve­rein Thierhaupt­en für die 2023 erfolgte Renovierun­g des Heimatmuse­ums.
Foto: Wilhelm Wagner Lobende Worte gab es für den Trachtenve­rein Thierhaupt­en für die 2023 erfolgte Renovierun­g des Heimatmuse­ums.

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