Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Berechtigte Zweifel an der Eignung
Die Diskussion, ob die WernerEgk-Schule umbenannt werden soll oder nicht, löste 2019 heftige Diskussionen im Stadtteil Oberhausen und darüber hinaus aus, und es gibt wenig Anlass zu glauben, dass es 2024 anders sein wird. In der Diskussion über Umbenennungen spielen viele Aspekte eine Rolle: der Umgang mit der NS-Zeit etwa und die Frage, nach welchem Maßstab man das Handeln der damaligen Personen beurteilen soll. Es geht um Gewohnheiten und lästige Umgewöhnungen und auch um die in der Diskussion um das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach aufgeworfene Frage, ob man nach Jahrzehnten des Wegdrückens dieses Themas inzwischen zu genau hinschaut. Das Thema Erinnerungskultur ist Teil der konfliktreichen Auseinandersetzung, die die Gesellschaft gerade beherrscht.
Die jetzt bekannt gewordenen neuen Erkenntnisse zu Werner Egk sind schockierend, aber in der Breite noch zu bruchstückhaft dargestellt, damit sich auch die Öffentlichkeit eine fundierte Meinung bilden kann. Die Debatte, die nun in Augsburg zu führen sein wird, muss schnell mit Fakten unterfüttert werden, damit sie auf einer soliden und allgemein zugänglichen Basis stattfindet. Wie hat sich Egk wann wem gegenüber in welchem Kontext geäußert?
Was man jetzt schon sagen kann: Egks Eignung als Namenspatron einer Schule ist in ganz anderem Maße anzuzweifeln als 2019. Es ist angesichts der herabwürdigenden Äußerungen in Richtung jüdischer Musiker kaum vorstellbar, dass der Name bleibt. Das sehen auch CSU und Pro Augsburg so, die eine bemerkenswerte politische Kehrtwende machen. Die neuen Erkenntnisse sind wohl so erdrückend, dass ein Verweis auf die alte Beschlusslage nicht mehr angemessen scheint.