Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Österreicher“erwägt Klage gegen die Stadt
Seit der Standaufgabe auf dem Stadtmarkt liegt das Ehepaar Vogl mit der Stadt im Clinch. Wie ein Treffen mit dem Marktamt ausging und was ihr Anwalt sagt.
Geschirr, Barrique-Fässer, Stühle – Wolfgang und Marion Vogl verkaufen in diesen Tagen etliche Sachen ihres einstigen Geschäfts Wein Kultur Österreich auf dem Stadtmarkt an Interessenten. Das Ehepaar räumt seinen Stand in der Obstgasse aus. Rund 15 Jahre hatte es das Lokal geführt. Das Ende ist unschön. Seit Wochen liegen Vogls im Streit mit dem Marktamt. Es geht um die Vergabepraxis der Stände. Weil ihr Wunsch-Nachfolger bei der Neuvergabe nicht zum Zug kam und damit die mit ihm vereinbarte Ablösezahlung geplatzt ist, fordern die Vogls Schadensersatz von der Stadt. Ein Anwalt ist eingeschaltet. Vor wenigen Tagen fand ein gemeinsames Treffen der Parteien statt.
„Wir waren so lange auf dem Stadtmarkt und hatten eine gute Reputation. Ich glaube, die wollen uns jetzt einfach nur schaden.“Mit „die“meint Wolfgang Vogl das Marktamt, das für den Stadtmarkt zuständig ist. Vogl hat schon in den letzten Jahren mit Kritik an der Behörde nicht hinter dem Berg gehalten, wenn er es für angemessen erachtete.
Nach einer Einbruchserie auf dem Stadtmarkt 2023 etwa beklagte er, es würden nicht genügend Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und die Händler mit dem Einbruchsrisiko alleine gelassen. Im aktuellen Streit um die Vergabe seines Ladens, so vermutet Vogl jetzt, wolle man es ihm dafür heimzahlen. Wie berichtet, kritisiert das Ehepaar die Vergabepraxis auf dem Stadtmarkt.
Für den Stand hatte „der Österreicher“, wie Vogl von Stammkunden genannt wurde, mit dem Immobilienunternehmer Josef Eser einen Nachfolger gefunden. Man sei sich einig über eine Ablösesumme gewesen. Eser hatte sich, wie er unserer Redaktion bestätigte, zeitnah beim Marktamt beworben. Doch dann habe er lange nichts gehört
und sich in der Sache zurückgezogen. Vogls werfen dem Marktamt vor, dass die Ausschreibung verzögert worden sei und deshalb die Nachfolge ihres Wunschkandidaten platzte. Vonseiten des übergeordneten und zuständigen Wirtschaftsreferats wurden die Vorwürfe bereits zurückgewiesen.
Die Ausschreibung sei laut Referent Wolfgang Hübschle (CSU) im Februar ordnungsgemäß online erfolgt. Man habe sich für das Hotel Maximilian’s entschieden, dessen Konzept einer Vinothek mit Imbiss auf dem Stadtmarkt habe
überzeugt. Die Vogls forderten von der Stadt zunächst Schadensersatz für die ausgefallene Ablösesumme. Inzwischen zeigt man sich seitens Vogl wohl kompromissbereit. Doch das Marktamt bleibt offenbar hart.
Beim Treffen in dieser Woche, so berichtet Vogls Anwalt Marcus Klopfer, habe die Behörde einen Vergleichsvorschlag „in Bausch und Bogen“abgelehnt. „Bei der Stadt ist man der Meinung, es sei alles richtig gelaufen. Das steht diametral zu unserer Auffassung.“Der Rechtsanwalt sagt, dass ihnen
eine friedliche Einigung lieber gewesen wäre. Als nächsten Schritt überlege man, Klage zu erheben. Aus dem Wirtschaftsreferat wird das Treffen nicht kommentiert. Einen neuen Sachstand gebe es nicht, sagt Hübschle auf Nachfrage und betont erneut, dass keine Pflicht bestehe, vorgeschlagene Nachmieter auszuwählen. „Grundsätzlich kann jeder Vermieter frei entscheiden, an wen er vermietet.“Mit dem Hotel Maximilian’s habe man einen „höchst attraktiven Standbetreiber“für den Stadtmarkt gewinnen können, sagt
Hübschle. Hoteldirektor Theodor Gandenheimer wollte sich zuletzt noch nicht zu den genauen Plänen des Lokals äußern.
Anwalt Marcus Klopfer meint dazu: „Dass künftig das Maximilian’s den Stand betreiben wird, ist okay. Aber der Weg dahin war rechtlich so fehlerhaft gestaltet, dass für meine Mandantschaft Schadensersatzanspruch besteht.“Währenddessen räumen die Vogls ihren einstigen Laden in der Obstgasse weiter aus. Das Marktamt habe ihnen die Frist zur besenreinen Übergabe verlängert.