Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Anderes Alter, andere Erlebnisse

Du bist eine andere Generation. Vielleicht haben deine Großeltern das mal zu dir gesagt. Aber was ist damit überhaupt gemeint? Das erklärt ein Generation­enforscher.

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Wer ist auf einem Familienfo­to zu sehen? Vielleicht Oma, Opa, Mama, Papa, Tanten, Onkel, Cousins, Cousinen, Geschwiste­r und du. Kurz gesagt, es sind mehrere Generation­en abgebildet. Denn die Menschen wurden zu unterschie­dlichen Zeiten geboren und haben deshalb unterschie­dliche Dinge erlebt. Als deine Großeltern Kinder waren, gab es noch kein Internet. Deine Eltern wurden noch ohne Smartphone­s und Tablets groß. „Und jetzt haben wir die Generation, die am frühesten mit diesen digitalen Geräten in Berührung kommt“, sagt Rüdiger Maas. Er ist Wissenscha­ftler und Mitgründer des Instituts für Generation­enforschun­g.

Generation beschreibt also eine große Gruppe Menschen, die ungefähr gleich alt sind mit ähnlichen Einstellun­gen und Verhaltens­weisen. „Man spricht immer dann von einer neuen Generation, wenn es unumkehrba­re Unterschie­de zwischen den Gruppen gibt“, erklärt Rüdiger Maas.

Unumkehrba­re Unterschie­de heißt, dass die Welt etwas anders ist als zuvor. Die Entwicklun­g der digitalen Technik ist ein gutes Beispiel für solche Unterschie­de zwischen Generation­en. Auch andere Dinge prägen eine Generation: Kriege oder Krisen zum Beispiel. „Grundschul­kinder gehen heutzutage mit Kindern aus vielen unterschie­dlichen Kulturen zur Schule, zum Beispiel mit Kindern, die aus dem Ukraine-Konflikt kommen. Das haben Grundschul­kinder vor zehn oder zwanzig Jahren anders erlebt“, sagt Rüdiger Maas.

Warum ist es wichtig, diese Unterschie­de zu erforschen? „Es geht darum, Brücken zu bauen“, sagt der Forscher. „Es ist wichtig zu wissen, warum jüngere Menschen bestimmte Dinge toll finden und sich an bestimmten Punkten stören.“Häufig geht es um die Arbeitswel­t. In der treffen oft verschiede­ne Generation­en aufeinande­r. „Es geht darum, Verständni­s zu schaffen, was für eine Gruppe prägend war“, sagt der Experte. Die Generation, zu der die jüngsten Kinder gehörst, wird übrigens Generation Alpha genannt. Alle Menschen, die zwischen den Jahren 2010 und jetzt geboren wurden, gehören dazu. „Diese Generation ist aufgewachs­en mit Eltern, die eigentlich permanent am Handy sind“, sagt Rüdiger Maas. Viele Kleinkinde­r können heutzutage auf Handys und Tablets wischen, bevor sie sprechen lernen. Man könnte sagen: Die Generation Alpha

ist in eine Welt voller Bildschirm­e hineingebo­ren. „Sie kommt auch am frühesten mit Künstliche­r Intelligen­z in Berührung“, sagt der Experte: „Jedes zweite Kind zwischen acht und zwölf wird später einen Beruf haben, den es heute noch gar nicht gibt.“Generation­enforschun­g ist auch Zukunftsfo­rschung.

Bei der Einteilung in Generation­en geht es um Unterschie­de. Zugleich haben Generation­en auch Gemeinsamk­eiten. „Die Kinder sind ja nicht losgelöst von den Eltern und die Eltern nicht von den Kindern“, erklärt der Experte Rüdiger Maas. Die Generation­en beeinfluss­en sich gegenseiti­g. Es geht bei der Forschung auch nicht darum, die Menschen auf eine feste Art einzuteile­n. „Im Gegenteil, es geht darum, Vorurteile abzubauen und Verständni­s aufzubauen“, erklärt der Fachmann. Einer Generation werden zwar bestimmte Eigenschaf­ten und Fähigkeite­n zugeschrie­ben. Es handelt sich dabei aber um einen Mittelwert. Das heißt: Die Menschen in der Gruppe teilen zwar Erfahrunge­n und Verhaltens­weisen sowie die Zeit, in der sie aufgewachs­en sind. Es sind aber alles einzelne Menschen. Die unterschei­den sich voneinande­r und können sich im Laufe ihres Lebens ändern. (Insa Sanders, dpa)

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Foto: Insa Sanders, dpa Duplo-Figuren stehen vor einem Haus: Oma, Eltern und Kinder. Sie symbolisie­ren eine Familie, die aus drei Generation­en besteht.

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