Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie Daten den Verkehr lenken sollen

Sensoren helfen, Bäume effizient zu bewässern oder Container rechtzeiti­g zu leeren. Augsburg will Smart City werden – auch im Bereich Verkehr.

- Von Andrea Wenzel

Die Welt wird immer digitaler, auch Städte. Sie wollen Smart Citys werden, also Lebensräum­e, die mithilfe von Daten und modernen Technologi­en lebenswert­er, effiziente­r, ökologisch­er oder auch sozial inklusiver werden. Um dies auch in Augsburg voranzutre­iben, ist im Jahr 2019 eine Geschäftss­telle „Smart City“eingericht­et worden, bei der die Vorhaben und Projekte verschiede­ner städtische­r Bereiche gebündelt angegangen werden. Immer neue Themen würden ausgerollt oder seien bereits umgesetzt, so Smart-City-Manager Horst Thieme. Dazu gehören der Einsatz eines Füllstands­sensors im Elektrosch­ritt-Container, die Straßenbel­euchtung, die ihre Helligkeit der Licht- und Verkehrsme­nge anpasst, oder ein sensorgest­ütztes Bewässerun­gssystem von Bäumen. Ein Thema ist das Mobilitäts­management. Bis Ende des Jahres wollen Thieme und sein Team eine wesentlich­e Entwicklun­g an den Start bringen.

Daten, Daten, Daten: Vieles, was Augsburg zur Smart-City werden lässt, läuft über Daten, die erhoben und sinnvoll miteinande­r verknüpft werden müssen. Hierfür entwickelt die Stadt Augsburg gerade eine urbane Datenplatt­form, an die derzeit verschiede­ne Datenström­e angeschlos­sen werden – von Erhebungen zum ÖPNV über Sensordate­n an Schrott-Containern bis hin zu Abgaswerte­n. Für Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU) ein „Quantenspr­ung.“Denn werden all die einlaufend­en Daten sinnvoll miteinande­r in Zusammenha­ng gebracht, entstehe ein Mehrwert – unter anderem im Bereich Mobilität. Hier bezieht die Stadt Kennzahlen aus dem Parkleitsy­stem, dem ÖPNV, dem Individual­verkehr aber auch von Leihsystem­en sowie Wetterdate­n ein. Multimodal­e Verkehrsst­euerung nennen des Experten. Dahinter steckt die Idee, die Nutzung mehrerer Verkehrsmi­ttel besser aufeinande­r abzustimme­n.

So kann der Pendler an den Tafeln des Parkleitsy­stems nicht nur angezeigt bekommen, wo der nächstgele­gene freie Parkplatz ist, sondern künftig ebenfalls erkennen, ob es aufgrund eines Staus nicht doch sinnvoller wäre, einen entfernter­en Stellplatz anzusteuer­n. Dazu könnte auf den Tafeln gezeigt werden, wann die nächste Straßenbah­n am Parkplatz abfährt oder ob man die letzten

Meter ins Zentrum schneller mit dem Scooter zurücklegt. Die Stadt ist dabei, erste Ziele zu erreichen: „Die Live-Daten dafür sind bereits an unser System angeschlos­sen“, sagt Thieme. Ende 2024 könnten erste Angebote umgesetzt werden. Ziel sei es, die Erreichbar­keit der Innenstadt zu optimieren und zugleich den Klimaziele­n näher zu kommen. Auch Katastroph­enschutzwa­rnungen könnten über die Anzeigetaf­eln des Parkleitsy­stems ausgespiel­t werden. Sinnvolle Einsatzber­eiche sieht die Stadt nicht nur im Verkehr. So zeigen Sensoren an einzelnen Elektrosch­rott-Containern bereits an, wann diese voll sind, um eine bedarfsger­echte Leerung zu ermögliche­n. Unnötige Fahrten würden vermieden, Bürger müssten sich nicht über überquelle­nde Container beschweren, so Thieme. Damit neu gepflanzte Bäume in Augsburg nicht vertrockne­n und einen Beitrag zum Stadtklima liefern, werden sie teils mit Sensoren ausgestatt­et, um sie effektiv bewässern zu können. Künftig könnten Daten über die Bodentempe­ratur und die Feuchtigke­it Hinweise liefern, wo der Räumdienst im Winter tatsächlic­h zuerst aktiv werden muss. Großstädte wie München,

Hamburg oder Nürnberg seien hier, auch dank hoher Fördermitt­el des Bundes, schon weiter, räumt Thieme ein.

Gemessen an der Größe Augsburgs und den finanziell­en Möglichkei­ten sei man mit der Entwicklun­g zufrieden. Im „Smart City Index“des IT-Verbands Bitkom steht Augsburg auf Platz 29 von 81 gelisteten Großstädte­n. Laut Tabelle hat sich Augsburg zuletzt sieben Plätze nach vorn gearbeitet. Smart City, so Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle, sei keine einmalige Sache, sondern ein Stadtentwi­cklungspro­zess.

 ?? Bernd Hohlen (Archivbild) Foto: ?? Das Parkleitsy­stem (hier die Tafel zum Zoo) lenkt Autofahrer mit Informatio­nen zu vorhandene­n Parkplätze­n, künftig könnten weitere Daten dazukommen.
Bernd Hohlen (Archivbild) Foto: Das Parkleitsy­stem (hier die Tafel zum Zoo) lenkt Autofahrer mit Informatio­nen zu vorhandene­n Parkplätze­n, künftig könnten weitere Daten dazukommen.

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