Augsburger Allgemeine (Land West)
Flüchtlinge auf demWeg zur Grenze
Dramatische Szenen in Budapest
Budapest Der umstrittene Umgang der ungarischen Behörden mit Flüchtlingen hat erneut zu dramatischen Szenen geführt. Nachdem die Polizei den Budapester Keleti-Bahnhof tagelang blockiert hatte und der grenzüberschreitende Bahnverkehr eingestellt worden war, brachen mehr als tausend Flüchtlinge zu Fuß vom Bahnhof in Richtung österreichischer Grenze auf. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán hatte am Vortag die Flüchtlingskrise als „deutsches Problem“bezeichnet. Daraufhin telefonierte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) mit dem ungarischen Botschafter in Deutschland. Dabei habe er die Auffassung der Bundesregierung zu dem Thema deutlich gemacht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Mehr als tausend Flüchtlinge brachen daraufhin in einem großen Marsch vom Budapester Bahnhof Keleti zu Fuß in Richtung der rund 175 Kilometer entfernten österreichischen Grenze auf. Sie überquerten die Elisabeth-Brücke über die Donau, ohne dass die Polizei eingriff. Zeitgleich hat das Parlament in Budapest im Eilverfahren seine Gesetze gegen Einwanderer verschärft. Die Abgeordneten verabschiedeten ein von der Regierung Orbán vorgelegtes Gesetzespaket, das unter anderem bis zu drei Jahre Haft für illegalen Grenzübertritt vorsieht. Zudem kann künftig die Armee an den Grenzen eingesetzt werden.
In der Nacht teilte die ungarische Regierung mit, die in Richtung Österreich marschierenden Flüchtlinge mit Bussen an die Grenze zu bringen. Den Flüchtlingen werde angeboten, sich zum Grenzübergang Hegyeshalom fahren zu lassen, sagte der Stabschef von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, Janos Lazar, in Budapest.