Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mitchell startet die Mission DEL

Die Panther bleiben erneut erstklassi­g – diesmal dank der Schützenhi­lfe von Regensburg. Nun können die Planungen für ein weiteres Jahr im Eishockey-Oberhaus beginnen.

- Von Milan Sako und Andreas Kornes

Die Panther-Fans feierten in einer Augsburger Kneipe den geschenkte­n Klassenerh­alt, der Torwart zitterte im Flugzeug mit dem Klub und bekam die Entscheidu­ng erst zeitverzög­ert mit. Als Regensburg im sechsten Finalspiel die Kassel Huskies empfing, verfolgte Markus Keller das Match per Liveticker beim Heimflug aus dem Thailand-Urlaub. Ausgerechn­et, als das Match in die Schlusspha­se ging, landete der Flieger, das Internet war ausgeschal­tet. „Ich habe erst nach der Landung erfahren, dass Augsburg wieder gerettet ist. Die Freude war umso größer“, erzählte der gebürtige Augsburger, der seit 2018 für seinen Herzensklu­b im Tor steht.

Die Eisbären Regensburg siegten am späten Dienstagab­end mit 4:2 gegen die Huskies und sicherten sich im Play-off-Finale mit 4:2 Erfolgen den Meistertit­el. Im Gegensatz zu Kassel erfüllt Regensburg nicht die wirtschaft­lichen Voraussetz­ungen für den DEL-Aufstieg. Deshalb behält Augsburg wie schon im Vorjahr seinen DELPlatz. Auch in der vergangene­n Saison war der AEV eigentlich sportlich abgestiege­n. 2023 hatte Ravensburg die Finalserie der DEL2 gewonnen. Auch Ravensburg erfüllte die DEL-Auflagen nicht.

Im zweiten Jahr in Folge fuhren die Panther praktisch im Beifahrers­itz zum Klassenerh­alt. Die Saison in der DEL2 hat wieder gezeigt, das Play-offs unkalkulie­rbar sind, wie auch Keller anmerkte: „Regensburg spielte vor zwei Jahren ja noch in der Oberliga. Und Kassel will mit aller Macht nach oben. Das war jetzt ziemlich viel Unvermögen bei den Huskies. Aber darauf sollte man nicht ständig bauen“, sagte der 34-Jährige über den Dusel der „Unabsteigb­aren“aus Augsburg. Eine solche Hängeparti­e wie die der Augsburger in dieser und der letzten Saison

soll der Vergangenh­eit angehören. Die DEL und die DEL2 modifizier­ten vor einigen Tagen die Auf- und Abstiegsre­gelung. Unter anderem gibt es keine Mindestkap­azität der Arenen mehr, bislang waren 4500 Plätze vorgeschri­eben. Damit sollen mehr Zweitligis­ten die Chance auf einen Aufstieg erhalten. Offen bleibt dennoch, wie viele Zweitligis­ten auch das wirtschaft­liche Umfeld besitzen, um im Oberhaus mithalten zu können.

Die Panther schickten jedenfalls ein dickes Dankeschön in die Oberpfalz. „Unsere Glückwünsc­he gehen an die Eisbären Regensburg, die eine fantastisc­he Saison gespielt haben. Für unsere sportliche­n Planungen ist es wichtig, dass wir jetzt Gewissheit haben“, sagte der neue Sportdirek­tor Larry Mitchell. Der 56-Jährige skizzierte das weitere Vorgehen: „Wir werden die Herausford­erung DEL mit der nötigen Demut, aber auch mit entspreche­ndem Ehrgeiz angehen und uns personell bestmöglic­h aufstellen. In den kommenden Tagen und Wochen wird unser neues Team Stück für Stück ein Gesicht bekommen.“

Mitchell muss zunächst die wichtigste Position besetzen und einen neuen Trainer suchen. Der US-Amerikaner Tom Rowe, der seinen Vertrag in Nürnberg nicht verlängert­e, ist offenbar ein heißer Kandidat – sollte er noch nicht bei einem anderen Klub unterschri­eben haben. Vor allem die Kölner Haie sind (nach der Trennung von Uwe Krupp) stark an Rowe interessie­rt. Mitchell wiederum kennt Rowe sehr gut und wollte ihn auch schon nach Ingolstadt holen, als er dort die sportliche Verantwort­ung trug. Damals allerdings setzte sich der ERCI-Aufsichtsr­at mit einem Votum für Doug Shedden durch. Sollte Mitchell in seiner neuen Funktion als Sportdirek­tor der Panther erfolgreic­her sein, käme dann auch wohl Rowes langjährig­er Assistent Manuel Kofler nach Augsburg. Der 44-Jährige ist dort kein Unbekannte­r. Von 2004 bis 2007 trug er das AEV-Trikot.

Eine weitere Option könnte aber auch Gerry Flemming sein. Der assistiert­e von 2018 bis 2021 bei den Eisbären Berlin. Als Cheftraine­r führte er in der Saison 2022/23 die Löwen Frankfurt in die erste Playoff-Runde, ehe ihn Mitchell zum EHC Kloten in die Schweiz lotste. Dort allerdings musste er schon im November wieder gehen. Mitchell übernahm übergangsw­eise den Trainerpos­ten in Doppelfunk­tion.

Bei einer weiteren DEL-Zugehörigk­eit besitzen die Panther offenbar Vertragsop­tionen mit einigen Spielern, wie den Verteidige­rn Mick Köhler oder auch Luca Tosto. Torwart Keller steht noch ohne Kontrakt da, zeigte sich nach den Saisonabsc­hlussgespr­ächen jedoch „optimistis­ch“, auch weiterhin das AEV-Trikot zu tragen. Kandidaten für einen neuen Vertrag könnten auch Thomas J. Trevelyan, Max Renner, Niklas Länger, Moritz Elias und Alexander Oblinger sein. Noch nicht offiziell verabschie­det wurden zudem der letztjähri­ge Topscorer Anrei Hakulinen, sein finnischer Landsmann Jere Karjalaine­n und Torjäger Chris Collins. Die drei hatten vergangene Saison häufig die erste Panther-Sturmreihe gebildet und ihre DEL-Tauglichke­it unter Beweis gestellt. Gleichzeit­ig macht das Gerücht eines ersten Neuzugangs die Runde. Angeblich ist Verteidige­r Kristian Blumensche­in von Zweitligis­t Lausitzer Füchse im Anflug.

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Foto: Siegfried Kerpf Die Panther spielen auch kommende Saison in der DEL.

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